Gehäuftes Anstupsen, Anstarren, Beknabbern und Zwicken des Bereichs hinter dem Ellenbogen: die Verhaltensweisen sind häufig bei Pferden mit Magenproblemen zu beobachten. © www.Slawik.com
Eine Studie der Universität von Pennsylvania zeigt deutlich: Bestimmte, wiederkehrende Verhaltensweisen – sogenannte „Signature Behaviors“ – könnten ein ziemlich verlässliches Anzeichen für Magenprobleme wie das Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) sein. Ein Problem, das sowohl bei Freizeit- als auch Sportpferden keine Seltenheit ist.
Was Pferde tun, wenn der Magen drückt
Das Forschungsteam rund um Verhaltensexpertin Dr. Sue McDonnell hat die Klinikakten und 24-Stunden-Videobeobachtungen von 30 Pferden ausgewertet. Alle Tiere wurden im Anschluss per Gastroskopie – also per Magenspiegelung – untersucht. Das Ergebnis: 24 dieser Pferde zeigten typische Bauchweh-Verhaltensweisen. Dazu zählen
- häufiges Dehnen in der Bauchregion
- Nüsternreiben
- leichtes Zwicken oder Kneifen mit den Zähnen in der Gurtenregion (auch und besonders beim Satteln)
- Schweifschlagen
- Aufstampfen mit den Hinterbeinen
Die spätere Untersuchung ergab: Alle 24 hatten tatsächlich Magenprobleme – meist in Form von Magengeschwüren.
Die sechs anderen Pferde zeigten keines dieser typischen Verhaltensmuster – und siehe da: Vier davon waren magenfit, zwei hatten lediglich sehr milde Veränderungen. Für die Forschenden ein klarer Hinweis: Wer auf diese Signale achtet, kann frühzeitig erkennen, ob sein Pferd unter Magenschmerzen leidet.
Wenn Missverständnisse krank machen
Problematisch ist laut Dr. McDonnell, dass viele Besitzer:innen und Trainer:innen diese Zeichen zwar sehen, sie aber schlicht falsch interpretieren. Was eigentlich ein Hilferuf ist, wird oft als Ungehorsam oder Macke abgetan – und nicht selten sogar bestraft. Die Folge: Die Pferde zeigen das Schmerzverhalten meist nur noch dann, wenn sie sich unbeobachtet fühlen.
„Diese Missdeutung ist ein echtes Tierschutzproblem“, warnt McDonnell. „Denn dadurch wird nicht nur der Schmerz ignoriert – die Pferde lernen auch, dass ihr Verhalten negative Konsequenzen hat.“
Technik als Helfer in Sicht
Die gute Nachricht: Künstliche Intelligenz und smarte Überwachungssysteme könnten schon bald dabei helfen, diese Schmerzsignale zuverlässig zu erkennen – auch bei abwesenden Menschen. Bis dahin bleibt jedoch die wichtigste Botschaft: Augen auf und lieber einmal mehr tierärztlich abklären lassen, als lange abzuwarten.
Hinhören, Hinschauen – und handeln
Die Erkenntnisse aus der Studie sprechen eine klare Sprache. Wer weiß, wie Pferde Magenschmerzen äußern, kann schneller reagieren und helfend eingreifen – bevor aus Unwohlsein ein chronisches Problem wird.
Der vollständige Artikel mit dem Titel „Behavioral Signature of Equine Gastric Discomfort? Preliminary Retrospective Clinical Observations“ wurde im Januar 2025 im Fachjournal Animals veröffentlicht.