Brandschutz

Feuer im Pferdestall: Schutzmaßnahmen, Fluchtpläne und Verhaltensweisen

Ein Artikel von Redaktion | 02.02.2023 - 17:00
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Feuer im Stall ist der Albtraum jedes Pferde- und Stallbesitzers. Mit ein paar einfachen Regeln kann man die Brandgefahr minimieren - und ist auf den Ernstfall vorbereitet. © Beeki | pixabay.com

Wenn Feuer im Stall ausbricht, ist es oft eine Frage des Glücks, ob daraus eine ausgewachsene Katastrophe wird. Aber eben nicht nur. Mit einigen vorbeugenden Maßnahmen lässt sich die Brandgefahr deutlich minimieren. Dazu gehört zuallererst, potenzielle Gefahrenquellen so weit als möglich zu vermeiden.


Vorbeugen ist besser als löschen!

Tatsächlich wird ein großer Teil der Brände durch Unachtsamkeit und Schlamperei verursacht – und  wäre durch das Einhalten einfacher Vorsichtsmaßnahmen vermeidbar. Die strikte Beachtung des in jedem Stall geltenden Rauchverbots gehört hier ebenso dazu wie die Vermeidung offener Flammen oder Funken im Stall, die Überwachung frisch eingelagerter Futtermittel (ab Temperaturen über 70 ° C besteht Selbstentzündungsgefahr!) sowie die regelmäßige Überprüfung elektrischer und Blitzschutz-Anlagen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, installiert Brandmelder mit Sprinkleranlage. Der Erfolg derartiger Anlagen liegt statistisch bei mehr als 98 %. Geeignet ist allerdings nur eine Sprühwasser-Löschanlage, keine Schaum- oder Pulverlöschanlage. Reine Brandmelder haben den Nachteil, dass ihr meist akustisches Signal die Pferde im Stall in große Panik versetzen kann. Davon abgesehen kann ein Pferdestall mit Stroheinstreu innerhalb von nur fünf Minuten im Vollbrand stehen. Das Risiko, dass nicht rechtzeitig gehandelt werden kann, bleibt leider groß.

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© Hans | pixabay.com

Vorsorgemaßnahmen

  • absolutes Rauchverbot im und am Stall, keine offenen Flammen
  • Temperaturüberwachung frisch gelagerter Futtermittel; Im Idealfall Zugang zum Strohlager erschweren. Futter und Einstreu möglichst weit weg vom Stallgebäude lagern.
  • Überprüfung und Sicherung aller elektrischen Anlagen und Leitungen
  • ausreichend Handfeuerlöscher an gut sichtbaren Bereichen anbringen und regelmäßig überprüfen
  • Stallhalfter und Anbindestrick vor jeder Box anbringen
  • mindestens zwei Fluchtwege ausweisen und diese immer freihalten
  • Begehung mit dem zuständigen Feuerwehrkommando
  • Brandalarmübungen mit dem Stallpersonal und den Pferdebesitzern
  • Einsatzübungen durch die örtliche Feuerwehr
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An jeder Boxentüre sollte ein Halfter plus Strick angebracht sein.
© www.Slawik.com

Alarmplan für den Ernstfall

Ist ein Brand einmal ausgebrochen, zählt jede Sekunde. Gerade in den ersten Minuten nach Entstehung kann ein größerer Schaden verhindert werden. Entscheidend sind auch hier die richtigen Vorsorgemaßnahmen – und die beginnen bereits beim Bau. Unterteilungen in Brandabschnitte, Brandschutzwände etc. sind nicht umsonst Teil der gesetzlichen Vorschriften beim Stallbau, massive Dächer und stabile Betondecken sorgen dafür, dass dem Feuer im Ernstfall weniger Sauerstoff zur Verfügung steht, den es für seine Ausbreitung aber braucht. Gut gebaut ist im Brandfall also schon halb gewonnen. Doch es nützen die besten baulichen Voraussetzungen nichts, wenn die vorgesehenen Fluchtwege für Mensch und Tier mit Turnierkisten, Futterwägen und Besen verstellt sind. Eine große Gefahr liegt in der Tatsache, dass niemand wirklich mit einem Brand rechnet. Je länger nichts passiert, desto mehr wiegt man sich in Sicherheit - und wird nachlässig.

