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Brigitte Forstners neue Ammenstute Hope sieht der jungen Frau Vogel zum verwechseln ähnlich. Und auch sonst haben die beiden Holsteinerinnen viel gemeinsam. © privat

Hoffnung für Waisenfohlen: Hope ist die Nachfolgerin von Ammenstute Frau Vogel

Ein Artikel von Pamela Sladky | 22.02.2018 - 17:37
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Brigitte Forstners neue Ammenstute Hope sieht der jungen Frau Vogel zum verwechseln ähnlich. Und auch sonst haben die beiden Holsteinerinnen viel gemeinsam. © privat

Als die weit über die Landesgrenzen Deutschlands bekannte Ammenstute Frau Vogel nach einem langen, erfüllten Leben vergangenen Oktober ihren letzten Atemzug nahm und über die Regenbogenbrücke galoppierte, war die Trauer groß. Nicht nur bei Brigitte Forstner, Frau Vogels Besitzerin, sondern auch bei unzähligen Pferdebegeisterten, die an der einzigartigen Geschichte der Holsteiner Schimmelstute in irgendeiner Form Anteil genommen hatten. Frau Vogel war in jeder Hinsicht ein Ausnahmepferd. In ihrer Laufbahn als Ammenstute ermöglichte die einstige Springerin fast zwei Dutzend Fohlen ein normales Aufwachsen. Es gab Zeiten, da umsorgte Ladybird – wie die Stute dem Papier nach hieß – bis zu drei Fohlen gleichzeitig.

So groß der Verlust der wunderbaren Frau Vogel war – für Waisenfohlen gibt es wieder neue Hoffnung. Denn seit einigen Monaten hat Brigitte Forstner eine neue Stute an ihrer Seite, die in die übergroßen Hufabdrücke der berühmten Ammenstute treten soll. Ihr Name ist Programm: Hope - Hoffnung.

Eine glückliche Fügung

Es war im Februar 2017, als sich eine Züchterin aus Rheinland-Pfalz bei Brigitte Forstner mit einer ungewöhnlichen Anfrage meldete. „Sie sagte, sie wolle ihren Zuchtbetrieb verkleinern und würde mir eine ihrer Stuten für die Waisenfohlenaufzucht geben“, erzählt die Pferdefrau aus Wasserburg am Inn. Doch zu diesem Zeitpunkt war noch ein Pferd kein Thema für Brigitte Forstner: „Solange Frau Vogel am Leben war, wollte ich kein weiteres Pferd. Schon alleine aus Kostengründen.“

Als ihre Stute einige Monate später an den Folgen eines Schlaganfalls starb, entschied sich Brigitte dann aber doch, die potenzielle Nachfolgerin zumindest einmal anzusehen. Mit dem, was sie auf dem Gestüt erwartete, hätte sie allerdings nicht gerechnet. Die Stute, die ihr als „Hope“ vorgestellt wurde, sah aus wie ein Abziehbild ihrer Frau Vogel. „Ich hab das Pferd gesehen, das Pferd hat mich gesehen, wir sind beide erschrocken – und das Thema war gegessen.“ Soll heißen: Brigitte nahm Hope mit nach Bayern um Frau Vogels Erbe anzutreten.   

Der erste Eindruck täuschte übrigens nicht. Hope ähnelt Frau Vogel sehr - nicht nur, was die Optik anbelangt. Die beiden haben ein fast identes Papier und auch im Wesen gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen. „Inzwischen wiehert sie lauthals, wenn ich mit meinem Auto auf den Hof fahre. Bei Frau Vogel war das ganz genauso.“ Und noch eine Eigenschaft teilt „die Neue“ mit ihrer Vorgängerin: „Hope ist total fixiert auf alles was klein ist.“

Ein Unterschied lässt sich in der Vergangenheit finden. Anders als Frau Vogel, die erfolgreich im Springsport lief, war Hope immer nur Zuchtstute. Das aber mit Leib und Seele. „Die Züchterin hat erzählt, dass Hope schon immer die Fohlen anderer Stuten betüddelt hat.“ Nicht gerade die schlechtesten Voraussetzungen für eine angehende Ammenstute.

Das Warten beginnt

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Brigitte Forstner und Hope sind bereit für die Fohlen. © privat

Noch lässt das erste Waisenfohlen des Jahres (zum Glück) auf sich warten. Bereit für den Einsatz sind Brigitte Forstner und ihr Team aber schon lange: „Wir haben genügend Milch eingelagert und auch der Notfallkoffer ist gepackt und griffbereit.“ Ob sie nervös ist, vor dem Premiere mit Hope? Da lacht Brigitte nur, und winkt entschieden ab: „Ich weiß, der stell’ ich das Fohlen rein und damit hat sich die Sache.“

Bis es so weit ist, genießen Mensch und Pferd die Ruhe vor dem Sturm. Die Aufzucht von Waisenfohlen ist schließlich kein Sapziergang sondern ein beinharter - wenn auch wunderschöner - Full-Time-Job. „Das ist emotional und körperlich eine unheimlich fordernde, stressige und auch sehr kostenintensive Angelegenheit.“ Nicht zuletzt deshalb spielte Brigitte Forstner in der ersten Trauer nach Frau Vogels Tod mit dem Gedanken, die Nuckelflasche an den Nagel zu hängen und aufzuhören. Aber dann kam Hope und für Brigitte war klar: „Wenn mir der liebe Gott zum zweiten Mal so ein Pferd schickt, dann kann das nur eines bedeuten: dass ich einen Auftrag habe und weitermachen soll.“

ps