Schreberweiden

Kleine Pferdeweiden optimal nutzen

Ein Artikel von DI Romo Schmidt | 14.06.2022 - 14:43
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Kleine Weiden, die intensiv genutzt werden, benötigen ein perfekt angepasstes Management.
©www.Slawik.com

Bei begrenzter Fläche hilft nur eins: die Aufteilung des zur Verfügung stehenden Grünlands in mehrere dem Pferdebestand angepasste Parzellen. Ideal ist es, wenn insgesamt mindestens drei, besser vier bis sechs Teilstücke entstehen. So kann sich der Bewuchs etwas erholen, wenn die Pferde auf ein anderes Teilstück wechseln.

Die erforderlichen Ruhezeiten der Weideparzellen wachsen allerdings „von 21 Tagen im Mai bis auf 35 bis 40 Tage im September/ Oktober an“, so Dr. Michael Diepolder vom Institut für Agrarökologie, Ökologischen Landbau und Bodenschutz in Freising-Weihenstephan in der jährlich aktualisierten Informationsschrift „Pferdeweiden – Nutzung, Pflege und Düngung“ (Download am Endes des Artikels). Entsprechend sollten die einzelnen Weidebereiche groß genug bemessen sein.

Ziemlich genau gesteuert werden können die Erholungsphasen durch das täglich variable Weiterstecken eines elektrischen Mobilzaunes, wobei die dadurch entstehenden Streifen zum Abgrasen im Frühjahr aufgrund der geringeren Ruhezeiten großzügiger ausfallen können als im Spätsommer. Durch dieses System der Umtriebs- bzw. Rotationsweiden kann die Gesamtfläche optimal ausgenutzt werden, ohne einen zu kurzen Verbiss zu riskieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das durch diese Art der Weideführung bedingte Kurzhalten der Gräser im Wechsel mit vollständiger Weideschonung die Bestockung (= Bildung von Seitentrieben bei Süßgräsern) sogar anregt. Das führt zu einer dichteren und trittfesteren Grasnarbe, auf der sich kaum Unkräuter ansiedeln.

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Durch einen wandernden E-Mobilzaun lassen sich die Erholungsphasen der Teilstücke gut steuern. © Romo Schmidt

Allerdings: Je kleiner die Gesamtweide und je geringer die Anzahl der Teilstücke, desto kürzer ist die Regenerationsphase. Das bedeutet neben eingeschränktem Weidegang und/oder entsprechender Zufütterung auch einen höheren Pflegeaufwand mit täglichem Aufsammeln der Pferdeäpfel sowie regelmäßigem Nachsäen und Düngen, um das Grünland in Schuss zu halten.

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Rotations- und Umtriebsweiden mit seitlichem Laufgang © Romo Schmidt

Weideparzellen richtig anlegen

Eine quadratische Form der Koppel schränkt die Bewegung eher ein. Damit Pferde ihren Bewegungsdrang ungehindert ausleben können, sind längliche Koppeln von Vorteil. Außerdem mindert diese Form auch die Trittschäden. Zusätzlich kann ein mittig, besser seitlich angelegter Laufgang sinnvoll sein, über den die Pferde von jedem Teilstück aus zu einem Weideunterstand und zur Tränke gelangen können. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass dieser Triebweg breit genug ist, um ihn mit Traktor und angehängter Wiesenschleppe befahren zu können. In der Regel reichen dazu etwa vier Meter. Dadurch geht zwar etwas Fläche zum Grasen verloren, der Bewegungsraum der Pferde wird aber vergrößert – dadurch wird gewährleistet, dass rangniedere Tiere nicht in Bedrängnis geraten. Außerdem werden die Pferde durch das Hin- und Herpendeln zwischen Unterstand beziehungsweise Tränke und Weideparzelle zu mehr Bewegung animiert.

Intensive(re) Düngung

Beim sogenannten extensivierten Grünland wird nur selten gedüngt. Das sieht bei intensiv genutzten Weideparzellen anders aus. Hier entzieht der Graswuchs dem Boden mehr Nährstoffe, die ersetzt werden müssen. „Ein stures nach Schema F ablaufendes Düngen empfiehlt sich jedoch nicht. Vorausgehen sollte eine Bodenanalyse, um sicherzustellen, welche Stoffe der Boden in welcher Menge braucht“, so Jutta von Grone in ihrem Standardwerk „Die Pferdeweide“, das vom Biologen und Pferdefachbuchautor Ingolf Bender 2014 aktualisiert und überarbeitet wurde.

Im Idealfall lässt man alle drei Jahre vor dem Düngen eine Bodenuntersuchung mittels Bodenprobe beispielsweise von der AGES durchführen. Nur so kann eine Unter- oder gar Überdüngung vermieden werden.

