Fütterung

Bunt und gesund: Laub als Futterergänzung?

Ein Artikel von Eva Schweiger | 22.10.2021 - 12:33
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© www.slawik.com

Diverse Futtermittelhersteller haben es längst erkannt: Die Blätter, Rinden, Zweige, Blüten und Früchte von Bäumen und Sträuchern sind ein wichtiger und wertvoller Teil der Ernährung eines Pferdes. Gerade, weil das Durchschnittspferd in unseren Breiten eine relativ eintönige Grunddiät aus Heu und Gras von artenarmen Wiesen und Weiden erhält, ist mehr Vielfalt am Speiseplan oft sinnvoll. Es gibt also Futtermischungen, zum Teil sogar für bestimmte Jahreszeiten konzipiert, die zum Beispiel Baumlaub als Ergänzungsfutter enthalten. Dieses liefert nämlich eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Wirkstoffen, die für die Gesundheit des Pferdes (in Maßen!) förderlich sind.

Auch auf Pferdeweiden verabschiedet man sich zum Glück immer öfter von den Varianten „Golfplatz“ oder „Kuhweide“ und pflanzt auf durchdachte Weise holzige Pflanzen, die den Pferden Schatten, Beschäftigung, Witterungsschutz und eben auch eine Nahrungsergänzung bieten. 

Buche im Frühling, Walnuss im Herbst

Hat man das Glück, Pferden eine große Vielfalt an frei zugänglichen Bäumen und Sträuchern bieten zu können, wird man Interessantes feststellen. Die Beobachtung zeigt: Nicht jeder Baum steht zu jeder Jahreszeit gleich hoch im Kurs. Buchenblätter zum Beispiel sind im Frühling besonders zart. Steht auf der Weide ein Walnussbaum, suchen ihn die Pferde im Sommer gerne als natürlich insektenfreie Zone auf, denn die Plagegeister meiden die ätherischen Ausdünstungen des Baums. Vor allem im Herbst fressen sie dann hin und wieder einige der Walnuss-Blätter, denn die haben eine entwurmende, leberstärkende, blutreinigende und stoffwechselanregende Wirkung. Gar nicht so verkehrt, in Zeiten, die den Pferdeorganismus durch den Herbstfellwechsel, die Umstellung vom Sommer- aufs Wintermenü, die erhöhte Belastung durch Schimmelpilze und dergleichen fordern. 

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Vielfältiger Bewuchs auf der Weide bringt gesunde Abwechslung in den Speiseplan. © rihaij / pixabay

Apotheke in Grün

Auch viele weitere einheimische Baum- und Straucharten sind gute pflanzliche Mitbewohner von Pferden und enthalten medizinisch wirksame Inhaltsstoffe: Weide und Pappel, Eberesche, Birke, Linde, Feldahorn, Hainbuche und Haselnuss, diverse Obstbäume und Beerensträucher oder auch der allgegenwärtige Holunder sind nur einige davon. Holunderblätter werden von Pferden zum Beispiel gar nicht gefressen, die Sträucher wachsen dafür so auch ohne Verbissschutz in die Höhe und Breite und spenden Schatten und Witterungsschutz auf der Weide. Giftige und bedenkliche Gehölze wie Eibe, Goldregen oder Bergahorn sollten natürlich nicht in Pferdenähe stehen. Die Gefahr einer Vergiftung durch abgefallenes Herbstlaub ist jedoch auch hier gering, wenn die Pferde nicht aus Hunger oder Langeweile zum Fressen verleitet werden.   

Oft macht gerade die große Menge an Laub im Herbst Sorgen: Stehen viele Bäume rund um Stall und Weide, kommen vor dem Winter mitunter richtige Laubberge zusammen. Normalerweise fressen die Pferde trotzdem kaum davon, wenn ihnen genügend alternatives Rauhfutter zur Verfügung steht. Als Steppentier ist das Pferd hauptsächlich Gras-Liebhaber. Aber: Laub gehört als Futterergänzung eben auch auf den natürlichen Speiseplan. Viele Laubblätter haben hohe Gehalte intensiv wirksamer Inhaltsstoffe, die ihnen ein starkes Aroma verleihen, das Pferden sowieso nur in kleinen Mengen schmeckt. Gut so, denn zu viel der Gerb- und Bitterstoffe und ätherischen Öle, die in großen Mengen den empfindlichen Verdauungstrakt des Pferdes aus seiner Balance bringen könnten, fressen sie damit nicht. In kleinen Dosen aber regen genau diese Substanzen den Organismus an, harmonisieren Stoffwechselvorgänge oder helfen bei der Entgiftung.

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Beim Ausritt oder Spaziergang kann man den Pferden zusätzlich Zugang zu einer größeren Vielfalt an Pflanzen bieten. © www.slawik.com

Die Vielfalt macht’s!

Ob frisch vom Baum im Frühling und Sommer oder praktisch vom Boden im Herbst: Laub (von ungiftigen!) Bäumen und Sträuchern dient also zur sinnvollen und empfehlenswerten Vervollständigung des Futterplans. Aber Achtung: Das Pferd sollte selbst entscheiden dürfen, wie viel und welches Laub es frisst, und keinesfalls aus Hunger oder Langeweile mehr davon aufnehmen, als gesund wäre. Dieselben Kräuter- oder Laubmischungen über lange Zeit dem täglichen Futter beizumischen, ist daher ebenfalls keine gute Idee. Leicht kommt es zu Ungleichgewichten und Über- oder Unterversorgung mit den diversen Inhaltsstoffen.

Besser, man wechselt alle vier bis sechs Wochen zu einer neuen, im Idealfall der Jahreszeit angepassten, Mischung. Oder macht regelmäßig Spaziergänge entlang von wilden Hecken, Waldrändern oder durch den Wald und bietet seinem Pferd damit ein abwechslungsreiches und gesundes Wildpflanzen-Buffet. Kommt das Laub im Herbst zum Pferd, anstatt umgekehrt, sollte man allerdings im Kopf behalten, dass sich in den feuchten Laubhaufen sehr leicht Schimmelpilze bilden. Moderndes, nasses sowie bereits sichtbar verpilztes Laub wird darum am besten von Paddocks und Koppeln entfernt.