Lexikon der Futtermittel

Luzerne: Protein-Booster im Pferdefuttertrog

Ein Artikel von Dr. Birgit van Damsen | 26.01.2023 - 16:55
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Ursprünglich stammt die Luzerne aus dem Vorderen und Mittleren Orient. Heute wird sie - nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Trockenheits- und Hitzetoleranz - in ganz Süd- und Mitteleuropa angebaut. © Alberto Aucachi | stock.adobe.com

Die Luzerne, auch Alfalfa genannt, zählt zu den mehrjährigen und winterharten Leguminosen, die schon seit über 2000 Jahren als Pferdefutter angebaut werden. Durch die Dürren der letzten Jahre rückt die Luzerne mit ihrem tief reichenden Wurzelsystem als trockenheitstolerante „Königin der Futterpflanzen“ wieder mehr in den Fokus.

Ursprünglich aus dem Vorderen und Mittleren Orient stammend, wird sie heute in ganz Süd- und Mitteleuropa angebaut, in Österreich werden jährlich ca. 80.000 Tonnen geerntet.

Luzerne ist reich an hochwertigen, leicht verdaulichen Proteinen, insbesondere der essenziellen Aminosäure Lysin, sowie Calcium und Beta-Carotin. Allerdings schwanken die Nährwerte je nach Erntezeitpunkt und Ernteverfahren. Wegen hoher Bröckelverluste der besonders gehaltvollen Blättchen bei der traditionellen Heuwerbung wird Luzerne meist als warmluftgetrocknetes Heu, Häcksel- oder Pressgut entweder pur oder als Bestandteil vieler Müslisorten angeboten.

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Luzerne  liefert hochverdauliches Protein.
©Roman Ivaschenko - stock.adobe.com

Gehaltvoller Eiweißlieferant

Als gehaltvolle Eiweißlieferanten können Luzerneprodukte zur Aufwertung des Grund- oder Krippenfutters eingesetzt werden. Eine Nahrungsergänzung bietet sich vor allem für Zuchtstuten in der Zeit von Trächtigkeit und Laktation, Jungpferde im Wachstum und Sportpferde im Muskelaufbau an. Aber auch Pferdesenioren mit einem Mehrbedarf an hochverdaulichen Proteinen können von Luzerne profitieren.
 

Vorsichtig dosieren

Während der Luzerneanteil im Mischfutter an die jeweilige Zielgruppe angepasst ist, sollte man sich bei eigenständiger Zufütterung in purer Form unbedingt an die Fütterungsempfehlung der Hersteller halten. Denn bei einer erheblichen Überversorgung mit Eiweiß von mehr als dem Doppelten des Bedarfs wird der Stoffwechsel massiv belastet. Überschüsse werden im Dickdarm zu Stickstoffprodukten wie Ammoniak verarbeitet, müssen dann in der Leber entgiftet und über die Nieren ausgeschieden werden. Ähnliches gilt für Calcium, das in der Luzerne besonders gut verfügbar ist. Pferden, die mit größeren Mengen an Getreide gefüttert werden, kann Luzerne gut zum Ausgleich des hohen Phosphoranteils in Hafer, Gerste oder Mais dienen.

Bei einer Fütterung von mehr als 2 kg Luzerne pro Pferd/Tag sollte man darauf achten, das ungünstige Calcium-Phosphor-Verhältnis gesondert auszugleichen. In Mischfuttersorten wird der hohe Calciumgehalt der Luzerne in der Regel durch andere Futterkomponenten kompensiert.

Gegenüber Getreide hat Luzerne deutlich weniger Stärke und beinhaltet nur etwa halb so viel Zucker und Fruktan wie durchschnittliches Heu, weshalb sie in den meisten stärkereduzierten und getreidefreien Müslisorten als Zusatz enthalten ist.

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Große Mengen Luzernehäcksel können wegen ihrer scharfkantigen Struktur den Magen reizen, Pellets sind verträglicher © stock.adobe.com

Gut für den Magen?

Früher ging man davon aus, dass Luzerne durch eine höhere Pufferwirkung im Magen Übersäuerungen und Magenreizungen vorbeugt. Allerdings kommt es hier stark auf die Darreichungsform an. Zwar regt eine zehnprozentige Untermischung von Luzernehäckseln das Pferd dazu an, sein getreidebasiertes Krippenfutter gründlicher zu kauen, besser einzuspeicheln und so langsamer zu fressen – was sich ebenfalls günstig auf die Magengesundheit auswirkt.

Allerdings kann sich der positive Effekt der Luzerne auf den Pferdemagen auch ins Gegenteil verkehren. 2016 entdeckten Wissenschaftler der Uni Halle-Wittenberg im Rahmen einer Studie nach dem Verfüttern von Luzernehäckseln Schleimhautschäden am Magenausgang der Probandenpferde. Zurückführen lassen sie sich möglicherweise auf eine mechanische Reizung, die durch das spitze Häckselgut entstanden sein könnte. Allerdings erhielten die Pferde in dieser Studie täglich 1,5 kg/100 kg LM. Die Forscher raten deshalb, größere Mengen Luzerne als Heu oder in Pressform zu füttern.

Völlig ungeeignet sind Luzernehäcksel für ältere Pferde mit Zahnschäden, die vorzugsweise eingeweichte Luzernecobs oder Luzernepellets in einweichbarem Seniormüsli erhalten sollten.