  • Am Ende des Winters kann die Grunddüngung aller Weideparzellen mit Kalkstickstoff erfolgen. Durch seine herbizide Wirkung bekämpft er außerdem Unkräuter und tötet Wurmeier ab.
  • Wird die Grunddüngung mit Volldünger (= NPK-Dünger, N = Stickstoff, P = Phosphor und K = Kalium) durchgeführt – was den Vorteil hat, dass in einem Arbeitsgang alle Nährstoffe zugleich ausgebracht werden können –, muss die jeweils angegebene Zusammensetzung beachtet werden. Andernfalls „kann es leicht zu Überdüngung bzw. Unterdüngung mit einzelnen Nährstoffen kommen, sofern der Volldünger nicht die gewünschte Zusammensetzung aufweist“, so Dr. Diepolder. Er empfiehlt: „Mit Einzeldüngern kann besser auf die speziellen Standortverhältnisse reagiert werden, allerdings bei einem höheren Arbeitsaufwand.“
  • Stickstoffgaben sollten aufgeteilt und nach jedem Weidewechsel (bis zu dreimal in der Weidesaison) ausgebracht werden.
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Das regelmäßige Absammeln des Kots ist auf kleinen Koppeln ein Muss. ©www.Slawik.com

Regelmäßige Nachsaat

Nach jedem Wechsel der Weideparzelle muss die abgegraste Fläche nachgesät werden. Denn insbesondere dann, wenn es viel regnet und sich die Pferde viel bewegen, wird die Grasnarbe der relativ kleinen Teilstücke stark strapaziert. Deshalb und um eine dichte und geschlossene Grasnarbe zu erhalten, sollte diese durch eine Nachsaat unterstützt werden. Welches Saatgut hier verwendet werden soll, ist unter den Weideexperten umstritten. Einige empfehlen je nach Boden relativ leistungsfähige Gräsersorten, weil die Weide sonst schnell schlappmacht. So rät Dr. Stephan Hartmann vom bayerischen Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Saatgutmischungen mit „hohen Anteilen an Deutschem Weidelgras“ zu verwenden. „Entstandene Lücken können durch die rasch keimenden Gräser schnell geschlossen werden.“ Auch die Biologin und Pferdezüchterin Dr. Alexandra Stupperich sieht in den Reparatur-Saatmischungen mit einem hohen Anteil an Deutschem Weidelgras und anderen Zuchtgräsern wie Rohr- und Wiesenschwingel für kleine, strapazierte Weideflächen Vorteile, da diese Grasarten rasch keimen und sich in der Jugend schnell entwickeln. Sie seien besonders tritt- und verbissfest, setzten Düngegaben besonders effektiv um, bildeten dichte Narben und hätten ein gutes Nachwachsvermögen.

Nachteile dieser Gräser sind allerdings die übermäßige Bildung von Fruktan (Hufrehegefahr) und die Symbiose mit Pilzen (Endophyten), bei der Pilzgifte (Alkaloide) entstehen können. Eine Alternative ist der ausläufertreibende Rotschwingel, der auch unter ungünstigen Bedingungen gut gedeiht. Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Viehwirtschaft (ÖAG) hat ein Qualitätssiegel entwickelt, mit dem sie geprüftes Qualitätssaatgut ausweist. Die ÖAG-Mischungen sind von der Sortenauswahl eigens für österreichische Standorte und verschiedene Intensitäten der Nutzung entwickelt worden. Auch eigene Mischungen für Pferdewiesen und -weiden werden angeboten.

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Auf kleinen Weiden muss regelmäßig nachgesät werden. © Romo Schmidt

Weidemanagement: gezielt von Hand

Die Aufteilung einer begrenzten Weidefläche in mehrere kleinere Parzellen bedingt, dass – bis auf das unumgängliche Abschleppen mittels Traktor und Wiesenschleppe im Frühjahr – alle Pflegearbeiten von Hand durchgeführt werden müssen, weil ein maschineller Einsatz zu aufwendig wäre. Das hat aber auch Vorteile: Bei der Nachsaat können sowohl die Verteilung des Grassamens als auch die Nachdüngungen gezielter gesteuert werden. Haben sich lästige Weideunkräuter im Bestand etabliert, kann auch ein gezielter Einsatz von Herbiziden von Hand durchgeführt werden, was nicht so belastend für Kleinstlebewesen oder erwünschte Kräuter ist wie eine massive und flächige Unkrautbekämpfung.

Für Düngung und Herbizideinsatz gilt, dass die amtlichen Mittelempfehlungen, Wartezeiten und gegebenenfalls Förderauflagen beachtet werden müssen. Einzelne tiefwurzelnde Unkräuter wie Ampferarten sollten ohnehin manuell mittels Ampferstecher entfernt werden.

Der erforderliche Reinigungsschnitt von Geilstellen oder Flächen mit überständigen Unkräutern, die von Pferden verschmäht werden, ist bei kleinen Einzelflächen mit einem leistungsstarken Benzin-Rasenmäher möglich, mit dem man auch problemlos in die Ecken oder unter die Einfriedung gelangt. Dabei sollte das Schnittgut unbedingt mit der Fangbox aufgesammelt, in eine große Scheibtruhe verbracht und auf einem Komposthaufen entsorgt werden (nicht auf den Misthaufen). Das Entfernen unerwünschter und überständiger Unkräuter mit ihren Samenkapseln mittels Fangbox ist wichtig, damit sich diese Pflanzen weniger vermehren.
 

Extrem intensiv zum Wohl des Pferdes

Nicht extensiv, nicht intensiv, sondern extrem intensiv lautet die Devise, wenn aus wenig Grünland sehr viel herausgeholt werden soll. Zugegeben mutet das etwas „ausbeutend“ an. Im Sinne zufriedener und ausgeglichener Pferde kann diese Gratwanderung jedoch durchaus gewagt werden, zumal dabei nahezu das Doppelte an wertvollem Grünfutter gewonnen wird, was durch jahrelange eigene Erfahrung belegt ist.

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Dieser Beitrag von DI Romo Schmidt wurde ursprünglich in der Pferderevue März 2019 veröffentlicht. Alle Hefte und Artikel mit über 50.000 Beiträgen aus über 30 Jahren Pferderevue finden Abonnent:innen in unserem Online-Archiv. Fordern Sie jetzt Ihr Testabo an!