Männersache

Das erregte Pferd: Ein Grund zur Sorge?

Ein Artikel von Eva Schweiger | 07.04.2022 - 12:04
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Erektion und Masturbation sind teil des natürlichen Verhaltensrepertoires männlicher Pferde und gehen nicht mit einem erhöhten emotionalen Erregungslevel einher.
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Sowohl bei Hengsten als auch – in reduziertem Ausmaß – bei Wallachen sind das Ausschachten und die Masturbation Teil des natürlichen Sexualverhaltens. Sie treten bei Hengsten durchschnittlich alle ein bis eineinhalb Stunden für zwei bis drei Minuten auf. Die Vermutung, dass diese Verhaltensweisen bei Wallachen und Hengsten negative Auswirkungen auf Training und Umgang haben könnten, hat in der Vergangenheit zu diversen fragwürdigen Abgewöhnungsversuchen geführt. Um die Erektion und die darauffolgende Masturbation, bei der der Pferdemann seinen Penis gegen den Bauch schlägt oder presst, zu unterbinden, ging man sogar bis zu körperlicher Bestrafung mittels Gertenschlag auf die hoch empfindliche Region. Dies vor allem aus der Angst heraus, dass diese Facetten des Sexualverhaltens zu Erregung und Aggressivität führen könnten.
 

Unverzichtbar für das Wohlbefinden

In diversen Forschungen konnte für diese Annahme aber bislang keine Bestätigung gefunden werden. Vielmehr gehören beide Verhaltensweisen zum natürlichen Verhaltensrepertoire und sind für das Wohlbefinden der Pferde unverzichtbar.

Beobachtungen mehrerer Gruppen halbwilder Pottokas in der spanischen Provinz Extremadura haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie gezeigt, dass sie nicht einmal mit einem erhöhten emotionalen Erregungslevel einhergehen. Die Studienautorin untersuchte, wie sich die in Harems beziehungsweise in Junggesellengruppen lebenden Hengste direkt vor, während und nach der Erektion und Masturbation verhielten. Am Ende der Untersuchung war klar: Beides trat durchwegs in Situationen auf, in denen die Ponys emotional entspannt waren, und trugen oft sogar zu einer weiteren Beruhigung bei.

Sogar Hengste, die mit paarungsbereiten Stuten zusammenlebten, zeigten beide Verhaltensweisen dann, wenn sie für sich waren, und kaum im Paarungskontext. Bemerkenswerterweise gibt es zudem keine Unterschiede in der Häufigkeit des Ausschachtens zwischen wilden Hengsten und Hauspferden, die in Ställen leben, und auch keine zwischen aktiven Deckhengsten und nicht für die Zucht eingesetzten Hengsten.

All diese Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das sexuell konotierte Verhalten keinerlei problematische Konsequenzen im Training oder Umgang nach sich zieht. Es zu unterbinden ist daher weder notwendig noch vertretbar, und sein Auftreten während des Trainings oder im Umgang mit Menschen kein Grund zur Sorge, schließt die Forscherin.