Leseprobe

Vom richtigen Zeitpunkt

Ein Artikel von Margarete Donner | 22.12.2023 - 16:56
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Denn nur wer die – in unserer Leistungsgesellschaft weit verbreitete – Illusion von der unendlichen Belastbarkeit hinter sich lässt, kann seinem Pferd ein guter und verlässlicher Partner sein. ©www.Slawik.com

Wenn sich der Winter kalt, nass und windig zeigt, reicht die Spanne der Trainingsphilosophien weit: Da gibt es jene, die zweimal wöchentlich im Stall vorbeischauen, sich aber ob der unfreundlichen Witterung nicht zum Reiten motivieren können. Der Vierbeiner wird daher mit Hilfe einer Longierpeitsche 15 Minuten durch die Halle bewegt, bevor man wieder Richtung Kuschelcouch aufbricht. Andere wiederum halten ein tägliches, intensives Training für ihre Pflicht und quälen sich auch noch mit 38 Grad Fieber in den Sattel, um an Lektionen zu arbeiten. Es scheint gar nicht so leicht zu sein, einen natürlichen Rhythmus zu finden, der sich gleichermaßen an den Bedürfnissen von Pferd und Reiter:in orientiert.

Vor allem im Leistungssport ist der Trainingsalltag oft durchgetaktet und es bleibt wenig Raum für tierische oder menschliche Befindlichkeiten. Sportpsychologe Mag. Peter Vogl plädiert hier für wohldurchdachte Trainingszyklen: „Man muss nicht 24/7 Weltklasse sein.“ Daher sei es nicht zielführend, täglich alle Aspekte zugleich abdecken zu wollen. Liege der Wettkampf in weiter Ferne, gelte es an Kondition und Grundlagen zu arbeiten. Stehe er direkt vor der Tür, seien Entspannung und lockere Übungen angesagt. „Macht am letzten Tag lieber einen Liegestütz oder irgendetwas Einfaches, anstatt den schwierigen Salto zu versuchen oder nochmals über 1,45 m zu springen“, so der Mentalcoach der österreichischen Spitzen- Voltigierer.
 

Fehlende Winterruhe

Montag Pause, Dienstag Longieren oder Ausreiten, ab Mittwoch wird das Training bis zum Wochenende hin gesteigert: Sportpferde werden meist in einem Wochen-Zyklus gearbeitet, der dem Turnierrhythmus entspricht. Früher kehrte dann im Herbst Ruhe in das hektische Geschehen ein, in der kalten Jahreszeit wurden Tempo und Druck rausgenommen. Der Bewegungsapparat der Vierbeiner durfte bei leichterem Training regenerieren und neue Features für das nächste Frühjahr konnten in Ruhe entwickelt werden. Doch der mittlerweile immerwährende Veranstaltungskalender macht dem Ganzen einen ordentlichen Strich durch die Rechnung.

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