Pferde scheren

Pferdeschur: Die beliebtesten Schnitte von klassisch bis schrill

Ein Artikel von Stephanie Schiller | 23.09.2021 - 15:38
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Teil-Schur: In manchen Fällen reicht es, das Pferd nur an jenen Stellen zu scheren, an denen es bei der Arbeit stark schwitzt. © www.slawik.com

Hat man alle Pros und Kontras abgewogen und sich dafür entschieden, dem Vierbeiner eine flotte Frisur zu verpassen, stellt sich nur noch eine Frage: Welche? Die Auswahl geht von viel Fell bis wenig Fell, von traditionellen Schnitten bis hin zu künstlerischen Mustern. Neben persönlichen Präferenzen und der Optik sollte aber vor allem der Zweck bei der Entscheidung für eine bestimmte Rasur im Vordergrund stehen. Je nach Rasse, Verwendung und gesundheitlichem Status des jeweiligen Pferdes bieten sich vor allem die klassischen Schermuster an.

Full Clip: Winterpullover ausgezogen

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© Irmtraud Guhe

Für Pferde, die im Sport eingesetzt werden und dementsprechend intensiv trainiert werden, empfiehlt sich eine Ganzkörperschur, auch Full Clip genannt. Wie der Name schon verrät, wird das Pferdefell am gesamten Körper geschoren – auch an Gliedmaßen und Kopf. Die empfindlichen Tasthaare an Augen und Nüstern des Pferdes dürfen dabei aber keinesfalls entfernt werden. Dieser Schnitt ist nicht nur praktisch für Pferde, mit denen täglich ein bis mehrmals gearbeitet wird, er ist zudem am elegantesten, da ein gleichförmiges Bild entsteht. Der Nachteil: Pferde mit einer Vollschur müssen entsprechend eingedeckt werden, da sie sich bei Minusgraden nicht mehr selbstständig warmhalten können.

Hunter Clip: Strümpfe, sonst wenig

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© Irmtraud Guhe

Beinahe ebenso sportlich ist der sogenannte Hunterschnitt. Er wurde ursprünglich für Jagdpferde entwickelt, eignet sich aber für alle Pferde, die mittel bis schwer gearbeitet werden. Im Vergleich zur Ganzkörperschur werden beim Hunter Clip Beine und Sattellage ausgespart. Somit behält das Winterfell an diesen Stellen seine schützende Wirkung. Da das dicke Winterfell unter dem Sattel eine polsternde Wirkung hat, eignet sich dieser Schnitt besonders für Pferde, die in der Sattellage empfindlich sind. Für den Hunter Clip legt man am besten den Sattel festgezogen und ohne Satteldecke oder Schabracke aufs Pferd und schert um dessen Form herum. Um auf Nummer sicher zu gehen und den Sattel nicht zu beschädigen, kann man die Form auch mit einem Stück Kreide nachzeichnen und ohne das kostbare Leder auf dem Pferd scheren. Aus optischen Gründen ziehen es einige vor, das stehengelassene Fell zu kürzen, damit der Übergang zu den geschorenen Körperteilen weicher wirkt.

Trace Clip: bauchfrei für Kaltduscher

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© Irmtraud Guhe

Wer sein Pferd nicht am ganzen Körper der winterlichen Kälte aussetzen, übermäßiges Schwitzen aber dennoch hintanhalten will, kann sich für den Trace Clip entscheiden. Das Pferd wird dabei im Bauch-, Brust- und Unterhalsbereich geschoren. An der Hinterhand wird das Fell ebenfalls bis zum Schweifansatz entfernt. Beine sowie Rücken- und Oberhalsmuskulatur werden ausgespart und dadurch warmgehalten. Je nachdem, wo das Pferd stark schwitzt, kann der geschorene Bereich schmäler oder breiter ausfallen. Pferde mit Trace Clip können bei wärmerer Witterung problemlos auch ohne Decke auf die Koppel. Auch beim Reiten ist kein zusätzlicher Schutz nötig.

Deckenschnitt: Decke aus Naturfell

Dem Trace Clip sehr ähnlich ist der sogenannten Deckenschnitt. Hier werden Kopf, Beine und ein Großteil des Rückens ausgespart. Den Pferden bleibt damit ein Schutz im empfindlichen Lendenbereich erhalten – ideal für mittelmäßig gearbeitete Pferde, da starkes Schwitzen bei der Arbeit vermieden wird, der Vierbeiner aber immer noch ausreichend Schutz durch das Winterfell hat.

Irish Clip: Nur das Nötige

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© Irmtraud Guhe

Noch weniger Fell muss das Pferd beim Irish Clip lassen. Dieser ähnelt ebenfalls dem Trace Clip, allerdings wird der hintere Bereich des Pferdes ausgespart. Geschoren werden also Unterhals, Brust, Bauch und aus ästhetischen Gründen meist auch der Kopf. Dieser Schnitt eignet sich vor allem für Pferde, die nur leicht gearbeitet und auf der Koppel gehalten werden. Wegen des hohen Fellanteils reicht bei nicht zu niedrigen Temperaturen meist eine leichte Decke.

Bib Clip: für Minimalisten

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© Irmtraud Guhe

Am nächsten an das natürliche Winterfell kommt der sogenannte Bib Clip heran. Hierbei werden nur die Vorderseite des Halses und ein Teil der Brust vom Haarkleid befreit. Diese Schur eignet sich für Pferde, die nur gelegentlich gearbeitet werden und viel Zeit auf der Koppel verbringen – wie etwa bei Offenstallhaltung. Dennoch sorgt die Schur für eine bessere Belüftung und verringert so das Schwitzen des Pferdes.

Schur als Stilmittel

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© www.slawik.com

Neben den klassischen Formen ist es schon längst zum beliebten Trend geworden, den Pferden mittels Schur elegante oder gar witzige Muster und Verzierungen zu verpassen. Unterschieden wird hier zwischen Positiv und Negativ. Weniger aufwendig ist die Negativ-Variante, bei der nur das entsprechende Motiv aus dem langen Fell herausgeschoren wird. Etwas kniffliger wird es beim Positiv, wo das gesamte Pferd oder Teile davon geschoren werden und nur das Muster stehen bleibt. Am einfachsten – und deshalb auch besonders beliebt und verbreitet – sind Motive auf Schenkeln und Kruppe.

Von Comicfiguren über Schriftzüge bis hin zu Logos ist alles möglich. Mittlerweile haben auch Pferdesportfachhändler den Trend aufgegriffen und bieten eine große Palette an Schablonen zum Vorzeichnen des Musters an. Das geht am einfachsten, indem man die Schablone über die gewünschte Stelle hält und mit einem Aluspray darüber sprüht. Auch Filzstifte oder Blauspray können zur Not verwendet werden. Kann man die Schablone für das gewünschte Design nicht käuflich erwerben, kann diese ganz einfach selbst gebastelt werden: Einfach das Motiv ausdrucken, ausschneiden, auf Karton nachziehen und daraus die selbst gemachte Schablone anfertigen.

Für besonders filigrane Muster empfiehlt es sich, zusätzlich eine dementsprechend schmale Schermaschine anzuschaffen. Diese Maschinen für Fein- und Kunstschuren sind recht kostengünstig zu erwerben und können auch an kniffligen Stellen gut eingesetzt werden.