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Ehemaliger Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule Karl Mikolka verstorben

Ein Artikel von Pamela Sladky | 14.05.2019 - 12:48
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Karl Mikolka auf Neapolitano Strana 1967 in der ehrwürdigen Winterreitschule der spanischen Hofreitschule Wien
© Archiv Karl Mikolka

Geboren im August 1935, war die Kindheit von Karl Mikolka geprägt vom Kriegsgeschehen der Hitler-Ära. Schöne Kindheitserinnerungen verband Mikolka bis zuletzt vor allem mit einem Lebewesen, dass sein eigenes Schicksal nachhaltig prägen sollte: dem Pferd. Schon in jungen Jahren begeisterte er sich für die Tiere, liebte ihren Geruch, ihr weiches, warmes Fell und das Gefühl von Lederzügeln in der Hand, wenn er einem Bekannten der Familie bei der Auslieferung von Lebensmitteln mit der Kutsche half.

Den Pferden blieb der junge Karl auch im Teenageralter treu, besuchte, wann immer er konnte, den Wiener Prater, wo zur damaligen Zeit zahlreiche Reit- und Pferderennställe untergebracht waren. Als er mit 15 seine erste Arbeit annahm, hatte freilich auch sie mit Pferden zu tun: Er half auf der Trabrennbahn. Noch im selben Jahr erfüllte sich einer seiner größten Wunschträume. Im Reitstall der Familie Kottas-Heldenberg erhielt Karl die erste Reitstunde seines Lebens.

Vier Jahre später wurde Mikolka von Oberst Alois Podhajsky als Eleve an der Spanischen Reitschule eingestellt. Dort lernte er unter Alfred Cerha, der, wie Mikolka später sagte, seine reiterliche Entwicklung nachhaltig prägte und ohne dessen gewissenhafte Schulung seine Laufbahn bestimmt eine andere Richtung eingeschlagen hätte. Innerhalb von fünf Jahren erreichte er den Stand des Bereiters, 1967 wurde er schließlich zum Oberbereiter ernannt.

Nur ein Jahr später verließ Mikolka Wien, um den Dressursport in Brasilien voranzutreiben. Einen seit seiner Kindheit gehegten Lebenstraum erfüllte er sich, als er 1972 in die USA, das Land der Cowboys auswanderte, wo er mit Unterstützung der Familie Ulrich eine neue Wirkungsstätte auf der Friar's Gate Farm in Pembroke, Massachusetts, errichtete. Dort gründete Mikolka im Bestreben ein systematisches Dressurlehrprogramm anbieten zu können die Massachusetts Dressage Academy. Mitte der 1970er Jahre war er AHSA-Dressurrichter (heute USEF) und Mitglied der Jury mehrerer olympischer Auswahlprüfungen.

1980 zog es Mikolka nach Wadsworth, Illinois, wo er sich den Tempel Farms anschloss. Das Dressurzentrum hat sich der Ausbildung von Lipizzanern nach dem Vorbild der Spanischen Hofreitschule verschrieben, wie in Wien werden die Schimmel auch dort auf und über der Erde ausgebildet und öffentlich vorgestellt.

1997 verließ Mikolka, inzwischen Besitzer der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft, die Tempel Farms und übersiedelte mit seiner Frau Lynn nach Gloucester, Massachusetts, wo er fortan Reiter und Pferde nach den Prinzipien der klassischen Dressur ausbildete und trainierte. Zu seinen Schülern gehörten zahlreiche bekannte amerikanische Grand-Prix-Reiter, Ausbilder und Dressurrichter, darunter George Williams, Cindy Sydnor, Carole Grant, Shannon Peters (Ehefrau von US-Dressurstar Steffen Peters) und viele mehr. Für seine Verdienste rund um den US-amerikanischen Dressursport wurde Karl Mikolka 2003 in die USDF Hall of Fame aufgenommen.

„Da die Bewahrung klassischer Prinzipien Karls Pflicht und oberstes Anliegen war, blieb er bestrebt, sie einem möglichst breiten Publikum vorzustellen, in der Hoffnung, ein System zu erhalten, das heute durch wettbewerbsorientierte Trainingstechniken zu ersticken droht", wird Mikolkas Biograf auf eurodressage.com zitiert. "Er bot seinen Schülern eine solide Grundlage für das Wohlergehen ihrer Pferde und für ihren eigenen Nutzen. Er bat sie lediglich, das System weiterzuführen und ihm treu zu bleiben. Karl hatte das Glück, dass einige dies taten und selbst glaubwürdige Lehrer wurden.“

Wie eurodressage schreibt, wurde bei Karl Mikolka 2009 ein Non-Hodgkin-Lymphom (Lymphkrebs) diagnostiziert, dem er bis zu seinem Tod am 12. Mai 2019 standhielt.