Lexikon der Futtermittel

Bierhefe in der Pferdefütterung: Allrounder für die Vitalität

Ein Artikel von Eva Schweiger | 01.10.2021 - 10:49
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Bierhefe wird in der Pferdefütterung vor allem wegen ihrer positiven Wirkung auf Haut, Fell und Darm gschätzt.
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Die Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae), auch Bäckerhefe genannt, ist einer der wichtigsten Mikroorganismen für die Herstellung von Nahrungsmitteln. Sie gehört zu den Pilzen und ist durch ihre Fähigkeit, Zucker je nach Sauerstoffverfügbarkeit entweder in Alkohol oder in Kohlendioxid und Wasser umzuwandeln, zum Beispiel in der Herstellung von Bier, Wein und Brot unverzichtbar.

In der Pferdefütterung wird inaktivierte oder vermehrungsunfähige Hefe verwendet, sodass keine gefährlichen Mengen Gas oder Alkohol entstehen können. Bierhefe wird aufgrund ihres Gehalts an hochwertigen Fetten und Eiweißen, verschiedenen B-Vitaminen und Biotin verfüttert. Außerdem hat sie positive Wirkung auf die Darmflora. Aber Achtung! Im Handel sind zwei sehr unterschiedliche Produkte erhältlich, die oft in einen Topf geworfen werden: einerseits probiotische Lebendhefe und andererseits inaktivierte präbiotische Bierhefe.
 

Lebendhefe wird im Darm aktiv

Besonders in Phasen großer Stressbelastung oder bei einem allgemein schwachen Verdauungssystem kann es sinnvoll sein, den Pferdekörper über eine Stärkung der Darmflora zu unterstützen. Lebendhefe (auch bekannt als „Yea Sacc“) gelangt unbeschadet bis in den Dickdarm des Pferdes und kann das dort ansässige Mikrobiom aktiv verändern. Sie hilft, Raufaseranteile im Futter aufzuschließen (besonders dann, wenn zugleich viel Stärke in der Ration enthalten ist, wie aus verschiedenen Studien hervorgeht) und krankheitserregende Bakterien und Substanzen unschädlich zu machen. Die meisten Untersuchungen dazu beziehen sich jedoch auf Masttiere, die bei Hefefütterung erwiesenermaßen schneller an Gewicht zulegen und ein stärkeres Immunsystem entwickeln.

Bei Pferden, die große Leistung erbringen müssen, kann dieser Effekt durchaus gewünscht sein. Auch Verdauungsprobleme wie Kotwasser oder Durchfall können mit einer kurweisen Fütterung von Lebendhefe (etwa 10 bis 20 Gramm täglich) oft gut in den Griff bekommen werden. Ausschlaggebend für die Dosierung ist die KBE-Zahl, die angibt, wie viele lebensfähige Zellen (koloniebildende Einheiten, KBE) enthalten sind, wie „konzentriert“ das Futtermittel also ist.


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Präbiotische Bierhefe liefert Eiweiß und Vitamine

Im Unterschied zu Lebendhefe enthält präbiotische Bierhefe keine lebenden Zellen. Sie wird als Reinprodukt oder Biertreber-Bierhefe angeboten. Biertreber nennt man die Spelzen, Malzbestandteile und unlöslichen Proteine, die bei der Herstellung von Bier als Nebenprodukt anfallen. Er ist eiweiß- und ballaststoffreich und schmeckt Pferden meist gut, sodass die beigemischte Bierhefe besser angenommen wird.

Da die Hefezellen hier abgetötet sind, können sie die Darmflora nicht direkt verändern, liefern aber wertvolle Nährstoffe. Diese sind zum Beispiel im Fellwechsel, nach einer Erkrankung, zur Unterstützung der Entgiftung und der Stoffwechselvorgänge allgemein hilfreich. Vorsicht ist bei hohen Dosierungen aufgrund des Phytinsäuregehalts geboten, der die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe und Spurenelemente hemmen kann.