Lexikon der Futtermittel

Mönchspfeffer: Wundermittel für die Hormone

Ein Artikel von Eva Schweiger | 11.08.2022 - 11:58
lusitano_nacarado42210.jpg

© www.Slawik.com

 

Der Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) trägt auch die seltsamen Namen „Keuschlamm“, „Keuschbaum“ und „Liebfrauenbettstroh“. Diese alten Namen verraten schon, welche Wunder die Pflanze wirken kann. Im Mittelalter wurde sie gerade deshalb besonders gerne von Mönchen und Nonnen in ihren Klostergärten kultiviert. Denn die Früchte des Mönchspfeffers versprachen Unterstützung im klösterlichen Leben – zügeln sie doch beim Menschen wie beim Pferd überschießende Hormone. 

Kurz: Mönchspfeffer stellt das natürliche Gleichgewicht der Hormone wieder her. Er reguliert zum Beispiel den weiblichen Zyklus und fördert die Fruchtbarkeit. Zugleich dämpft aber auch den Geschlechtstrieb. 

AdobeStock_231037829.jpeg

© spline_x / Adobe Stock

Auch in Garten und Küche geschätzt

In der Küche wurde Mönchspfeffer früher als Ersatz für echten schwarzen Pfeffer genutzt. Seine Beerenfrüchte gleichen optisch (vor allem, wenn sie getrocknet sind) echten Pfefferkörnern und schmecken genauso scharf. Auch daher stammte wohl die Kultivierung in den Bauern- und Klostergärten früherer Zeiten.

Der bis zu mehrere Meter hohe Strauch stammt ursprünglich aus den Gegenden rund ums Mittelmeer und des südwestlichen Asiens, wo er besonders in der Nähe von Bächen und Küsten gedeiht. In diesen Regionen wird auch heute noch der Großteil des im Handel erhältlichen Mönchspfeffers produziert.

Hierzulande sieht man die Pflanze hin und wieder in Gärten, wo sie von Spätsommer bis Herbst sehr auffällige Blütenrispen bildet und dabei optisch dem beliebten Schmetterlingsflieder ähnelt.

 

rhein_dt_kaltblut2228.jpg

© www.Slawik.com

Beeren für die Balance

Die Beeren enthalten eine Vielzahl wirksamer chemischer Verbindungen: Ätherische Öle, Flavonoide, Iridoide und Diterpene. Manche davon wirken im menschlichen und tierischen Körper auf die Östrogen-Rezeptoren und greifen so in den Hormonhaushalt ein. Andere haben antimikrobielle und (äußerlich aufgetragen) sogar insektenabwehrende Eigenschaften.

In der Pferdefütterung wird Mönchspfeffer vor allem zur Behandlung von hormonellen Ungleichgewichten eingesetzt. Hengstige Wallache, sehr dominante Hengste oder auch Stuten mit gestörtem Rossezyklus profitieren davon. Ihre ausgleichende Wirkung soll „Zickigkeit“ und Anspannung bei den Stuten vermindern und das Sexualverhalten der Hengste und Wallache eindämmen.

Bei Pferden mit Cushing-Syndrom ist der Hormonhaushalt ebenfalls beeinträchtigt – auch da kann Mönchspfeffer dank seiner Dopamin-ähnlichen Inhaltsstoffe gute Dienste leisten.

Achtung: Doping!

Die getrockneten Früchte sind im Handel „pur“ und in diversen Kräutermischungen erhältlich, flüssiger Mönchspfeffer-Auszug ist Bestandteil einiger Ergänzungsfuttermittel.

Achten Sie unbedingt auf die korrekte Dosierung, denn je nach Menge können die Inhaltsstoffe unterschiedliche Wirkungen im Pferdekörper erzielen. Vorsicht: Mönchspfeffer ist dopingrelevant und verlangt eine ausreichende Karenzzeit vor dem Turnierstart!