Auf dem Vormarsch

Vorsicht giftig: Immer häufiger Johanniskraut im Pferdeheu

Ein Artikel von Pamela Sladky | 14.04.2021 - 13:30
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Immer öfter finden sich Giftpflanzen im Pferdeheu. Das Johanniskraut ist eines davon.
© vprotastchik - Adobe Stock

„Unter den heimischen Arten ist das getüpfelte oder echte Johanniskraut (Hypericum perforatum), das auf Magerwiesen und deren  Rändern  am  häufigsten vorkommt,  so  dass  in  der  Praxis  von  solchen  Flächen  gewonnenes  Heu  damit  kontaminiert sein kann“, warnt das Institut für Tierernährung und Funktionelle Pflanzenstoffe Vetmeduni Wien in einem aktuellen Newsletter. In den vergangenen Jahren hätten Heuanalysen gehäuft Verunreinigung mit Johanniskraut ergeben – zum Teil mit erheblichen Mengen.

Zum Glück ist das giftige Gewächs gut erkennbar: Die im Heu erhaltenen Teile des Johanniskrautes sind oft deutlich rotbraun und trotz fehlender Blätter leicht auszumachen.

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Beim Zerreiben von Johanniskaut-Blüten und -Knospen tritt der für Pferde problematische Stoff Hypericin aus. Wegen seiner roten Farbe wird es auch "Blut des Johannes" genannt.
© Holger Casselmann

Gefährlich für Pferde

In der Humanmedizin erfreut sich Johanniskraut großer Beliebtheit. Es gibt Zubereitungen in Form von Säften, Ölen, Tees, Tinkturen, Pillen, Kapseln und homöopathischen Arzneien. Äußerlich angewendet hilft es gegen Muskelschmerzen, Zerrungen, Stichverletzungen und Quetschungen. Auch leichte Verbrennungen, infizierte Wunden, Geschwüre und Neuralgien können damit behandelt werden. Innerlich angewendet wirkt Johanniskraut stimmungsaufhellend, weshalb es in der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen Anwendung findet. Auch manche Präparate, die beruhigend auf Pferde wirken sollen, enthalten Johanniskraut. Deren Anwendung ist allerdings nicht ganz unbedenklich.

Das Problem: Die dunklen Punkte auf den Blüten der Pflanze enthalten unter anderem das Pigment Hypericin, ein phototoxischer Stoff, der die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht – mit negativen Folgen. „Unter Lichteinfluss bilden betroffene Tiere an den nicht pigmentierten Hautstellen Entzündungen mit Rötungen, Ödemen und Läsionen aus“, so die Experten der VetmedUni Wien.

Wegen ihrer Ähnlichkeit zu einem Sonnenbrand werden Vergiftungserscheinungen leider oft nicht erkannt. Abhängig vom Schweregrad sind neben den Hautveränderungen auch Unruhe, Desorientierung und sogar Panikattacken möglich.

Helfen kann man betroffenen Pferden letztlich am wirkungsvollsten, wenn man das kontaminierte Futter absetzt und sie vom Sonnenlicht fernhält. Gerade in der Akutphase bietet die Haltung im Stall eine große Erleichterung.