Wann haben Sie beispielsweise das letzte Mal ihre (hoffentlich vorhandenen) Handfeuerlöscher überprüft? Und sind Sie sicher, dass Sie damit auch umgehen können? Wissen Sie, wie und wohin Sie die Pferde im Ernstfall bringen können, und sind Halfter und Führstrick vor jeder Boxentür angebracht?

Eine Art "Alarmplan" in Ruhe überlegt und ausgearbeitet, sollte allen Personen, die im Stall regelmäßig ein- und ausgehen, bekannt sein. Besonderes Augenmerk ist dabei neben der Alarmierung der Einsatzkräfte auf die Rettung der Tiere zu legen: Pferde müssen gewohnte Wege gehen, etwa auf eine Koppel oder in eine Reithalle. In Panik kann ein Pferd schutzsuchend in seine Box zurücklaufen wollen, auch wenn es dort bereits brennt, oder die Flucht auf die Straße antreten.

Alarmplan

  • Feuerwehr und Nachbarn alarmieren
  • Vorsichtiges Öffnen von Türen; vorher Abtasten der Tür, ob sie heiß ist
  • Stallgebäude räumen, Pferde an einem möglichst gewohnten, sicheren Ort bringen; Vergewissern, ob alle Pferde und Menschen anwesend sind
  • Keine Zeit mit der Rettung von Sätteln etc. verschwenden
  • Bei eindringendem Rauch durch den Türspalt alternativen Fluchtweg nehmen
  • Löschen mit vorhandenen Löschgeräten
  • Stall nicht mehr betreten, bis die Feuerwehr die Erlaubnis dazu erteilt.
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Konnten die Einsatzkräfte Feuerwehr die örtlichen Gegebenheiten bereits im Zuge einer Übung kennenlernen, können sie im Ernstfall oft schneller und effizienter handeln.
© Leo_65 | pixabay.com

Übung im Stall

Was immer eine gute Idee ist: Die örtliche Feuerwehr eine ihrer Übungen auf dem Gelände des Reitstalls abhalten zu lassen. Die örtlichen Gegebenheiten zu kennen ist für die Einsatzkräfte umso wichtiger, als sie möglicherweise durch starke Rauchentwicklung im Inneren eines Stalles nur wenig bis gar nichts sehen können. Wurde das fragliche Gebäude jedoch bereits beübt, wird man sich an Türen, Nebenräume, Treppen oder ähnliches erinnern können. Wissen die Einsatzkräfte bereits, wo es Wassernentnahmestellen gibt, wie Räume und Feuermauern angeordnet sind und von wo aus man einen Löschangriff vornehmen kann, fallen zeitraubende Erkundungen weg.

Bedenken sollte man auch, dass die wenigsten Feuerwehrleute Erfahrungen mit Pferden haben. Für Reiter selbstverständliche Handgriffe, wie etwa das Öffnen einer Boxentüre oder gar das Anlegen eines Halfters können gerade in Stresssituationen zu Schwierigkeiten führen. Nicht immer ist es dem Pferde- oder Stallbesitzer möglich, ein Stallgebäude selbst zu evakuieren. Es ist daher sinnvoll, Einsatzkräften die Möglichkeit zu geben, den Umgang mit dem Pferd und das Anlegen eines Halfters in Ruhe zu üben und auch die Boxenverschlüsse kennenzulernen.

Der Aufwand ist nicht groß, ein paar Vorsorgemaßnahmen und die Einhaltung einiger Regeln können sowohl den Schaden als auch die Gefahr für Menschen - und Tierleben wesentlich verringern. Und das ist im Ernstfall das einzige, was wirklich zählt.