Der kleine Przewalski-Hengst Marat hat in Pony-Stute Alice eine liebevolle Ersatzmama gefunden. © mnzoo.org
Przewalski-Fohlen Marat hatte keinen leichten Start ins Leben: Nach seiner Geburt im Mai 2025 erkrankte er schwer, konnte nicht mehr richtig stehen und entwickelte eine bakterielle Blutvergiftung. Nur mit intensiver tierärztlicher Betreuung an der Universität von Minnesota (USA) überlebte der kleine Hengst. Doch als er wieder zurück in den Zoo kam, erkannte ihn seine Mutter Nady nicht mehr als ihr Junges – bei Wildpferden kein ungewöhnliches Verhalten nach einer längeren Trennung.
Ein Fohlen ohne Mama – eine Mama ohne Fohlen
Während das Zoo-Team überlegte, ob man Marat von Hand aufziehen sollte (was für ein Wildpferd nie optimal ist), kam die Rettung von unerwarteter Seite: Alice, eine "Pony of the Americas"-Stute von der Brush Poppin Ranch, hatte gerade ihr eigenes Fohlen verloren. Ihre Besitzer, Sylvia und Jeff Passow, hofften, dass ihre liebevolle Stute vielleicht einem anderen Fohlen helfen könnte – und so wurde das Experiment gewagt.
Ein Herz und eine Seele auf den ersten Blick
Kaum war Alice bei Marat angekommen, begann sie zu wiehern, stupste ihn sanft an – und ließ ihn trinken. Die Bindung war sofort da. Tierärztin Dr. Annie Rivas nennt es ein "Märchenende", und das aus gutem Grund: Dass eine Hauspferde-Stute ein Wildpferd-Fohlen annimmt, ist extrem selten – und könnte Vorbild sein für ähnliche Notfälle weltweit. Denn bei nur rund 2.000 Przewalski-Pferden weltweit zählt wirklich jedes einzelne Leben.
Der kleine Wildling mit großem Charakter
Bei Marat ist der Name Programm – er bedeutet "der Tapfere", und tapfer musste der kleine Hengst wirklich sein. Mittlerweile ist er richtig gut auf den Beinen, körperlich und auch charakterlich. Als waschechter Wildpferd-Hengst zeigt er jetzt schon, dass er es faustdick hinter den Ohren hat, testet Grenzen aus und tritt auch mal nach, wenn ihm etwas nicht passt.
Pflegemama Alice erträgt es mit Fassung, und bringt dem kleinen Charakterkopf liebevoll das Fohlen ABC bei. Die geduldige Pony-Stute wird noch eine Monate an Marats Seite bleiben, bevor ihr Zögling nach und nach in die Wildpferdeherde des Zoos integriert werden soll. Eine Herausforderung, denn Przewalski-Pferde leben in komplexen Sozialstrukturen – und Alice, so groß ihr Herz auch ist, gehört nun mal nicht zu ihrer Art.
