Liebe Eva, du hast 1991 als Redakteurin bei der Pferderevue begonnen. Kannst du dich noch an deine allererste Ausgabe erinnern?
Ich kann mich vor allem an meinen ersten Beitrag erinnern, der allerdings erschienen ist, bevor ich als Redakteurin angeworben wurde. Ich war gerade dabei, meine Diplomarbeit zu verfassen, und der damalige Chefredakteur Werner Meisinger wollte mich unbedingt als Mitarbeiterin gewinnen, nachdem ich Anfang 1991 auf gut Glück einen Text an ihn geschickt hatte. Warum ich ihm trotz Studiums und Jobs in einer Sprachenschule zugesagt habe, kann ich mir bis heute nicht erklären … Ich habe auch noch jahrelang, wenn ich gefragt wurde, was ich mache, geantwortet: Ich studiere – und nebenbei arbeite ich bei der Pferderevue. Dabei hat das von Anfang an nicht gestimmt. Ich hab’ nicht einmal mehr nebenbei studiert, sondern gar nicht – und mein Studium erst mit der nötigen Rückenstärkung 2002 beendet. Und so wurde aus einem nur für den Übergang gedachten „Nebenjob“ eine lebenslange Tätigkeit …
Welche Themen haben dich in all den Jahren besonders fasziniert und berührt?
Was mich immer berührt hat, waren die Pferde als Partner und Gefährten des Menschen. Das Zusammenspiel von Mensch und Pferd, die Fähigkeit der Pferde, uns zu lesen, auf uns einzugehen, fasziniert mich immer wieder. Mit ihrer Hilfe können auch Menschen, die schwierige Voraussetzungen haben, so vieles schaffen. Da war zum Beispiel Elisabeth „Lilly“ Maxwald, ein ganz besonderer Mensch und eine unglaubliche Sportlerin, die ich für die Juliausgabe 1994 porträtieren durfte. Sie war erblindet und hat dennoch zahlreiche Sportarten auf Weltklasseniveau ausgeübt, vor allem aber war sie eine irrsinnig tapfere, liebenswerte Frau. Dann gab es Hannelore Koll, eine wunderbare Künstlerin, die sich von Pferden inspirieren ließ, oder Gundula Hauser und Roswitha Zink aus dem Bereich der therapeutischen Arbeit mit Pferden. Diese Begegnungen, das Engagement dieser Frauen haben mich sehr berührt. Oder auch Wolfgang Ehmeier, der die landwirtschaftliche Arbeit mit Pferden neu belebt hat und mit Leidenschaft vermittelt. Da gibt es so viele … Überhaupt waren es immer die Porträts, die ich mit besonderer Freude geschrieben habe. Im Laufe der Zeit durfte ich so viele interessante Pferdemenschen kennenlernen und auf den Seiten der Pferderevue verewigen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Du hast für deine Reportagen ja mehrmals den Österreichischen Zeitschriftenpreis erhalten!
Ja, den ersten 1994 für meinen Bericht über den Palio in Siena. Das war sicher die Auszeichnung, die mit den stärksten Emotionen verbunden war. Die Reportage war meine erste große Geschichte überhaupt, der Beitrag im Heft war dann zwölf (!) Seiten lang, ohne ein einziges Inserat, das gab es vorher und nachher nie mehr. Auch die Recherche vor Ort war extrem, wir – unser Fotograf Petr Blaha und ich – waren vier Tage lang Tag und Nacht mitten im Geschehen. Wir haben all die Vorbereitungen, Festessen, Vorrennen und Umzüge begleitet. Während des Hauptrennens sind in dem Jahr zwei Pferde gestorben, eines direkt neben mir. Diese Atmosphäre, die Euphorie und das Schreckliche zugleich mitzubekommen, war wirklich heftig. Ich habe versucht, all das in dem Beitrag miterlebbar zu machen, darum hat mir der Preis auch so viel bedeutet.
Wie hat sich die Arbeit als Redakteurin bzw. seit 2006 als Chefredakteurin in den über 30 Jahren verändert?
Sehr. Als ich begonnen habe, kamen die ersten Mikrocomputer mit grafischer Benutzeroberfläche auf den Markt, ich hab’ noch einen Apple Macintosh aus dieser Zeit im Keller. Wir machten noch Klebeumbrüche – vielleicht erinnert sich noch jemand an die Gelben Seiten, die so layoutiert wurden. Es gab kein Internet und keine E-Mail, Berichte trudelten per Post und oft mit Hand geschrieben ein … Der Arbeitsdruck hat sich im Laufe der Jahre enorm erhöht, nicht nur durch die zunehmende Digitalisierung – wir mussten dann ja auch mehr Kanäle bedienen –, sondern auch durch Personaleinsparungen – wie überall. Zum Glück hatte ich immer ein großartiges Team um mich, das für die Sache brannte.
Was wünscht du der Pferderevue?
Vor allem dass sie weiterlebt, dass es ihr gut geht, trotz des wachsenden wirtschaftlichen Drucks. Es soll in der Pferderevue immer Platz geben für Geschichten über Menschen und Pferde und das, was sie verbindet. Ich wünsche mir, dass nicht nur Leistungen gefeiert werden, sondern dass die Freude mit den Pferden, all das Bereichernde, weiterhin vermittelt werden kann. Es gibt immer etwas zu verbessern und zu lernen, was die Pferdehaltung und den Umgang mit den Pferden betrifft. Ich wünsche mir, dass das Pferd als Lebewesen mit all seinen Bedürfnissen immer mehr Beachtung findet – und dass die Pferderevue weiterhin dazu beitragen kann.
Und was planst du selbst für deinen Ruhestand?
Endlich Zeit zu haben für die Menschen, die mir wichtig sind und die ich oft vertrösten musste (und die sich hoffentlich noch an mich erinnern) – und natürlich für meinen Hund Timo, mit dem ich meine Südtiroler Heimat mehr erkunden möchte. Die Bücher, die sich überall stapeln, zu lesen; zum runden Geburtstag habe ich zudem eine Auffrischungsstunde für meine Querflöte erhalten – da wartet also einiges Schöne auf mich!