Fütterung

Studie: Futterbeschaffenheit und Heunetz müssen zusammenpassen

Ein Artikel von Redaktion | 02.11.2022 - 16:25
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Grobes Heu und Heulage sollten nicht aus sehr engmaschigen Netzen gefüttert werden.   © AdobeStock.com

Ein Team rund um Samantha Hodgson von der Universität Edinburgh hat die Verwendung von frei hängenden Heunetzen bei Boxenpferden genauer unter die Lupe genommen. In früheren Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass Pferde mitunter erhebliche Kraft aufwenden, um das Heu aus dem Netz zu ziehen, weswegen Hodgson und ihre Kolleg:innen in ihrer Arbeit besonderes Augenmerk auf die dabei wirkenden Kräfte legten. Ihre Studie wurde kürzlich im Fachjournal Animals veröffentlicht.

Getestet wurden unterschiedliche Befestigungshöhen und -varianten, ein- und zweilagige Heunetze (mit 2,5 cm Maschenweite), unterschiedliche Füllmengen (3 und 6 kg) sowie zwei verschiedene Futtersorten – relativ kurzhalmiges Heu sowie langfasrige Heulage.

Dabei ergaben sich vier wesentliche Erkenntnisse:

  • Die durchschnittlichen und maximalen Zugkräfte waren beim doppellagigen Heunetz höher als beim einfachen.
  • An niedriger aufgehängten Heunetzen wurde stärker gezogen als an den höher montierten.
  • An mit Heulage gefüllten Netzen mussten die Pferde signifikant fester ziehen (durchschnittlich 2,6 mal mehr) um eine Portion herauszubekommen als bei Heu. 8,7 % der Bisse wurden mit einer Zugkraft von mehr als 20 kg ausgeübt, der höchste aufgezeichnete Wert lag gar bei 48 (!) kg.
  •  Waren die Heunetze an zwei Punkten befestigt, wurden signifikant höhere durchschnittliche und maximale Zugkräfte im Vergleich zu den einfach befestigten Heunetzen beobachtet – und zwar unabhängig von der verwendeten Futterart.

Insgesamt hatte die Beschaffenheit des Futters den größten Einfluss auf die aufgewendeten Kräfte und die Fressdauer. Die Verwendung von doppellagigen Heunetzen brachte zwar den erwarteten Anstieg beim Kraftaufwand, allerdings fiel er mit etwa 25 % nicht sehr hoch aus und war deutlich niedriger als der durchschnittliche maximale Zug, der beim Verzehr von Heulage aus einem einzelnen Heunetz ausgeübt wurde. Das in der Studie verwendete Heu war laut Angabe der Autoren eher kurz geschnitten und aufgrund der typischen Wachstumsbedingungen in der Region generell recht brüchig, was zu vielen kleinen Bissen führte.

Anders die Heulage: Hier hatten es die Pferde mit langem, eher grobstängeligem Raufutter zu tun. Aufgrund des höheren Feuchtigkeitsgehalts brachen die Halme außerdem weniger leicht.

Während die Forscher:innen bei kurzhalmigem Heu die Verwendung eines doppellagigen Heunetzes zur Verlängerung der Fresszeit befürworten, raten sie bei langstängeliger, grober Heulage ganz klar davon ab. Zugspitzen, wie sie in der Studie gemessen wurden, „könnten langfristig der Zahngesundheit und der Nackenmuskulatur schaden“, wenn sie regelmäßig und über längere Zeit hinweg auftreten, so Hodgson in "Animals".
 

Heulage wird schneller gefressen

Zumeist werden Heunetze verwendet, um die Fressdauer zu verlängern. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Pferde länger beschäftigt sind, zum anderen können so Futterpausen verkürzt werden. Im Rahmen der Studie bot Heu hier einen klaren Vorteil. Für einen Kilogramm  benötigten die Pferde durchschnittlich 44 Minuten, bei der Heulage war dieselbe Menge bereits nach 27 Minuten vertilgt.  

Eine zusätzliche Verlängerung der Fressdauer konnte durch die Zwei-Punkt-Befestigung erreicht werden. Weil die Heunetze dank der stabileren Anbringung weniger manövrierfähig waren, war es den Pferden weniger leicht möglich größere Heustücke herauszuziehen. Daraus ergaben sich mehr Bissen mit deutlich geringerer Futtermenge pro Minute.

Dass eine höhere Position des Heunetzes die aufgewendeten Zugkräfte verringerte, führen die Wissenschaftler:innen auf die Schwerkraft zurück. In der Studie tendierten die Pferde generell dazu, mehr von einer erhöhten Position aus zu fressen um das Heu nach unten hin wegziehen zu können.


Zugkräfte eher moderat

Die gute Nachricht: Mehrheitlich wurde beim Herausrupfen des Futters aus den befüllten Heunetzen Kräfte im Bereich zwischen 2 und 7,5 kg gemessen. Bei diesem Kraftaufwand seien – zumindest hinsichtlich der Zugkräfte – keine Probleme für die Zahngesundheit und Nackenmuskulatur zu erwarten. Wichtig sei, Futterbeschaffenheit und Maschengröße entsprechend aufeinander abzustimmen, so das Fazit der Forscher:innen.

Inwieweit die richtige Fresshöhe für die langfristige Gesunderhaltung des Pferdes eine Rolle spielt, können Sie hier nachlesen.

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