Abspeckhilfe

Fressbremse: Vorteile, Risiken, Nebenwirkungen

Ein Artikel von Redaktion | 05.05.2022 - 12:20
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Durch die schmalen Schlitze im Boden der Fressbremse können Pferde nur langsam und in geringeren Mengen Futter aufnehmen.
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Fressbremsen sind ideal zur Gewichtsregulation leichtfuttriger Rassen und zur Reheprophylaxe über die gesamte Weideperiode. Durch die schmalen Schlitze im Boden des Maulstücks kann das Pferd die Halme nur langsam und in geringen Mengen zupfen. Je nach Modell, Futtergegebenheiten und individuellem Geschick reduzieren Fressbremsen Studien zufolge die Futteraufnahme um 30 bis 86 Prozent. Zusätzlich positiv: Dank des Maulkorbs kann das Pferd am sozialen Leben der Herde weiter teilnehmen, eine Separierung zu Diätzwecken bleibt meist erspart.

Wie die meisten Dinge im Leben haben auch Fressbremsen nicht nur positive Seiten. So sind Scheuerstellen durch den Maulkorb oder dessen Befestigungsriemen keine Seltenheit, besonders gefährdet sind die Maulgegend, die Wangenknochen und der Bereich hinter den Ohren. Um schmerzhafte Wunden vorzubeugen, sollte die Passform des Regulators deshalb regelmäßig kontrolliert werden.

Täglich kontrolliert sollte auch der Zustand der Fressbremse werden. Im Laufe eines Tages kann sich im Maulgatter jede Menge Schmutz ansammeln. Futterreste, Erde und Sand verstopfen die schmalen Schlitze und verursachen dann nicht nur einen völligen Fressstopp, sie erschweren auch die Wasseraufnahme.


Achtung auf die Zahngesundheit

Weil Pferde bei jedem Bissen mit ihren Schneidezähnen über den Kunststoffboden des Maulkorbes schaben, kann es durch eine Fressbremse zu übermäßigem Abschleifen des Zahnschmelzes an den Schneidezähnen kommen. Scharfe Kanten, Karies, Wunden am Zahnfleisch u. Ä. können die schmerzhaften Folgen sein. Um irreparable Schäden zu vermeiden, sollten die Zähne des Pferdes regelmäßig durch einen Tierarzt kontrolliert werden.

Zu kurzes oder zu langes Gras erschwert die Futteraufnahme mit Fressbremse beträchtlich. Der Frustfaktor, der sich bei einem Pferd einstellt, wenn es vor dem quasi vollen Teller hungern muss, darf nicht unterschätzt werden. In solchen Fällen ist starkes Abwehrverhalten gegen den Maulkorb möglich.

Zusätzliche Riemen auf dem Pferdekopf erhöhen die Gefahr des Hängenbleibens. Fessbremsen und deren Befestigungen sollten daher immer eine Sollbruchstelle beinhalten, die sich im Gefahrenfall öffnet und das Pferd frei gibt.

Zu guter Letzt kann der das Sozialverhalten des Pferdes beeinträchtigen. Soziale Fellpflege ist mit dem Plastikding auf der Nase beispielsweise nur noch begrenzt möglich. Und auch das optische Ausdrucksverhalten des Pferdes wird reduziert, was zu Konflikten in der Herde führen kann.

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Es gibt viele verschiede Arten von Fressbremsen. Für alle gilt gleichermaßen, dass sie dem Pferd gut passen und die Futteraufnahme in ausreichendem Maße reduzieren müssen, dabei aber keinen Stress beim Träger auslösen dürfen.   © www.slawik.com

Richtig anpassen

Fressmaulkörbe sind in unterschiedlichen Ausführungen, Materialien und Designs erhältlich. Welches Modell zu welchem Pferd passt, muss individuell entschieden werden. Wichtig ist, dass der Maulkorb gut sitzt, nicht scheuert und eine langsame aber stetige Futteraufnahme ermöglicht. Zudem muss das Pferd auch mit Regulator uneingeschränkt trinken können. Für alle Fressbremsen gilt außerdem:

  • Zwischen dem oberen Rand des Maulkobes und der Pferdenase sollten zwei Finger Platz haben.
  • Der Abstand zwischen Pferdemaul und Boden des Maulkorbes sollten ca. 2,5 cm Platz betragen. Auf diese Weise wird ein Dauerkontakt mit dem Regulator verhindert.
  • Die Größe des Maulkorbes muss es dem Pferd erlauben sein Maul problemlos und ausreichend öffnen zu können.
  • Befestigungsriemen dürfen keinen Druck auf den Pferdekopf ausüben.
     

Schrittweise gewöhnen

Wenn Pferde in ihrer Futteraufnahme eingeschränkt werden, stößt das selten auf Begeisterung. Gerade in der Eingewöhnungsphase kommt es deshalb immer wieder zu Abwehrverhalten, Frustration und Resignation. Umso wichtiger ist die gewissenhafte Einführung des Maulkorbes. Die Gewöhnung sollte deshalb in möglichst kleine Schritte zerlegt und mit einer positiven Erfahrung verknüpft werden. Wie lange ein Pferd benötigt um sich an den Maulkorb zu gewöhnen hängt immer von jeweiligen Tier und seinen bisherigen Erfahrung im Umgang mit neuen Situationen ab. Bei Anzeichen von Unbehagen, Stress oder Angst ist es ratsam, einen Schritt zurückzugehen und sämtliche Phasen der Gewöhnung zu wiederholen, bis das Pferd den neuen Ausrüstungsgegenstand stressfrei annimmt.

Diese Punkte sollten Sie beachten, bevor sie Ihr Pferd das erste Mal mit einer Fressbremse alleine lassen:

  • Haben Sie Ihr Pferd langsam und gründlich an den Maulkorb gewöhnt?
  • Kann Ihr Pferd mit dem Fressregulator immer noch Futter aufnehmen? Kann es uneingeschränkt trinken?
  • Verhält sich Ihr Pferd anders als sonst? Zeigt es mit dem Maulkorb Anzeichen von Stress oder Unbehagen? Falls ja, ist es noch nicht so weit, den Maulkorb ohne Ihr Beisein zu tragen.
  • Akzeptieren die anderen Herdenmitglieder Ihr Pferd auch mit dem fremdartigen Gegenstand an seinem Kopf?
  • Überprüfen Sie Futter- und Wassertröge. Gibt es scharfe Kanten oder hervorstehende Griffe, an denen Ihr Pferd mit dem Maulkorb hängen bleiben könnte?
  • Überprüfen Sie das Gewicht ihres Pferdes wöchentlich und den Body Condition Score zumindest alle zwei bis vier Wochen. Um gesundheitliche Probleme zu vermeiden, sollte Ihr Pferd pro Woche nicht mehr als 1 % seines Körpergewichtes verlieren. Regelmäßige Kontrollen bringen ans Licht, ob die Fressbremse für Ihr Pferd ein geeignetes Mittel zum Abspecken ist, oder nicht.