Gesundheit

Thailand: Mehr als 500 Pferde an Afrikanischer Pferdepest gestorben, Tausende könnten folgen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.05.2020 - 12:34
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Seit Wochen kämpfen Dr. Siraya Chunekamrai und ihre Kollegen fieberhaft gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Pferdepest (AHS) in Thailand. Die hochansteckende Krankheit wütet seit März in mehreren Teilen des Landes, die Zahl der Todesfälle, die sich auf das Virus zurückführen lässt, steigt rasant an. Es ist der erste Ausbruch der Afrikanischen Pferdepest in Thailand seit 1961, die vorerst letzte Epidemie außerhalb des afrikanischen Kontinents liegt 30 Jahre zurück. Damals hatte das Virus in Spanien und Portugal mehr als 3000 Pferdeleben gefordert.   

Ein ähnliches Szenario könnte auch der thailändischen Pferdepopulation bevorstehen, befürchtet Siraya Chunekamrai, Vorsitzende der Lampang Pony Welfare Foundation und Vizepräsidentin der World Small Animal Veterinary Association. Wegen ihrer Schwere und des Risikos einer raschen globalen Ausbreitung wird AHS von der Weltorganisation für Tiergesundheit als meldepflichtige Krankheit eingestuft. Pferde haben keine natürliche Immunität gegen die von Mücken übertragene Krankheit, die Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich auf Ruhe, Isolation, Palliativpflege und Sterbehilfe. Letztere ist bei der afrikanischen Pferdepest besonders häufig zu leisten. Die Sterblichkeitsrate ist erschreckend hoch, je nach Verlaufsform liegt sie zwischen 50 und 95 Prozent.


Pferde im Lockdown

In Thailand laufen die Bemühungen zur Eindämmung des Virus auf Hochtouren. Zwar gibt es eine Vakzine gegen AHS, geimpft wird aber erst nach einem negativen Antikörper-Test. So soll sichergestellt werden, dass nur nicht infizierte Tiere eine Impfung erhalten. Inzwischen sind Pferdebesitzer angehalten ihre Tiere in den Ställen zu halten und diese mit feinen Insektennetzen für Mücken unzugänglich zu machen – ein schwieriges Unterfangen, denn die übertragenden Culicoides, Besitzern von Sommerekzempferden bestens bekannt, messen zwischen ein und drei Millimeter. Soll verhindert werden, dass sie ins Stallinnere gelangen, müssen selbst kleinsten Lücken zwischen Netz und Stallwänden mit Dichtmittel ausgefüllt und die Netze zusätzlich mit einem Insektizid besprüht werden. Auf Anordnung der thailändischen Behörden dürfen Pferde bis auf Weiteres nicht transportiert werden. Neben den COVID19-Ausgangssperren für die Bevölkerung gibt es damit auch einen Lockdown für die Pferde.
 

Risiko für Arbeitspferde besonders groß

Eine der zentralen Herausforderung für Dr. Chunekamrai und ihre Kollegen besteht darin, Pferdebesitzern verständlich zu machen, dass gewöhnliche Moskitonetze keinen ausreichenden Schutz vor der Seuche bieten. „Die Maschen sind einfach zu weit, um die Gnitzen damit abzuhalten“, erklärt die Veterinärin. Doch gerade in ärmeren Teilen des Landes könnten sich viele Menschen die erforderlichen feinen Netzte nicht leisten. „Die momentane Lage ist eine absolute Katastrophe für Hunderte, möglicherweise Tausende von Pferden in Thailand. Und sie ist ebenso katastrophal für ihre Besitzer, von denen viele für ihren Lebensunterhalt auf die Tiere angewiesen sind“, sagte Siraya Chunekamrai. Besonders gefährdet sei die Population der ohnedies bereits vom Aussterben bedrohten Thai Ponys, die der ärmeren Bevölkerungsschicht hauptsächlich als Arbeitspferde dienen. „Dieser Ausbruch ist besonders tödlich, die Pferde sterben schnell. Klinische Symptome sind Fieber, Depressionen, Bindehautentzündung, Schwellung über Augen und Lippen sowie Atemnot. Die Sterblichkeitsrate ist mit rund 95 % extrem hoch.“

Trotz der Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie arbeiten Tierärzte im ganzen Land unermüdlich daran, das Leiden der Pferde in Thailand zu verringern und den Besitzern zu helfen, ihre Tiere zu schützen. „Wir sind entschlossen, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen“, so Chunekamrai. Bis es so weit ist, gebe es aber noch viel zu tun. „Wir sind verzweifelt auf der Suche nach Geldern, die uns dabei helfen, Netze, Insektizide, Futtermittel und andere wichtige Dinge zu kaufen, um besonders der ärmeren Bevölkerungsschicht bei der Bewältigung dieser Krise zu helfen und ihre Pferde vor dieser schrecklichen Krankheit zu schützen. Wir sind für jede Spende dankbar, um unsere Arbeit in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.“

Mit dem Ausbruch hat Thailand seinen Status als AHS-freies Land bei der Weltorganisation für Tiergesundheit verloren. Bis auf Weiteres sind Importe und Exporte aller Pferdeartigen untersagt. Es wird mindestens zwei Jahre dauern, bis das Land zu einem AHS-freien Status zurückkehren können wird.

Wer die Initiative von Dr. Siraya Chunekamrai mit einer Spende unterstützen will, kann das hier tun.