Haltung

Futterfalle Fallobst: Was Pferden Probleme macht, und was nicht

Ein Artikel von Birgit van Damsen | PS | 14.09.2020 - 12:59
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Äpfel stehen bei Pferde ganz oben auf der Liste der beliebtesten Leckereien. Der ungebremste Verzehr birgt aber einige Risiken.
© Verlag Edition Hochfeld

Spätsommer ist Obstzeit. Zwar ist die Kirschernte im September schon durch, dafür fallen jetzt vermehrt Äpfel, Birnen und Zwetschgen von den Bäumen. Stehen diese Obstbäume auf der Weide, besteht die Gefahr, dass die Pferde zu viel von den süßen Früchten naschen.

Vor allem von auf dem Boden liegendem Fallobst bedienen sie sich oft ungezügelt. Ein Zuviel an gärfähigen blähenden Futtermitteln wie bereits angefaultem Fallobst kann jedoch zu teils heftigen Gaskoliken führen. Hier ist also Vorsicht geboten!

Ein anderes Problem sind Wespen, die sich wie auch die Pferde an den süßen Früchten bedienen wollen. Stiche im Kopfbereich sind meist "nur" unangenehm, selbst im Maul ist ein Stich zwar schmerzhaft, für das Pferd aber weit weniger bedrohlich als häufig angenommen. Echte Gefahr droht allerdings, wenn eine Wespe lebendig bis in den Schlund gerät und sich dort zur Wehr setzt. Ein Stich in diesem Bereich kann das umliegende Gewebe so stark anschwellen lassen, dass das Pferd keine Luft mehr bekommt und erstickt.Fälle wie diese kommen zugegeben jedoch höchst selten vor, denn im Normalfall haben Wespe und Co. schon lange vorher unliebsame Bekanntschaft mit der mahlenden Kraft der Pferdezähne gemacht.  

Ein echtes Risiko stellt die Gefahr einer Schlundverstopfung durch unzureichend zerkaute Äpfel oder Birnen dar. Besonders gefährdet sind rangniedere Pferde, die das Obst hastig verschlingen, aber auch ältere Pferde mit Zahnproblemen sowie Jungtiere im Zahnwechsel zerkleinern Obst oft nur mangelhaft. Dann kann es passieren, dass größere Stücke in der Speiseröhre stecken bleiben und dort eine Blockade verursachen, die der Pferdeorgansimus durch Muskelkontraktionen zu lösen versucht. Gelingt das nicht, drohen Muskelkrämpfe, Hustenanfälle und Panikattacken. Ein Schlundverstopfung ist immer ein medizinischer Notfall, der der raschen Hilfe eines Tierarztes bedarf!

Weit geringer als angenommen ist da schon die Gefahr einer Blausäurevergiftung durch Zwetschgenkerne. Denn Blausäure ist in den Kernen von Steinobstfrüchten nicht in reiner, sondern in gebundener Form als Amygdalin enthalten. Diese Blausäure-Vorstufe bedarf der Umwandlung durch ein blausäurespaltendes Enzym, um überhaupt messbare Mengen von Blausäure freizusetzen. Da aber die Magensäure dieses Spalt-Enzym größtenteils unschädlich macht, müsste ein Pferd schon eine Vielzahl von Zwetschgenkernen mehlfein zerkauen, um sich zu vergiften.
 

Gesundheitsprobleme vorbeugen

Wie aber lassen sich Gesundheitsprobleme durch große Mengen von Fallobst vermeiden? Hierzu gibt es drei Möglichkeiten: Die effektivste, aber auch aufwendigste Lösung ist das rechtzeitige Abernten zumindest eines Großteils der Früchte.

Eine zweite Methode ist das tägliche Absammeln der meisten vom Baum gefallenen Früchte. Einige wenige unversehrte lässt man für die Pferde liegen.

Alternativ kann man die Obstbäume zur Erntezeit mit einem mobilen Elektrozaun abspannen. Hierfür sind aber unbedingt Strom und eine mehrreihige Abzäunung erforderlich, damit wirklich kein Pferd unkontrolliert zum Fallobst gelangen kann.