MOBBING IM REITSPORT

Online-Kampagne gegen Hetze und Mobbing unter Reitersleuten

Ein Artikel von Pamela Sladky | 11.10.2019 - 14:24
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Nicht nur im Internet, auch im Stall und am Turnier wird gerne getratscht, kritisiert und ausgerichtet.
©www.Slawik.com

Das Pferd ist zu dick, zu dünn, die Hufe zu lang, zu kurz, das Gebiss zu scharf, der Halsring gesundheitsschädigend, das Pferd zu stark aufgerichtet, zu tief eingestellt, ... Wer sich unter Reitern bewegt weiß: Gründe für Kritik gibt es unendlich viele, und Kritiker, die sie loswerden wollen, braucht man nicht lange zu suchen. Sie melden sich – meist ungefragt – von ganz alleine. Das gilt ganz besonders seit der Erfindung des Internets. Mit der weltweiten Vernetzung der Pferdecommunity hat sich das Betätigungsfeld passionierter Bandenhyänen und Stallpiranhas vertausendfacht. Das bleibt nicht ohne Folgen. Kaum ein Posting, Video oder Foto, das nicht in irgendeiner Weise zerrissen wird. Netiquette und noble Zurückhaltung? Fehlanzeige.

„Das Internet hat diesen magischen Bildschirm zwischen die Leute gestellt, damit sie sagen können, was sie wollen. Viele meinen es vielleicht gar nicht böse, aber sie denken nicht über die Konsequenzen nach, die sie mit ihren Kommentaren lostreten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich das Ganze zu einem Spiel entwickelt bei dem es vor allem darum geht, wer am schockierendsten ist“, sagt Jake Tarrant aus dem britischen East Sussex im Gespräch mit Horse&Hound. „Die Kommentare werden immer dramatischer und offensiver.“

Für Tarrant steht außer Frage: Boshaftigkeit und Negativität nehmen in der Reitgemeinschaft stetig zu. „Der Reitwelt war Stutenbissigkeit nie fremd, man ist sich auch schon früher in den Rücken gefallen. Es hat immer Menschen gegeben, die auf die Errungenschaften anderer eifersüchtig waren und versucht haben, sie nieder zu machen, um ihre eigenen Leistungen größer und besser aussehen zu lassen. Die Anonymität von Tastatur und Bildschirm hat dieses Treiben allerdings noch um ein Vielfaches einfacher gemacht.“


Kampagne für mehr Positivität und einen freundlicheren Umgang

Dass es auch anders geht, will der Eventer mit seiner Online-Kampagne #buddydontbully zeigen. „Ich wünsche mir, dass jeder, der seine Reiterkollegen unterstützen möchte, die Möglichkeit hat, Gleichgesinnte zu finden. Ich wünsche mir eine Community, deren einziger Zweck darin besteht, Freude am Pferd zu haben und zu sehen, wie andere Menschen dasselbe tun.“

Offizielles Erkennungsmerkmal der neuen Positivitätskampagne sind die Hashtags #buddydontbully und #ridersrethink. „Mithilfe der Hastags können Gleichgesinnte leichter zueinanderfinden. So können sie sich gegenseitig unterstützen und ermutigen weiterzumachen um besser zu werden – anstatt sich andauernd mit negativen Kommentaren und Hasspostings konfrontiert zu sehen.“

Positive Resonanz

Mit seiner Initiative hat Tarrant offenbar einen Nerv getroffen. Seit ihrer Lancierung hätten sich zahlreiche Unternehmen und Social-Media-Influencer gemeldet, um ihre Unterstützung anzubieten. „Auf Instagram mache ich mit Gracie Tyte von @Pony_Nuts eine 30-tägige Positivitäts-Challenge. Gracie hat eine große Anhängerschaft von Kindern und Jugendlichen, die ermutigt werden sollten, stolz auf das zu sein, was sie tun, anstatt das Gefühl zu haben, dass sie es lieber nicht teilen sollten. Online-Mobbing ist eine große Sache für Teenager. Deshalb möchten wir versuchen, die jüngere Generation gleichermaßen wie Erwachsene zu ermutigen.“

Auf diese Weise will Tarrant einen Beitrag leisten, dass Menschen wieder unbeschwert Freude an ihren Pferden haben können ohne ständig das Urteil anderer fürchten zu müssen: „Pferde sind so eine emotionale Sache für uns. Wir investieren viel Zeit, Geld, unsere Gesundheit und alles Mögliche in sie. Ich finde, wir sollten sie einfach genießen dürfen ohne uns laufend darüber Gedanken machen zu müssen, was andere über uns denken."

Wer sich für die Initiative interessiert, kann Jake Tarrant bei Little Bentley Eventing auf Facebook folgen und Beiträge auf den eigenen Seiten mit den Hashtags #buddydontbully und #equestriansrethink versehen.

Quelle: Horse&Hound