Zeigerpflanzen

Was Löwenzahn, Gänseblümchen und Co über den Zustand der Pferdeweide verraten

Ein Artikel von Pamela Sladky | 28.05.2021 - 14:01
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Eine Löwenzahnwiese ist hübsch anzusehen und ein Eldorado für Bienen. Allerdings ist viel Löwenzahn auch ein Zeichen von Überweidung. © www.Slawik.com

Nährstoffgehalt, Feuchtegrad und Intensität der Beweidung spiegeln sich im Bewuchs einer Weide wider: Sogenannte Zeigerpflanzen lassen Fehlentwicklungen erkennen und helfen so, Weiden richtig zu pflegen. Die wichtigsten Bioindikatoren auf der Pferdeweide im Überblick:

Überweidung

Wenn zu viele Pferde auf wenig Fläche stehen, kommt es schnell zur Überweidung. Mit diesem Problem haben vor allem Pferdebetriebe in Ballungsräumen zu kämpfen – aber auch in ländlichen Gebieten mit ausreichend Platz lässt man Pferde das Gras oft viel zu tief abfressen. Die Dauernutzung der Weideflächen bleibt freilich nicht ohne Folgen. Die Pferde verbeißen sich tief in die Grasnarbe und schädigen damit den Bewuchs nachhaltig: Gräser geraten zunehmend ins Hintertreffen, Unkraut breitet sich leichter aus. Klassische Zeigerpflanzen, die für eine Überweidung sprechen, sind unter anderen Gänseblümchen, Weißklee, Löwenzahn und Hahnenfuß. Nehmen sie im Gras überhand ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Weide mehr genutzt wird, als es ihr gut tut.

Abhilfe schafft in einer solchen Situation ein besseres Weidemanagament. Lieber die Weide in mehrere Parzellen teilen und die Pferde ab einer Grashöhe von 5 cm auf die nächste Fläche stellen. Das ist aufwändiger in der Umsetzung, aber gesünder für die Weide – und auch für die Pferde, denn abgefressenen Gras steht unter Stress und produziert vermehrt Fruktan, was bei stoffwechselgefährdeten Tieren zu Hufrehe führen kann. Außerdem nehmen Pferde mit den kurzen Grasstoppeln vermehrt Erde auf, Sandkoliken können dann die Folge sein.

Zu einer Überbeweidung kann es auch dann kommen, wenn die Fläche zwar groß genug ist, durch mangelnde Weidepflege Geilstellen jedoch derart Überhand nehmen, dass die verbliebene Restfläche zu stark verbissen wird. Hier braucht es rechtzeitige Pflegemaßnahmen und eine bessere Nährstoffversorgung, damit sich die Grasnarbe erholen kann.

Unterbeweidung

Auch das Gegenteil, wenige Pferde auf viel Fläche, kann zum Problem werden. Bei üppigem Platzangebot suchen sich die Tiere ihre Lieblingspflanzen heraus und lassen weniger Schmackhaftes stehen. Mit dem Erfolg, dass sich ungeliebte Pflanzen schnell vermehren. Dazu gehören neben Rotklee auch die Distel, stumpfblättriger Ampfer und die Rasenschmiele - aber auch Borstgras, Klappertopf, Quecke sowie verholzte Zwergsträucher können gehäuft auftreten.

Vermeiden lässt sich dieses Szenario durch ein Verkleinern der Weidefläche – oder durch eine Erhöhung der Pferdezahl. Auch eine Nachmahd hilft dabei, die Ausbreitung unerwünschter Pflanzen zu verhindern und einer beschleunigten Überalterung entgegenzuwirken. Wer die Möglichkeit hat, kann außerdem andere Tierarten, z.B. Rinder oder Schafe auf die Pferdeweide lassen.

Bodenverdichtung

Eines der Hauptprobleme auf Pferdeweiden ist die Bodenverdichtung. Der Huf eines ca. 500 kg schweren Pferdes belastet den Boden mit rund vier Kilopond pro Quadratzentimeter. Das ist fast dreimal so viel, wie eine moderne Erntemaschine mit zwölf Tonnen Radlast auf den Boden bringt!

Gras fühlt sich auf verdichtetem Untergrund nicht wohl, einige andere Pflanzen wie kriechender Hahnenfuß, Breitwegerich, Herbstlöwenzahn und die Knopf-Kamille hingegen schon. Auf stark frequentierten Stellen – etwa im Tränkebereich, sowie beim Ein- und Ausgang – lässt sich eine Bodenverdichtung nur schwer verhindern. Insgesamt hilft nur eine Verminderung der Nutzungsintensität – und eine Weidepause insbesondere bei feuchten Bodenverhältnissen.