Medizinischer Erfolg

Neues Leben dank Operation: Duncan ist das erste Pferd mit einer künstlichen Hüfte

Ein Artikel von Pamela Sladky | 16.12.2020 - 16:16
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Das 85 kg leichte Miniature Pferdchen Duncan ist das erste Pferd mit einer Hüftprothese.
© University of Liverpool

Das erste Mal war Duncan, ein 85 kg schweres Miniature Horse im vergangenen Juli im Leverhulme Equine Hospital im britischen Liverpool vorstellig geworden. Der kleine Braune ging mit der Hinterhand stark lahm. Ein CT-Scan bestätigte die Befürchtungen der Ärzte: Duncans linkes Hüftgelenk war ausgerenkt und irreparabel beschädigt.

„Die Behandlungsmöglichkeiten für dieses Problem sind sehr begrenzt, insbesondere bei umfangreichen Schäden am Oberschenkelkopf“, erklärt Tierarzt und Experte für Pferdechirurgie Dave Stack. "Ich habe Duncans Lage mit zwei Spezialisten für Kleintierchirurgie, Professor Rob Pettitt und Andy Tomlinson, besprochen. Beide waren sich einig, dass ein vollständiger Hüftersatz Duncan die beste Chance auf Genesung bietet."

Ein solches Verfahren war zuvor bereits bei kleinen Ponys versucht worden. Allerdings mit wenig Erfolg. Alle bekannten früheren Versuche waren gescheitert. Duncans Eigentümer wollten es trotzdem versuchen. In Zusammenarbeit mit Spezialisten für Kleintierchirurgie, Anästhesie und Innere Medizin wurde Duncans linke Hüfte durch hochmoderne Implantate ersetzt, die für den Einsatz bei großen Hunden entwickelt wurden. „Obwohl solche Operationen freilich immer eine gewisse Komplexität mitbringen, ist der Einsatz von Hüftprothesen bei Hunden inzwischen ein Routineeingriff. Deshalb war die Erfahrung der Kleintierchirurgen von entscheidender Bedeutung für das Gelingen unseres Unterfangens, denn Duncan stellte in jeglicher Hinsicht eine einzigartige Herausforderung dar“, sagte Matthew Cullen, einer der beteiligten Ärzte. „Ungeachtet dessen hat sich Duncan hervorragend erholt. Bei seiner letzten Untersuchung konnte er bereits fast normal laufen und traben!“

Drei Wochen lang verbrachte Duncan in der Klinik. Besonders kritisch waren die ersten Tage nach der OP, in denen der kleine Patient rund um die Uhr überwacht wurde. Als sich sein Zustand zunehmend besserte, bildete die Physiotherapie einen großen Teil seiner postoperativen Versorgung und das Team arbeitete eng mit den beiden Physiotherapeutinnen Katie Meredith und Suzanne Cottriall zusammen, um Duncan dabei zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen. „Duncans Fall ist wirklich ein Musterbeispiel für herausrangendes Teamwork und die harte Arbeit vieler Menschen aus vielen verschiedenen Abteilungen. Alle Mitarbeiter der Klinik waren zu einem bestimmten Zeitpunkt in Duncans Behandlung oder seiner Pflege involviert", lobte Cullen die gute Zusammenarbeit.

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Duncan und die Ärzte des Philip Leverhulme Equine Hospital, Andy Tomlinson, Dave Stack, Professor Rob Pettitt und Matt Cullen (v. l. n. r.)
© University of Liverpool

Das hervorragende Teamwork hat sich jedenfalls bezahlt gemacht. Duncan ist seit einiger Zeit wieder im heimatlichen Stall eingezogen und kann dort ein ganz normales Pferdeleben führen – trotz, oder besser gerade wegen seiner künstlichen Hüfte. „Wir sind unglaublich dankbar, dass Duncans Operation so ein großartiger Erfolg war, er wieder bei uns sein darf und sein Leben genießen kann“, freuen sich die Besitzer des kleinen Hengstes. „Wir hoffen, dass wir ihn bald wieder im Show-Ring präsentieren können. Mit seiner neuen Hüfte!“