“Tritte von beschlagenen Pferden sind deutlich gefährlicher als von unbeschlagenen. Die gängige Praxis Pferde in Gruppenhaltung an den Hinterbeinen barhuf zu lassen ist demnach absolut gerechtfertigt“, bestätigte Veterinärmedizinerin Michelle Jackson von der Vetsuisse Fakultät in Zürich anlässlich der 12. Netzwerktagung Pferdeforschun im Nationalgestüt in Avenches.
In ihrer Studie untersuchten Jackson und ihr Team die Auswirkungen von Huftritten auf Knochen des Pferdebeins unter Laborbedingungen. Dazu nahmen sie 32 Unterarmknochen (Radius/oberhalb des Karpalgelenks) und 32 Unterschenkelknochen (Tibia/oberhalb des Sprunggelenks) von toten Pferden mit gesunder Skelettstruktur. Diese wurden automatisierten Schlägen ausgesetzt um einen Tritt mit dem Huf zu simulieren. Das dafür verwendete Gerät wurde während des Versuchs mit unterschiedlichen Materialien bestückt: einem Aluminiumhufeisen, einem Stahleisen, einem Kunststoffbeschlag aus Polyurethan und einem Barhuf. Die Schläge wurden mit einer Geschwindigkeit von 8 Metern pro Sekunde ausgeführt – vergleichbar mit einem natürlichen Huftritt. Brach der Knochen unter dieser Belastung nicht, wurde die Geschwindigkeit auf 13 Meter pro Sekunden erhöht.
Zur genauen Dokumentation der Auswirkungen wurde der Versuch mit Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt und die Knochen in Folge geröngt.
Es zeigte sich, dass bei einer Geschwindigkeit von 8 Metern pro Sekunde Schläge mit Aluminiumeisen in 81 Prozent der Fälle zu Knochenschädigungen führten. Bei Hufeisen aus Stahl erreichte der Wert immer noch hohe 75 Prozent Schadenswahrscheinlichkeit. Anders verhielt es sich hingegen bei den beiden Alternativen. Weder beim Kunststoffbeschlag noch beim Barhuf wurden die verwendeten Pferdeknochen in Mitleidenschaft gezogen. Auswirkungen zeigten sich hier erst bei erhöhter Schlagkraft. Bei einer Geschwindigkeit von 13m/s verursachte der Kunststoffbeschlag in 25 Prozent der Fälle eine Schädigung der Knochenstruktur, beim naturbelassenen Huf kam der Wert nicht über 12,5 Prozent hinaus.
„Unsere Ergebnisse weisen ganz eindeutig auf einen schlagabsorbierenden Faktor sowie eine geringere Kontaktkraft hin“ resümierte Jackson ihre Beobachtungen. Doch es scheint noch mehr hinter diesem Phänomen zu stecken. Um herauszufinden, was genau, seien jedoch weitere Untersuchungen nötig, so die Veterinärmedizinerin.
Quelle
ps