Forschung

Computer-Doc soll Schmerzen beim Pferd besser erkennen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 24.07.2020 - 13:41
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Ein Computer soll anzeichen von Schmerz im Pferdegesicht messen und bewerten und so für eine objektive Beurteilung von Schmerzzuständen sorgen.
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Schmerz ist ein primäres Symptom in der Medizin, für eine ordnungsgemäße Behandlung ist eine genaue Beurteilung der individuellen Schmerzzustände erforderlich. Weil Pferde nicht einfach sagen können, wo und wie heftig es weh tut, sind Pferdehalter und Veterinäre vielfach auf ihre subjektiven Eindrücke angewiesen – eine nicht gerade zuverlässige Methode.

Aus diesem Grund hat ein Team der Nottingham Trent University ein internationales Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen, das ein besseres Verständnis der Schmerzhaftigkeit bestimmter Erkrankungen beim Pferd ermöglichen soll. Ziel ist es, Pferde durch die verbesserte Schmerzbeurteilung besser behandeln und den Genesungsprozess effizienter gestalten zu können. Dazu soll die Beurteilung automatisiert werden – mithilfe künstlicher Intelligenz.

Derzeit trainiert das Team einen Computer, der im Pferdegesicht sichtbar werdende Schmerzreaktionen registrieren und aufzeichnen soll. Das Gerät analysiert Videos von Pferden, die kürzlich eine Operation hinter sich gebracht haben oder sich von einer Krankheit erholen. Die Veränderungen, die sich im Pferdegesicht vor, während und nach der Behandlung mit schmerzlindernden Maßnahmen abzeichnen, dienen dem Computer als Hinweis auf die Schmerzentwicklung.

Weil das System in der Lage ist, viel subtilere Schwankungen als das menschliche Auge zu registrieren, hoffen die Forscher, mehr darüber zu erfahren, wie Pferde ihren Schmerz ausdrücken und wie sich dieser je nach Persönlichkeit unterscheidet.

„Auf diese Weise können wir lernen, wie schmerzhaft bestimmte Zustände wirklich wahrgenommen werden und wie effektiv Schmerzmittel oder -behandlungen wirken. Die Kenntnis darüber würde uns helfen sicherzustellen, dass Pferde künftig eine optimal dosierte Behandlung erhalten“, sagt Dr. Carrie Ijichi, Dozentin an der School of Animal, Rural and Environmental Sciences der Universität.


Breitere Anwendungsmöglichkeiten in der Zukunft

Sollte sich das System als hilfreich erweisen, sieht das Forscherteam seinen Einsatz nicht auf den tierärztlichen Gebrauch beschränkt. „Wenn die Technologie besser entwickelt ist, hoffen wir, dass sie irgendwann auch von jedermann zu Hause genutzt werden kann, um Schmerzzustände unterschiedlicher Ausprägung beim Pferd zuverlässig identifzieren zu können – möglicherweise sogar während das Pferd geritten wird.“