Heilkräuter

Heilkräuter sammeln: Warum der 15. August der beste Tag dafür ist

Ein Artikel von Eva Schweiger | 15.08.2022 - 10:30
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© Sam - pixabay

Es ist Mitte August, die Sommerhitze hat ihren Höhepunkt erreicht – der perfekte Zeitpunkt, um gesunde Kräuter für die Pferde zu sammeln! Der heutige Feiertag Maria Himmelfahrt wird im Brauchtum auch Würzweihtag oder Büschelfrauentag genannt, und es finden vielerorts Kräuterweihen statt. Warum? Weil die starke Sonne und die Hitze viel (Heil)Pflanzen dazu bringt, jetzt besonders viele ätherische Öle und andere wirksame Inhaltsstoffe zu produzieren. Sozusagen vollgepackt mit der Kraft von Sommer und Sonne lassen sich die Pflanzen jetzt sammeln und trocknen, um später als Tee oder Auszug verwendet zu werden. Kommen Herbst und Winter, sind die Vorratsschränke dann gefüllt mit Wohltuendem für unsere Pferde.

Teekräuter sammeln und trocknen: So geht’s am besten!

Zur Konservierung schneidet man Kräuter an einem trockenen, sonnigen Tag, am besten um die Mittagzeit, bindet sie kleinen, lockeren Büscheln und hängt sie an einem luftigen, schattigen Ort zum Trocknen aufhängen. Auch das Auflegen auf einem Sieb oder trockenen Tuch oder sogar das Schnell-Trocknen im Dörrautomaten (nicht über 40°C!) sind gute Alternativen, um die Pflanzen haltbar zu machen.

Erst wenn alle Pflanzenteile komplett durchgetrocknet sind, dürfen sie in Vorratsdosen, Papier- oder Stoffbeutel. Die letzteren lassen zurückgebliebene Restfeuchte noch entweichen und verhindern, dass die Kräuter schimmeln.

Wer mag, kann die Pflanzen jetzt auch gleich zerkleinern – das spart Platz und macht die Verwendung später einfacher. Die Lagerung muss dann trocken und lichtgeschützt erfolgen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht verloren gehen.

Wichtig: Je länger die Lagerung, desto geringer der Wirkstoffgehalt. Deshalb am besten schon in der kommenden Wintersaison verbrauchen!

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© Hans - pixabay

Quendel: Hustentee vom Wegesrand

Ein in Österreich heimische Heilpflanze ist der Quendel, unser wilder Thymian. Er ist bekannt für seine schleimlösende und hustenstillende Wirkung, sein ätherisches Öl mit dem Hauptinhaltsstoff Thymol regt den Schleimauswurf bei Husten und Erkältungskrankheiten an und wirkt auch lindernd bei Hautentzündungen. Er bekämpft das Wachstum von Bakterien sowohl in den Bronchien als auf den Schleimhäuten von Rachen, Magen und Darm und reguliert auch Ungleichgewichte des Verdauungstrakts. Sogar Allergien, die sich durch Reizungen der Schleimhäute zeigen, können mit Thymian behandelt werden. 

Wer viel Thymian (Thymus vulgaris) im Garten hat, kann auch damit jetzt für Erkältungen im Winterhalbjahr wunderbar vorsorgen. Oft reicht die Menge aus dem Hausgarten für unsere großen Vierbeiner aber nicht aus – wie gut, dass in unseren Breiten sogar zwei wilde Thymian-Arten (Thymus pulegioides und T. serpyllum, beide heißen im Volksmund oft Quendel) in Hülle und Fülle wachsen. Sie halten dieselben wirksamen Inhaltsstoffe wie der Gartenthymian bereit. Man findet sie an sonnigen, eher trockenen Standorten, zum Beispiel auf felsigen Böschungen, mageren Wiesen und Weiden und in Trockenrasen.  

Zur Zubereitung eines wohltuenden Thymiantees übergießt man das getrocknete Kraut mit kochendem Wasser und lässt es abgedeckt (!) etwa 10 Minuten lang ziehen. Dann kann der Tee samt Kraut übers Pferdefutter gegossen werden. Alternative: Teekraut in Mash einrühren oder auch einfach trocken unters Krippenfutter mischen.

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© Constanze Riechert-Kurtze - pixabay

Schafgarbe: Stoffwechselkur selbst gemacht

Viele Pferde lieben frisches Schafgarbenkraut und bedienen sich, wenn sie können, selbst gerne daran. Im Herbst und Winter ist der Zugang zu diesem gesunden bitterstoffreichen Kraut aber nicht mehr so einfach – da heißt es vorsorgen! Gerade im Herbst und Winter ist die Schafgarbe nämlich eine große Hilfe: Sie kann leichte Krämpfe im Verdauungstrakt lösen, bekämpft Entzündungen und regt Appetit und Verdauung an. Ihre durchblutungsfördernde und stoffwechselankurbelnde Wirkung bei innerlicher Anwendung kann sogar bei Hauterkrankungen helfen oder vorbeugend gegen Mauke eingesetzt werden.

Schafgarbe gedeiht am liebsten auf trockenen Wiesen und Weiden und an Feld- und Wegrändern. Als robuste Pionierpflanze fasst sie leicht Fuß und wächst kräftig aus ihren kriechenden Wurzeln.

Getrocknete Schafgarbe lässt sich zu Tee aufgießen oder einfach so unters Futter mischen. Wie beim Thymian gilt: Mindestens 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen.  

Bewusst sammeln und einsetzen!

Neben Quendel und Schafgarbe gibt es natürlich eine Vielzahl weiterer heimischer Kräuter, die unseren Pferden in der kalten Jahreszeit als Tees, Tinkturen, Salben oder Futterkuren unter die Arme greifen können: Brennnesseln, Spitzwegerich, Beifuß, Ackerschachtelhalm, Kamille, Wegwarte, Dost, Frauenmantel, Melisse, Salbei, Löwenzahn und viele mehr.

Die Natur bietet eine wahre Stallapotheke, wenn man sie richtig einzusetzen weiß. Aber: Unsere Pferde profitieren von zielgenau ausgesuchten Kräuteranwendungen weit mehr als von wahllos in die Futterkrippe gekippten Mischungen! 

Viele Kräuter wachsen an Weg- und Straßenrändern oder an Feldrändern. Hier ist Vorsicht geboten, denn an diesen Standorten sind die Pflanzen oft verunreinigt. Besser also einige Schritte abseits der Wege und nicht in der Nähe von intensiv gedüngten Feldern sammeln. Die Pflanzen sollten außerdem nie zu knapp über dem Boden abgeschnitten werden, damit sie sich erholen und nachwachsen können. 

Wichtig ist beim wilden Sammeln immer: Bewusst auswählen, nicht mehr sammeln als benötigt wird, und auf geschützte Pflanzen verzichten. Mit Rücksicht auf die Natur zu sammeln, ist oberstes Gebot!