Dressur

WM Junge Dressurpferde: Quali-Siege für Secret, Zucchero und d’Avie, Österreicher hoffen auf kleine Finali

Ein Artikel von Pamela Sladky | 02.08.2019 - 21:21
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Grußaufstellung im strömenden Regen: Facilone und Stephanie Dearing
© Petra Kerschbaum

Eröffnet wurde die diesjährige Dressurpferde-WM am Donnerstag mit der ersten Qualifikation der Fünfjährigen. Und schon da bekamen Publikum und Richter ein Feld von außergewöhnlicher Qualitätsdichte zu sehen. Nicht weniger als sechs Pferde wurden mit über 90 Prozent bewertet. Die beste Gesamtnote gab es für den DSP-Hengst Secret, der, geritten von Jessica Lynn Thomas, für Schweden an den Start ging. Der Sohn des dreifachen WM-Champions Sezuan erhielt für seine Grundgangarten hervorragende Noten: 9,9 für den Trab, 9,5 für den Schritt und eine 9,7 für den Galopp. Der elegante Beau bewegte sich mit großer Leichtigkeit durch die Arena und erhielt eine 8,8 für die Durchlässigkeit und eine 9,8 für die Perspektive – und das trotz eines Patzers in der Schlangenlinie, als der gefragte Deckhengst einmal aus dem Trab angaloppierte. Für das Finale hat Secret also durchaus noch Luft nach oben.

Denkbar knapp ging es im Rennen um die Plätze zwei und drei zu. Hauchdünne 0,0001 Punkte gaben den Ausschlag zugunsten von Valverde, einem westfälisch gezogenen Vitalis-Sohn, der von Eva Möller (GER) vorgestellt wurde. Für seinen Schritt wurde Valverde mit der Bestnote zehn bewertet, im Trab erhielt der Hengst eine 8,9, für den Galopp gab’s eine 8,8. Zusammen mit einer 9,3 für die Durchlässigkeit und einer 9,4 für die Perspektive schloss das Duo bei 9,2801 Zählern. 9,28 Punkte gab es für die Drittplatzierten, den Bordeaux-Nachwuchs Johnny Depp, vorgestellt von Renata van Uytert-Van Vliet (NED). Der im KWPN registrierte Hengst zeigte einen schönen, entspannten Schritt, der mit 9,7 die Höchstnote für das Paar bedeutete. 9,1 für den Trab, 9,2 für den Galopp, 8,8 für die Durchlässigkeit und eine 9,6 für die Perspektive rundeten das Ergebnis für Johnny Depp ab.

Insgesamt gab es bei den jüngsten WM-Teilnehmern viele gute und sehr korrekte Ritte zu sehen und man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich auf diesem Gebiet im Vergleich zu den Vorjahren doch einiges getan hat.

Nicht ganz nach Wunsch lief es leider für die österreichischen Paare in dieser Altersklasse. Der westfälische Diamond of Eternity aus dem Besitz von Elisabeth Max-Theurer wurde von seiner Reiterin Tamara Michei sehr gefällig vorgestellt. Offenbar traf der hübsche Diamond Hit-Sohn, der aus einer August der Starke-Mutter gezogen wurde, allerdings nicht den Geschmack der Richter, die ihn mit der Gesamtnote 7,46 auf Platz 31 reihten. Auch im zweiten Anlauf, dem kleinen Finale am Freitag, wollte der Funke nicht so recht überspringen. Hier kam das Duo auf 7,68 Punkte – Platz 22. Damit ist die WM für dieses Paar bereits vorzeitig zu Ende.

Dasselbe gilt für den von Belinda Weinbauer vorgestellten Francois. Der ausdrucksstarke Franziskus-Sohn ließ sich von der Atmosphäre des Dressurstadions doch noch sehr beeindrucken und konnte deshalb trotz seiner guten Anlagen nicht seinem Vermögen entsprechend punkten. 6,76 Punkte (Platz 41) im ersten und 7,18 Punkte (Platz 29) im zweiten Anlauf waren schlicht zu wenig, um sich für das Finale dieser Altersklasse zu qualifizieren.

Genutzt haben ihre zweite Chance hingegen die Escolar-Tochter Espe unter Eva Möller (GER, 8,72 Punkte), Just Wimphof v. De Niro unter Renate van Uytert-van Vliet (NED, 8,66 Punkte) und die Rheinländer Stute Quiana v. Quaterstern mit Nicole Wego (GER, 8,66) im Sattel, die sich dank ihrer Platzierungen im kleinen Finale noch für den Endring der Fünfjährigen qualifizieren konnten.
 

