Aktuell

Nach Flammeninferno: Familie Rothenberger über den Stand der Dinge

Ein Artikel von Pamela Sladky | 01.03.2019 - 11:52
Rothenberger_Brand.jpg

Der Hauptstall wurde völlig zerstört. © www.dressurstall-rothenberger.de

Eigentlich, so teilt Familie Rothenberger auf ihrer Webseite mit, habe der gestrige Tag wie jeder andere auch begonnen. „Um halb sechs erwachte der Stall allmählich, und es war nichts Ungewöhnliches festzustellen. Eine Viertelstunde später wurde Sanneke wach, weil unsere Hündin Nera unten im Haus unruhig war und nervös bellte.“ Als die Tochter des Hauses aus dem Fenster sah, habe sie Rauch bemerkt, der vom Stallgebäude aufstieg. „Ohne an sich selbst zu denken, weckte sie Sönke und rannte dann in Boxershorts in den Stall, um nach den Pferden zu sehen.“

Der Brand breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Für fünf Pferde, die im vorderen Bereich des Stalles untergebracht war, kam zu diesem Zeitpunkt bereits jede Hilfe zu spät. „So müssen wir leider Abschied nehmen von Sannekes treuem Juniorenpferd und unserem verlässlichem Weidegruppen-Friedensstifter Paso Doble, von Kid Gentleman, der Sönke das Einmaleins des Springsports gelehrt hat, von Semmies wunderhübscher Nachwuchshoffnung Fayola und von Zum Glück, an dem Sönke große Freude hatte.“ Auch das Pony einer schwedischen Nachwuchsreiterin, das bei der jüngsten Tochter des Hauses, Semmieke Rothenberger, in Beritt stand, wurde ein Opfer des Brandes. Laut Aussage des Tierarztes seien sie alle so schnell tot gewesen, dass sie die Flammen nicht mehr gespürt hätten.


Cosmo und Golden Girl mit siebtem Sinn

Unter den 30 geretteten Pferden befindet sich auch Sönke Rothenbergers Olympiapferd Cosmo. Der Fuchswallach bewies in dieser Notsituation, dass Pferde durchaus einen siebten Sinn besitzen. „So wild er sich benehmen kann, wenn ihm danach ist, gestern folgte er Sönke – ohne Halfter! – aus dem brennenden Stall wie ein Lämmchen, legte ihm die Nase zwischen die Schulterblätter, als wollte er ihm Atem spenden, und folgte ihm hügelaufwärts in sein Notquartier bei Familie Krause.“ Auch Semmiekes Championatspony Goldi zeigte sich von ihrer besten Seite und ließ sich in aller Ruhe aus dem Stall führen.

Nicht alle Pferde bewiesen so viel Nervenstärke. Während einige den Wink der geöffneten Boxentüren richtig deuteten und sich nach draußen flüchteten, gerieten manche in Panik und wollten den brennenden Stall nicht verlassen. „Sönkes Stuten Luna und Kantate zogen sich schwere Verbrennungen zu, ihr Zustand ist sehr kritisch. Etwas besser erging es St. Anton; auch er erlitt zwar Verbrennungen ersten Grades, aber die Ärzte betrachten ihn zuversichtlich.“ Alle drei Pferde sind derzeit zur tierärztlichen Betreuung in der Pferdeklinik Hattersheim untergebracht.


Rauchmelder haben funktioniert

Die Frage, wie es zu dem Brand kommen konnte, wird in den kommenden Tagen ein Team von Ermittlern des Hessischen Landeskriminalamtes und der örtlichen Kriminalpolizei beschäftigen. Wie Familie Rothenberger auf ihrer Webseite mitteilte, hätten die Rauchmelder einwandfrei funktioniert, „aber sie konnten natürlich keine Boxentüren öffnen.“

Durch die von mehreren Dutzend Einsatzkräften der Feuerwehr durchgeführten Löscharbeiten konnte ein Übergreifen des Brandes auf weitere Gebäudeteile verhindert werden. Dennoch führte der Brand zur vollständigen Zerstörung des Hauptstalles. Die angrenzende Reithalle wurde ebenfalls stark beschädigt. Die Polizei spricht von einem Schaden in Millionenhöhe.

Insgesamt waren rund 250 Feuerwehrleute im Einsatz, zwei von ihnen wurden bei den Löscharbeiten verletzt und mussten medizinisch betreut werden. Auch zwei Gestütsmitarbeiter sowie Sönke und Sanneke Rothenberger blieben nicht unversehrt: „Danke an Sanni, die sich Verbrennungen am Oberschenkel und eine leichte Rauchvergiftung zugezogen hat, weil sie nur an die Pferde gedacht hat und nicht an sich selbst. An Sönke, der ebenfalls leichte Verbrennungen im Gesicht erlitten hat, aber viel mehr leidet, weil er nicht mehr tun konnte. An unser Stallpersonal, das nach einem kurzen Gesundheitscheck in der Klinik sofort wieder in den Stall kam, um zu helfen. An unsere Familie, an die vielen Freunde, die sofort fraglos geholfen haben. An die Tierärzte, die unsere Pferde versorgt haben. Und nicht zuletzt an die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr, die alles gegeben haben, um dem Grauen Einhalt zu gebieten.“