Seit März wurden in Deutschland vier Fälle einer versehentlichen Einnahme Pergolid-haltiger Tiermedikamente gemeldet. Die betroffenen Personen klagten zum Teil über erhebliche gesundheitliche Beschwerden, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BLV) am Montag in einer Aussendung mit.
„Wichtig ist, dass Tierarzneien immer getrennt von Humanarzneimitteln und außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden, um eine versehentliche Einnahme oder die Verwechslung von Tabletten zu vermeiden“, betont Fachärztin Dr. Ann Neubert. Denn wie im Falle von Pergolid-haltigen Medikamenten, die beim Pferd zur Behandlugn des Equinen-Cushing-Syndroms (ECS) eingesetzt werden, können die Nebenwirkungen für Menschen beträchtlich ausfallen. Möglich sind
- Schwindel
- Lethargie
- Erbrechen
- Blutdruckabfall
- und sogar Bewusstlosigkeit.
Verwechslung mit eigenen Medikamenten
Doch wie kommt eine Pferdearznei überhaupt in den menschlichen Organismus? Meist werden Tiermedikamente schlicht mit den eigenen verwechselt, so das BLV. Auch Lebensmittel, die für die Medikation von Pferden zubereitet wurden, können zu seiner vesehentlichen Einnahme führen. Denn Tabletten für Pferde werden häufig in Obst, Gemüse oder Backwaren versteckt. Dass eine saftige Apfelspalte mit einer Tablette präpariert wurde, ist nicht nur für Kinder nicht immer offensichtlich, weshalb derart getarnte Medikamente möglichst sofort verabreicht werden sollten. Werden die Tabletten in der Futterkammer vorbereitet, müssen sie bis zur Verabreichung sicher gelagert werden, zum Beispiel in einer eindeutig beschrifteten und verschließbaren Box.
Für die Handhabung in Pensionspferdeställen rät das BLV, Tierarzneimittel ausschließlich in der Originalverpackung zusammen mit der Gebrauchsinformation des Herstellers aufzubewahren. Auch sollte sichergestellt sein, dass alle Personen, die Pferden Medikamente verabreichen, über die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen informiert sind.
Tablette versehentlich geschluckt - was nun?
Wer versehentlich die Cushing-Tablette seines Pferdes eingenommen hat, dem rät Dr. Ann Neubert: „Setzen Sie sich nicht an das Steuer eines Fahrzeugs und bedienen Sie keine Maschinen. Ein Arzt sollte unverzüglich zu Rate gezogen werden.“ Beim Auftreten von Symptomen sollte dieses Unerwünschte Ereignis (UE) auch an das BVL unter www.vet-uaw.de melden!
"Dirty Drug" Pergolid
Noch bevor Pergolid zur Behandlung des Equinen Cushing Syndroms für Pferde zugelassen wurde, fand es in der Humanmedizin in der Therapie von Parkinson-Patienten Anwendung. Heute wird Pergolid zu den sogenannten „Dirty Drugs“ gezählt, da es nicht nur auf Dopaminrezeptoren wirkt, sondern in höheren Dosierungen auch auf andere Bindungsstellen. Die Folge ist eine ganze Liste unangenehmer Nebenwirkungen, die dazu geführt haben, dass der Wirkstoff in einigen Ländern bereits vom Markt genommen wurde.