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Insektenschutzsprays: Eine Entscheidungshilfe

Ein Artikel von Eva Schweiger | 01.08.2022 - 10:19
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Wir haben uns die gängigsten Insektenschutzmittel genauer angesehen und ihre Inhaltsstoffe unter die Lupe genommen. Was wirkt da eigentlich, und wie? Greift man für den optimalen Schutz besser zu Chemie oder Natur? Und wohin geht der Trend beim Fliegenschutz fürs Pferd?

Gut verträglich und beliebt: Icaridin und IR3535®

Den wirksamsten Schutz bieten unangefochten die synthetischen Repellents. Diese schrecken Insekten ab, töten sie aber nicht – hier liegt der große Unterschied zu den Insektiziden.

Die hierzulande am häufigsten verwendeten Repellents dieser Art sind Icaridin und IR3535®. Icaridin (auch Picaridin genannt) wurde in den 1980er-Jahren entwickelt und ist chemisch verwandt mit den scharfen Inhaltsstoffen des schwarzen Pfeffers. Icaridin selbst ist jedoch geruchlos und gilt als nebenwirkungsarm und gut verträglich, Hautreizungen treten nur selten auf. Mit offenen Wunden, Schleimhäuten, gereizter Haut und mit den Augen sollte es allerdings nicht in Kontakt kommen.

Im Vergleich gilt IR3535® (auch bekannt unter der Abkürzung EBAAP für Ethylbutylacetyl-Aminopropionat) als weniger (lang) wirksam gegen Stechmücken, Bremsen und Fliegen, aber potenter gegen Zecken. Besonderes Plus: Es hält auch Bienen und Wespen fern!

Je nach Konzentration nimmt man sowohl bei Icaridin als auch bei IR3535® eine Wirkdauer zwischen zwei und acht Stunden an. Wie genau die Wirkung sich entfaltet, ist allerdings nicht gänzlich geklärt: Man geht davon aus, dass sich die Substanzen mit körpereigenen Stoffen auf der Haut verbinden und einen für Insekten abstoßenden Geruch entwickeln.

Achtung: Je konzentrierter der Wirkstoff in einem Insektenschutzmittel enthalten ist, desto länger hält die Schutzwirkung an – intensiviert wird der Schutz dadurch jedoch nicht!

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Gegen die hartnäckigsten Störenfriede - wie die Gemeine Blindbremse - helfen oft nur synthethische Repellents oder gar Insektizide. © Erik Karits / pixabay

Intensiver Schutz mit Dauerwirkung: Permethrin und Cypermethrin

Manche Insektenschutzmittel enthalten Kontaktgifte, die Insekten töten, nachdem sie mit ihnen in Berührung gekommen sind. Besonders die Wirkstoffe Cypermethrin und Permethrin werden für Pferde eingesetzt. Sie wirken bei Kontakt sofort und irreversibel auf das Nervensystem fast aller (auch ungefährlichen!) Insekten und lösen eine Lähmung aus, die später den Tod herbeiführt.

Damit sind sie nicht nur gegen Stechmücken, Bremsen und Fliegen wirksam, sondern werden auch gerne gegen Hautparasiten wie Läuse eingesetzt. Zusätzlich zu ihrer Toxizität haben diese Stoffe auch insektenabwehrende Wirkung, sind also zugleich Repellents.

Cypermethrin und Permethrin wirken am Tier bis zu zwei Wochen. Weil beide biologisch nur sehr langsam abgebaut werden, bleibt die Wirksamkeit der Substanzen an sich über Monate hinweg bestehen. Daher setzt man sie zum Beispiel auch in Haushalten oder als Holzschutzmittel ein.

Flüchtig, aber natürlich: Ätherische Öle

In puncto Wirkdauer und -intensität können natürliche, aus Pflanzen gewonnene Repellents mit den synthetischen Alternativen schwer mithalten.

Eine in der EU für den Verkauf unter der Bezeichnung Insekten-Repellent zugelassene Substanz natürlichen Ursprungs ist Citriodiol® (auch bekannt unter der Abkürzung PMD für P-Menthan-3,8-Diol). Sie stammt vom australischen Zitroneneukalyptus (Corymbia citriodora, früher Eucalyptus citriodora). Aus seinen Blättern wird das auch als EC-Öl bezeichnete ätherische Öl gewonnen, das selbst ebenfalls in Insektenschutzmitteln verwendet wird.

Andere beliebte ätherische Öle bzw. Substanzen mit insektenvertreibender Wirkung liefern diverse Zitruspflanzen und Zitronengräser (Citronella), Rosengeranie (Geraniol), Salbei, Lavendel, Pfefferminze, Gewürznelke, Zeder, Wacholder (Cadeöl), Tee- und Neembaum.

Größtes Hindernis für deren Einsatz als Insektenschutzmittel ist ihre Flüchtigkeit: Je nach Umgebungsbedingungen verdampfen sie innerhalb weniger Minuten bis maximal etwa zwei Stunden. Mehr als bei synthetischen Wirkstoffen besteht hier außerdem die Gefahr allergischer Hautreaktionen, insbesondere wenn die Öle auf der Haut Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Der Wunsch nach wirksamen natürlichen, für Wildtiere und Umwelt ungiftigen Insektenschutzmitteln wächst allerdings stetig. Aktuell versucht man daher, (bio)technologische Verbesserungen zu erreichen und vor allen Dingen die Wirkdauer der natürlichen Repellents zu erhöhen. 

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© WikiImages / pixabay

Deodorant fürs Pferd: Pflanzenfermente

Was stechende, saugende und beißende Insekten so magnetisch anzieht, ist vor allen Dingen der Körpergeruch der Pferde: Ihr Schweiß enthält einen verlockenden Cocktail aus verschiedenen chemischen Verbindungen. Neben dem Überdecken des Körperberuchs besteht ein anderer Ansatz darin, die Ausdünstungen zu binden und starken Geruch gar nicht erst entstehen zu lassen.

Dazu werden zum Beispiel Pflanzenfermente eingesetzt: Durch Milchsäuregärung unter Sauerstoffabschluss entsteht aus diversen Kräuter und Früchten ein Ferment, das einen niedrigen, also sauren pH-Wert aufweist. Der eher basische Pferdeschweiß und seine geruchsintensiven Bestandteile werden durch das Ferment dann neutralisiert.    

Fossiler Schutz mit Pflegefaktor: Steinöl

Das auch in der Volksmedizin schon lange genutzte Steinöl wird aus sogenannten Ölschiefern gewonnen. In diesen Gesteinen sind abgestorbene urzeitliche Algen, Bakterien und Planktonlebewesen im Laufe der Zeit zu Kerogenen (Erdölvorstufen) umgewandelt worden. Das Gestein wird zur Gewinnung des Öls zerkleinert und auf mehrere Hundert Grad Celsius erhitzt, sodass ein Gas austritt, welches dann zum Steinöl kondensiert und weiterverarbeitet werden kann.

Steinöl enthält Schwefelverbindungen, dank denen es zum Beispiel gegen Hautprobleme und zur Hautpflege bei Mensch und Tier eingesetzt werden kann. Sein strenger Geruch macht es auch zu einem wirkungsvollen Insektenabwehrmittel – geruchsempfindlichere Pferde flüchten mitunter jedoch eher selbst …