Ethik und Kultur

Ethik und Kultur – essenziell im Pferdesport

Ein Artikel von Redaktion | 28.11.2025 - 11:46
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Kultur und Reiten sind eng durch Traditionen miteinander verbunden. © wendy CORNIQUET from Pixabay

Pferdesport ist weit mehr als Leistung und Technik – er ist ein Teil unserer Kultur und fordert bewusstes ethisches Handeln im Umgang mit dem Partner Pferd. Damit befasste sich die diesjährige Fachtagung „Ethik und Kultur in der Pferdewelt“ mit einem brandaktuellen Thema. Die Fachtagung fand heuer am 22. November an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien statt und war bis zum letzten Platz ausgebucht – auch mit Teilnehmer:innen aus Deutschland und der Schweiz. „Ich wünsche mir, dass sowohl die nationalen Verbände und alle ihnen angeschlossenen Organisationen als auch die Fédération Equestre Internationale FEI und andere Akteure der Pferdebranche sich dieser Bedeutung bewusst sind und Veranstaltungen wie die, die wir in Wien erleben durften, unterstützen oder sogar weiterentwickeln“, so Charles Trolliet, Präsident von Equi-Scope in der Schweiz.

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Thomas Gremsl referierte über Ethik in Bezug auf Mensch und Pferd. © Veronika Hager

Hochkarätig besetzte Vorträge

Im Rahmen spannender Vorträge beleuchteten Referent:innen aus dem In- und Ausland zentrale Themen rund um die Ethik, die Rosskultur und den Stellenwert des Pferdes in unserer Gesellschaft.

Ein Vortragender war Thomas Gremsl, Universitätsprofessor für Ethik und Gesellschaftslehre an der Universität Graz, er verdeutlichte in seinen Vorträgen die Verbindung zwischen Ethik und Philosophie in Bezug auf Mensch und Pferd: „Gerade in Zeiten normativer Unsicherheiten, in denen gesellschaftliche Wertvorstellungen unter Druck geraten und Entscheidungsprozesse zunehmend komplexer werden, ist Orientierung für unser Handeln unverzichtbar. Ethik kann hier mit ihren Theorien und Reflexionsbemühungen dazu beitragen, orientierende Perspektiven zu eröffnen. Gerade im Pferdesport geht es nicht nur um Fragen von Fairness, Leistungsorientierung und Verantwortung gegenüber den Beteiligten, sondern ebenso um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Pferde sind keine Instrumente, sondern empfindungsfähige Lebewesen, deren Wohl und Integrität zu achten sind. Es handelt sich letztlich um ein partnerschaftliches Verhältnis, das auf Respekt, Fürsorge und einem bewussten Umgang mit den Grenzen und Bedürfnissen des Pferdes beruhen muss.“

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Ethik und Kultur sind Teil des Pferdesports, denn Mensch und Pferd gehen ein partnerschaftliches Verhältnis ein. © Neel Shakilov from Pixabay

Stand in Gremsls Vorträgen die Ethik im Fokus, rückte Otto Kurt Knoll, Bundeskulturreferent des OEPS, den kulturellen Aspekt ins Scheinwerferlicht und meinte zusammenfassend: „Der kulturelle Aspekt wird manchmal sehr oberflächlich betrachtet als gegensätzlich zum sportlichen verstanden. Das Gegenteil ist wahr. In vereinfachter Weise ausgedrückt ist die Ausübung des Pferdesports auch eine Frage der persönlichen Lebenskultur und der einer Gemeinschaft. Sport und Kultur gehören als Einheit zu jenen Bereichen im menschlichen Leben, die für das Wohlbefinden von enormer Bedeutung sind.“

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Prominenter Vortragender aus Deutschland: Richard Hinrichs  © www.slawik.com

Reitkunst und Reitsport

Klare Worte zum Thema „Die Reitkunst ist das Fundament und die Zukunft allen Pferdesportgeschehens“ fand Richard Hinrichs, Präsident des Bundesverbandes für klassisch-barocke Reiterei Deutschland e.V.: „Ethisch vertretbar ist eine Reiterei, die Pferde körperlich und seelisch unversehrt lässt und im besten Fall gesunderhaltend trainiert. Für die Reitkunst und den Reitsport gelten diese Voraussetzungen gleichermaßen. Die Praxis entspricht dem nicht immer. Im Sport sind bei gleichen Anforderungen die Besten festzustellen, und zwar ohne Berücksichtigung der persönlichen Stärken und Schwächen der Pferde, die in der Kunst stärkere Berücksichtigung finden können. Zu hoffen ist, dass die kreativen Ansätze einer feinen Reiterei ohne Effekthascherei in der Kunst weiterhin realisiert werden und positiv auf den Sport ausstrahlen.“

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Xenophon und seine Lehre stand im Zentrum des Vortrags von Sonja Schreiner. © Gryffindor/commons.wikimedia.org

Großen Anklang fand auch der Vortrag Sonja Schreiner, Literaturwissenschaftlerin an der Universität Wien und an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, zum spannenden Thema „Xenophon - ein Pferdemensch?“. Schreiner ging zurück zu den Wurzeln der europäischen Reitkunst im antiken Griechenland. Die Teilnehmer:innen des Fachtags lernten die Schriften „Hipparchikos“ und „Peri hippikes“ kennen, in denen der Philosoph und Kavallerist Xenophon die zentralen Prinzipien seiner Pferdeethik darlegt und schon früh und zukunftsweisend erkannt hat, dass Training auf Miteinander und natürlichem Verhalten aufbauen soll, nicht auf Gewalt: Geht es dem Pferd gut, geht es dem Menschen gut und umgekehrt.

Einen ausführlichen Nachbericht der Veranstaltung finden Sie auch auf der Webseite des NÖ Pferdesportverbandes.