HUFSCHMIEDEMANGEL

Alarmstufe Rot: Akuter Mangel an Hufschmieden bringt deutsche Pferdebesitzer in Bedrängnis

Ein Artikel von Eva Schweiger | 28.09.2021 - 14:20
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Der Erste Deutsche Hufbeschlagschmiede Verband (EDHV) ist die größte Berufsvertretung für Hufschmied:innen in Deutschland. Jetzt schlägt er Alarm: Im heurigen Jahr haben sich viele Pferdebesitzer:innen hilfesuchend an den Verband gewandt. Denn: Bei stetig steigendem Pferdebestand stagniere die Anzahl der tätigen Hufschmied:innen seit Jahren bei ca. 3500, Tendenz sinkend, wie der EDHV gestern in einer Pressemitteilung verlautbarte.

„Es rücken nicht annährend so viele neu ausgebildete Kollegen nach, wie aus dem Beruf ausscheiden“, hieß es dort weiter. Dies sei eine besorgniserregende Entwicklung, die in Fachkreisen schon lange vorausgesagt wurde. Bestimmte Rahmenbedingungen machten es aber schwierig, der Entwicklung entgegenzuwirken. Zwei Hauptgründe seien laut dem EDHV für die aktuelle kritische Situation veranwortlich: 

In sämtlichen Handwerksberufen fehle es an Fachkräften und Nachwuchs, Lehrstellen blieben unbesetzt. Berufe und Ausbildungsgänge seien für junge Menschen nicht attraktiv genug – daran etwas zu ändern wäre Sache der Politik und der Handwerksorganisationen. Gleichzeitig sähe man steigende Belastungen für die Betriebe auf allen Ebenen. Das gelte auch für die Hufschmied:innen, denn obwohl Hufbeschlag in Deutschland nicht mehr der Handwerksordnung unterliegt, sind die Strukturen der Unternehmen vergleichbar und den Nachwuchs rekrutiert man aus derselben Zielgruppe wie andere Handwerksbranchen.  

„Seit 2007 gilt das aktuelle deutsche Hufbeschlaggesetz, welches unter anderem die Ausbildung im Hufbeschlag regelt. Bereits bei seiner Verabschiedung wurde es vom Bundesverfassungsgericht kritisiert und in wesentlichen Teilen außer Kraft gesetzt. Die bestehenden Regelungen haben sich mittlerweile als unzureichend und sogar als größtes Hemmnis erwiesen, um den beruflichen Standard zu sichern, eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Hufbeschlagschmiedeberufes zu ermöglichen und die Ausbildungsqualität und -menge zu erhöhen“, kritisiert der EDHV. Das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, BMEL, hat das Problem indes erkannt und schon vor Jahren eine Reform in Aussicht gestellt. Obwohl gemeinsame Vorschläge und Forderungen vom EDHV, von Handwerksvertretern und der Tierärzteschaft vorlägen, passiere allerdings „einfach nichts“, heißt es in der Pressemitteilung.

Eine zeitnahe Entspannung der Situation ist deshalb nicht in Aussicht. „Hufbearbeitung und -beschlag sind unabdingbar für die Gesunderhaltung und die Nutzung der Pferde und somit eine Frage des Tierschutzes. Der EDHV wird auch weiterhin seinen Teil an Aus- und Weiterbildung, Nachwuchsförderung und Öffentlichkeitsarbeit für den Hufbeschlagschmiedeberuf leisten“, stellt der Verband klar. Der Aufruf an die Politik und Verwaltung, zu handeln und für geeignete Rahmenbedingungen zu sorgen, ist dabei dringender als je zuvor.

Quelle: Pressemitteilung des EDHV vom 27. September 2021