Forschung

Equines Melanom: Therapie mit Betulinsäure-Creme zeigt Erfolge

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.11.2021 - 16:52
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Melanome enstehen vorwiegend an der Unterseite der Schweifrübe und in der Analregion. © www.Slawik.com

Equine Melanome gehören zu den am häufigsten diagnostizierten Tumoren bei Schimmeln. Frühstadien der hauptsächlich in der Lederhaut lokalisieren Melanome treten vorwiegend als einzelne, schwarz pigmentierte, feste Knötchen an der Unterseite der Schweifrübe und der Analregion auf. Für gewöhnlich wächst das Equine Melanom sehr langsam, kann sich im Laufe der Zeit jedoch vermehren und auch deutlich an Umfang zunehmen. In manchen Fällen werden die Wucherungen sogar faustgroß.

Bei Schimmeln sind die Melanome in den meisten Fällen von einer dichten Kollagenkapsel umgeben. Diese Verkapselung bewirkt, dass die Tumorzellen nur sehr verzögert in die Blutbahn eintreten und sich selten Metastasen bilden, weshalb viele Schimmel auch mit Melanomen ein hohes Alter erreichen. Dieser Umstand hat dazu beigetragen, dass das Schimmelmelanom mehrheitlich als gutartiger, relativ harmloser Tumortyp abgetan wird, den man am besten einfach ignoriert. Doch diese Einstellung kann sich als fataler Fehler erweisen, denn grundsätzlich hat auch das Schimmelmelanom immer das Potenzial zu metastasieren und damit zu einer echten Lebensbedrohung zu werden. Klinische Daten legen nahe, dass die Erkrankung umso schneller voranschreitet, je früher sie erstmalig auftritt. Aus diesem Grund und weil kleinere Tumoren leichter zu behandeln sind als große, sollten auch frühe Stadien des equinen Melanoms therapiert werden.

Eine vielversprechende Therapieform könnte die Behandlung mit Betulinsäure sein. Seit Jahren untersucht eine Gruppe deutscher Wissenschaftler:innen die Wirkung des aus der Rinde von Birken und Platanen gewonnen Pflanzenstoffes auf das Equine Melanom. In einer 2016 veröffentlichten Studie lieferte eine Therapie, bei der ein Derivat des Wirkstoffes direkt in die Tumore zweier Testpferde injiziert wurde, ausgezeichnete Erfolge. Allerdings löste die wöchentliche Injektion bei den Tieren großes Unbehagen aus, was das Forscherteam dazu veranlasste, eine andere Form der Verabreichung zu entwickeln: eine Creme zur äußerlichen Anwendung.

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Um erste Erkenntnisse über die Wirkung und Sicherheit der äußerlichen Anwendung von Betulinsäure und deren Derivat NVX-207 zu gewinnen, führte eine Gruppe von Forscher:innen rund um Lisa A. Weber von der Veterinärmedizinischen Universität in Hannover eine Studie an 18 Lipizzaner Stuten mit Tumoren im Frühstadium durch. Insgesamt wurden 29 kleine Melanome zweimal täglich behandelt, acht mit einer Placebo-Creme, 12 mit einer Creme mit 1%igem Betulinsäuregehalt, bei den restlichen neun wurde NVX-207 aufgetragen. Die mit Betulinsäure behandelten Tumoren waren ab Tag 80 der 91-tägigen Studie im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Tumoren signifikant kleiner. Die NVX-207-Behandlung erreichte keine statistische Signifikanz.

Zwar seien die Ergebnisse aufgrund der begrenzten Gruppengröße noch wenig aussagekräftig, dennoch werten die Forscher:innen sie als ermutigend. „Die topische Therapie führte zum Teil zu klinisch sichtbaren und messbaren Veränderungen kleiner melanozytärer Läsionen, die sich in einer Hautdepigmentierung und einer Verringerung von Tumordurchmessern und -volumina widerspiegelten.“ Und weiter: „Nach der Behandlung mit Betulinsäure gegen Ende der Behandlungsdauer konnte ein signifikanter positiver Behandlungseffekt gezeigt werden.“

Eine Erhöhung der Wirkstoffmenge oder die Zugabe von Permeationsverstärkern, die größere Mengen des Wirkstoffes durch die faserige Tumorkapsel transportieren, könnte die Tumorvolumenregression zusätzlich unterstützen und auch die Behandlungszeit verkürzen. Geht es nach den Forscher:inen, hat die Behandlung also durchaus das Potenzial „eine Alternative zu dem häufig praktizierten Ansatz der Vernachlässigung“ kleiner Tumore darzustellen - und damit einen wichtigen Beitrag zu leisten, möglichen bösartigen Entartung der Tumoren und damit verbundenen Gesundheitsrisiken entgegenzuwirken.