Haltung

Unregelmäßige Fütterungszeiten Auslöser für Stress bei Pferden

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.01.2020 - 13:44
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Sehnsüchtige Blicke in Richtung Futterkammer: Für Pferde ist das Warten aufs Fressen ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor.
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Nicht alle Pferde, die auf ihr Futter warten, üben sich in nobler Zurückhaltung. Scharren, gegen die Boxenwand treten, mit den Zähnen über Gitterstäbe schleifen und Ohren anlegen sind nur einige der Signale, mit denen Pferde zum Ausdruck bringen, dass sie ihre Ration kaum noch erwarten können.

Wer dieses Verhalten als schlechtes Benehmen oder bloße Ungeduld abtut, ist völlig auf dem Holzweg. Denn in Wirklichkeit, so erklärt Manja Zupan von der Universität Ljubljana gegenüber dem US-Pferdegesundheitsmagazin thehorse.com, seien derartige Auffälligkeiten in erster Linie Zeichen von Frustration und mangelndem Wohlergehen.
 

Weder ungezogen noch amüsant

Dennoch wird bei klopfenden oder scharrenden Pferden zur Fütterungszeit in erster Linie geschimpft, gebrüllt und gedroht oder aber das Verhalten belustigt als „Schrulle“ abgetan.  Für Zupan unverständlich: „Eine solche Reaktion ist alles andere als lustig“, so Zupan. „Es ist schlicht stressig für ein Pferd, obwohl es individuelle Unterschiede unter den Tieren gibt, wie flexibel sie sich an Veränderungen anpassen können.

Und anpassen muss sich das vom Menschen gehaltene Pferd bei der Nahrungsaufnahme zwangsläufig. Deshalb sei die mangelnde Möglichkeit, an einem (unangenehmen) Zustand selbst etwas verändern zu können, ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor. “Tiere und Menschen wollen ihre Umwelt kontrollieren und sich auf Dinge verlassen können, die ihre tägliche Leistungsfähigkeit und ihr Überleben stark beeinflussen.“
 

Besser früher als später

Futter fällt eindeutig in diese Rubrik, wie Zupan zusammen mit Kollegen in einer Studie an acht Pferden belegte. Wurde die Kraftfutterration eine Stunde früher als gewohnt verabreicht, waren die Tiere, die in ihren Boxen allesamt Heu ad libitum zur Verfügung hatten, kürzer mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und fraßen insgesamt weniger, bevor sie den routinemäßigen Koppelgang antraten. „Sie waren einfach noch nicht richtig wach“, so Zupan. Deutlich unangenehmer wurde es für die Pferde aber, wenn das Futter mit einstündiger Verspätung im Trog landete. Das signalisierten sie durch Scharren, gegen die Boxentüre treten und wiederholten Blicken zur Tür.


Fütterungszeiten einhalten

Wer unnötigen – und auf die Dauer belastenden und gegebenenfalls sogar krankmachenden – Stress vermeiden will, sollte sich also möglichst genau an die gewohnten Fütterungszeiten halten. Und im Notfall besser etwas früher füttern als später. Denn die innere Uhr eines Pferdes ist ein äußerst präzises Instrument und warten – das tun auch Pferde nicht gerne.