Fütterung

Futter der Zukunft: Wie verträglich ist Luzerne-Heulage für Pferde?

Ein Artikel von Redaktion | 20.03.2024 - 18:21
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© Alberto Aucachi | stock.adobe.com

In Zeiten, in denen gutes Pferdeheu immer mehr zur Mangelware wird, beschäftigt sich auch die Wissenschaft zunehmend mit Alternativen, die veränderten Umweltbedingungen trotzen, wirtschaftlich sind und Pferden die benötigten Nährstoffe liefern.

Eine Pflanze, die in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist Luzerne. Die mehrjährige und winterharte Leguminose, insbesondere im englischsprachigen Raum auch als Alfalfa bezeichnet, gilt als eine der ältesten Futterpflanzen. Sie ist strukturreich, reich an hochwertigen, leicht verdaulichen Proteinen sowie Kalzium, Magnesium und Beta-Carotin. Und sie schmeckt.

Doch nicht nur wegen ihres Nährstoffreichtums hat die Luzerne in den den vergangenen Jahren eine Renaissance in der Pferdefütterung erlebt: Als Tiefwurzler kommt die Pflanze deutlich besser mit Dürre zurecht als Gras und liefert selbst auf trockenen Böden noch guten Ertrag.

Ob als Heu, Häcksel, Cob, Pellet oder Bestandteil vieler Müslisorten - Luzerneprodukte boomen. Doch wie sieht es mit Luzerne in silierter Form aus? Dazu gab es bislang kaum Informationen, was ein Team der Universität Leipzig dazu veranlasste, diese Wissenslücke zu schließen. Die Forscher:innen untersuchten die Nährstoffzusammensetzung und Futtermittelhygiene von Luzerne, sowie die Futteraufnahme, Blut-, Urin- und Kotparameter von Pferden, die mit Luzerne-Heulage im Vergleich zu Luzerne-Heu und Wiesenheu gefüttert wurden.

Grünfutterkonserve

Fachlich gesehen sind Silage und Heulage „Grünfutterkonserven“, haltbar gemacht durch Gärung. Das gemähte Gras - oder die gemähte Luzerne - wird im Produktionsprozess auf einen Trockensubstanzgehalt von 35-55% (Silage) bzw. 50-70% (Heulage) getrocknet, stark verdichtet und luftdicht (anaerob) abgeschlossen gelagert. Dabei kommt es zu einer gewünschten Milchsäuregärung (wie bei Sauerkraut), die das Futter haltbar macht. Bei der Herstellung von Silage/Heulage ist große Sorgfalt gefragt, um das Risiko einer Verschmutzung und damit lebensbedrohlicher Erkrankungen zu vermeiden. Vor allem das Bakterium Clostridium Botulinum ist im Zusammenhang mit siliertem Grünfutter gefürchtet. Üblicherweise wird es mit Tierkadavern in Verbindung gebracht, die im Ballen übersehen wurden, doch das kommt auch gehäuft in Erde vor. Unter Luftabschluss (wie ja bei Silage gegeben) bildet es hoch gefährliche Toxine, die bei der Aufnahme zu Vergiftung (Botulismus) und in den meisten Fällen zum Tod der betroffenen Tiere führen.

Gute Verträglichkeit

Im Zuge der Studie erhielten elf Wallache die drei Raufuttervarianten für jeweils 21 Tage ad libitum, also rund um die Uhr zur freien Verfügung. An Tag 0 und Tag 21 wurden Blut-, Kot- und Urinproben entnommen und untersucht, um festzustellen, welche Auswirkungen die verschiedenen Futtermittel auf den Pferdeorganismus haben.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die drei Raufuttervarianten weder im Blut noch im Urin oder im Kot der Probanden für nennenswerte Unterschiede sorgten. Interessanterweise erhöhte die Silierung des Futters den PH-Wert im Kot nicht.


Kalzium möglicherweise ein limitierender Faktor

Obwohl die aufgenommene Menge an Kalzium die empfohlene Tagesdosis bei der Fütterung mit Luzerne-Heu und Luzerne-Heulage überschritt, bewegte sich der Kalziumspiegel im Blut innerhalb des Referenzbereichs. Die Forscher:innen erklären diesen Umstand mit der strengen körpereigenen Kontrolle durch das Nebenschilddrüsenhormon (Parathormon), das selbst bei veränderter Zufuhr des Mengenelements für einen stabilen Spiegel sorgt. Nichtsdestotrotz räumt das Studienteam ein, dass die luzernebedingte hohe Kalziumaufnahme auf Dauer ein Problem darstellen könnte. Hier bedürfe es Langzeitstudien, um das maximale tägliche Aufnahmemaß von Luzerne, sei es als Heu, Heulage oder Silage, besser definieren zu können.

Insgesamt wurden beide Luzernevarianten von den Studienpferden gut aber nicht übermäßig gefressen, sodass die Tiere ihr Gewicht während des Testzeitraums nicht veränderten.


Geeignete Alternative

Angesichts dieser Ergebnisse halten die Forscher:innen Luzerne-Heulage für eine „alternative Futterquelle für die Pferdeernährung im Kontext des Klimawandels. Die freiwillige Futteraufnahme und Nährstoffwerte wie Protein sowie die Kotqualität unterstützen Alfalfa-Heulage als geeignete Futterquelle bei Equiden. Darüber hinaus bietet sie eine staubfreie Fütterung, was für Pferde mit equiner Asthmaerkrankung vorteilhaft sein kann, zudem minimiert die Konservierung in Form von Heulage im Vergleich zu Luzerne-Heu den Blattverlust.“

Was bei allen Vorteilen nicht vergessen werden dürfe, sind die Ernte- und Lagerungstechniken, die besondere Aufmerksamkeit erforderten, da Luzerne schwer zu konservieren ist. Außerdem sollten Luzerne-Silage oder -Heulage regelmäßig hygienischen und ernährungsphysiologischen Kontrollen unterzogen werden.

Die Studie "Nutrient Composition and Feed Hygiene of Alfalfa, Comparison of Feed Intake and Selected Metabolic Parameters in Horses Fed Alfalfa Haylage, Alfalfa Hay or Meadow Hay" von Marlene Köninger et al. wurde am 13. März 2024 in der Fachzeitschrift animals veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.