GESUNDHEIT

Medizinischer Honig bei Pferden: Eine vielversprechende Behandlungsoption

Ein Artikel von Redaktion | 22.09.2023 - 16:39
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Medizinischer Honig, speziell für medizinische Anwendungen hergestellt, bietet eine wirkungsvolle Unterstützung in der Wundbehandlung. © Gasfull auf Pixabay

Die Heilkraft von Honig ist seit Jahrhunderten bekannt. Dank seiner antimikrobiellen Eigenschaften wirkt er effektiv gegen eine breite Palette von Bakterien und Keimen, hilft Infektionen zu vermeiden und den Heilungsprozess von Wunden, Schnitten und Hautläsionen zu beschleunigen. Seit multiresistente Keime zunehmend auf dem Vormarsch sind, sucht die Wissenschaft fieberhaft nach Alternativen zu Antibiotika – und stößt dabei immer wieder auf medizinischen Honig.

Honig ist nicht gleich Honig

Medizinischer Honig unterscheidet sich von herkömmlichem durch seinen besonderen Herstellungsprozess. Er wird sorgfältig ausgewählt, um eine hohe Konzentration an bestimmten bioaktiven Verbindungen zu gewährleisten. Gammastrahlung (eine Form von elektromagnetischer Strahlung) macht das süße Bienengold steril, um potenziell schädliche Mikroorganismen zu zerstören. Medizinischer Honig enthält oft Manukahonig, ein spezieller Blütennektar, der aus dem  in Neuseeland und kleinen Teilen Australiens heimischen Manuka-Strauch gewonnen wird. Dieser spezielle Honig weist – je nach Qualität – eine hohe antibakterielle Wirkung auf.

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Besonders bei der Behandlung von Verletzungen an den Gliedmaßen und im Kopfbereich hat sich medizinischer Honig als äußerst wirksam erwiesen. © www.Slawik.com

Wie gut medizinischer Honig bei der Wundbehandlung von Pferden wirkt, konnte in den vergangenen Jahren hinreichend belegt werden. So konnten schwedische Forscher 2016 in einem Versuch an zehn Pferden mit schwer heilenden Wunden an Gliedmaßen und im Bereich des Kopfes die erstaunliche Wirkung des Naturheilmittels bestätigen. Bereits eine einzige Anwendung bewirkte bei allen betroffenen Pferden eine Verbesserung. Nach 20 Behandlungen waren ihre Wunden meist zur Gänze ausgeheilt oder im Heilungsprozess weit fortgeschritten.
 

Nicht nur an der Oberfläche

Drei Jahre später ließ eine Studie aus Israel aufhorchen, bei der Honig nicht oberflächlich angewendet, sondern direkt in das geschädigte Gewebe bzw. die offene Wunde eingebracht wurde. Auch hier sprachen die Ergebnisse für sich: Die Wunden jener Pferde (69), die mit medizinischem Honig behandelt worden waren, heilten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit vollständig ab (3,4-fach höhere Erfolgsrate) und zeigten zudem eine signifikant geringere Anfälligkeit für Infektionen (3,6-fach höhere Erfolgsrate). Auch die behandelnden Tierärzte waren mit dem Heilungsfortschritt bei der Honigbehandlung deutlich zufriedener (2,7 Mal höher) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nebenwirkungen traten während und nach der Behandlung nicht auf.

Wirksam auch in Gelenken

Neueste Forschungen aus Großbritannien zeigen nun, dass medizinischer Honig sogar bei Gelenksoperationen seinen Wert beweist. In einer Studie an drei Pferden mit septischer Arthritis wurde medizinischer Honig postoperativ als antimikrobielle Behandlung anstelle von Antibiotika eingesetzt. Die Honig-Behandlung innerhalb des Gelenk erwies sich als durchschlagend effizient: Sie führte bei allen betroffenen Pferden zu einer erfolgreichen Heilung ohne Lahmheit.

"Dieses Vorgehen war sicher, es wurden keine sichtbaren Nebenwirkungen beobachtet, alle drei Pferde erholten sich von ihren Verletzungen und zeigten keine Anzeichen von Lahmheit in allen drei Gangarten", resümiert Studienleiter Richard Coomer, Spezialist für Pferdechirurgie am Cotts Equine Hospital in Narberth, Wales (GBR). Gleichzeitig räumt er ein, dass es sich bei seiner Arbeit nicht um eine kontrollierte Studie gehandelt habe und die Ergebnisse demzufolge auch nicht zeigen würden, dass Honig eine septische Arthritis besser behandle als Antibiotika. „Daher können wir nicht schlussfolgern, dass das Platzieren von medizinischem Honig in der septischen synovialen Struktur eine Alternative zur konventionellen Behandlung ist."

Um hier eine gesicherte Aussage treffen zu können, bedarf es weiterer Forschung. In der einfachen Wundbehandlung von Pferden eröffnet medizinischer Honig aber schon jetzt vielversprechende Perspektiven für eine schnellere und effizientere Genesung.