Pole-Position für Zucchero

Lediglich vier Hundertstelpunkte entschieden in der ersten Qualifikation der sechsjährigen Pferde über den Sieg. Und anders als von vielen erwartet, setzte sich hier nicht Revolution, der Weltmeister des vergangenen Jahres durch, sondern der Zonik-Spross Zucchero. Auch er ist beileibe kein Unbekannter, 2018 hatte er die Vorentscheidung auf Platz zwei beendet, im Finale verpasste er mit Rang vier dann nur knapp das Podium. Dafür holte er beim Bundeschampionat in Warendorf Gold bei den fünfjährigen Dressurpferden. In Ermelo erhielt der von Frederic Wandres (GER) vorgestellte Hengst nun für alle drei Grundgangarten eine 9,5. Zusammen mit einer 9 für die Durchlässigkeit und einer 9,8 für die Perspektive lieferte Zucchero den Bestwert dieser Prüfung: 9,46. Für Revolution, der erneut von seinem Mitbesitzer Andreas Helgstrand vorgestellt wurde, vergaben die Richter im Durchschnitt 9,42 Punkte. Zwar wurde sein Trab mit 9,8 höher bewertet als der von Zucchero, dafür lag die Note für den Schritt mit einer 9,0 unter der des Siegers. An dritter Stelle reihte sich der ehemalige PSI-Auktionshengst Zum Glück ein. Der von Robin van Lierop (NED) präsentierte Zonik-Sohn gewann 2018 beim Bundeschampionat die Bronzemedaille. Von der Fachjury in Ermelo erhielt der Hengst eine 9,5 für den Schritt und die Perspektive, eine 9 für den Trab und den Galopp und eine 8,8 für die Durchlässigkeit.

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Peter Gmoser und Don Jon waren im ersten Anlauf ganz knapp dran am Finaleinzug.
© Petra Kerschbaum

Knapp nicht gereicht hat es im ersten Anlauf für Don Jon und Peter Gmoser. Der qualitätsvolle Oldenburger Hengst von Don Juan de Hus zeigte eine gelungene, ausdrucksstarke Runde. Allerdings war er der Hengst mit seinen Gedanken wohl nicht zu 100 Prozent bei der Prüfung, was er mit oftmaligem Wiehern in Richtung Abreiteplatz zum Ausdruck brachte. Sein Programm hat der schicke Dunkelfuchs dank der großen Erfahrung seines Reiters dennoch gekonnt abgespielt, was von den Richtern mit guten Noten honoriert wurde: Für den Schritt, den Galopp und die Perspektive erhielt Don Jon jeweils die Note 8, eine 7,8 gab’s für den Trab und die Durchlässigkeit. Unterm Strich machte das 7,92 Punkte und Rang drei. Vielleicht klappt es ja dann im zweiten Anlauf am Samstag.

Wolfgang Himsl ist die Qualifikation über das kleine Finale schon einmal im Vorjahr gelungen, damals hatte der Oberösterreicher den inzwischen unter Victoria Max-Theurer in der Kleinen Tour hoch erfolgreichen Valparaiso unter dem Sattel. Damit Himsl dasselbe Kunststück heuer auch mit Duracao gelingt, braucht es allerdings eine deutliche Leistungssteigerung. Denn im heutigen Qualifikationsbewerb blieb der Hannoveraner Wallach von Dimaggio x Argentinus deutlich unter seinen Möglichkeiten. Nach mehrfachen Patzern in der Trab-Tour, wo der der Dunkelfuchs aus dem Besitz von Elisabeth Max-Theurer wiederholt in den Galopp sprang, waren nicht mehr als 6,64 Punkte und Platz 36 drin.  
 

Zac Efron MT ins Finale

Ein Finalticket hat Himsl indes bei den Vierjährigen fix in der Tasche. Mit dieser Bewerbsreihe starten die Veranstalter der WM ein Experiment, bei dem es zumindest in diesem Jahr (noch?) nicht um Weltmeisterehren geht. Die jungen Pferde sollen eine Chance bekommen, sich unter Wettbewerbsbedingungen mit Gleichaltrigen zu messen. Allerdings legt man Wert darauf, ein für die Youngsters angemessenes Umfeld zu schaffen. Dazu gehört, dass immer zwei Pferde gleichzeitig im Bewerbsviereck antreten, was ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln soll. Für Zac Efron MT OLD, einen vierjährigen Hengst von Zack x Don Larino aus dem Besitz von Elisabeth Max-Theurer, ist das Experiment schon mal geglückt. Im Qualifikationsbewerb am Donnerstag platzierte sich der Hengst auf Rang sieben und löste damit sein Ticket für das Finale am Samstag. Von der Jury gab es jeweils eine 8,5 für den Schritt und die Perspektive, der Trab wurde mit einer 8,2 bewertet, eine 8,3 gab es für den Galopp und im Bereich Durchlässigkeit wurde Zac Efron MT OLD mit einer glatten 8 bewertet.

Österreichs zweites Pferd in dieser Prüfung, Khalifa (Jazz x Negro) unter Andreas Schorn, landete mit 7,76 Punkten auf Rang 15.

Beste unter den Vierjährigen wurde der Sezuan Sohn So Unique (Sezuan x Donnerhall) unter dem Sattel von Eva Möller (GER) mit beeindruckenden 9,14 Punkten, gefolgt vom niederländischen Paar Kevin Costner Texel (Negro x Jazz), vorgestellt von Emmelie Scholtens, die mit 8,96 Punkten aus dem Viereck kamen. Platz drei ging mit dem dänisch gezogenen Game On unter Conn Bennet an Australien (8,46).
 

d'Avie erneut auf Siegeskurs

Bis in die Abendstunden am Freitag ging der erste Qualifikationsbewerb der siebenjährigen Pferde. Die beste Runde hatte man da allerdings schon Stunden zuvor gesehen. Für die hatte nämlich die Startnummer 8 gesorgt, und die gehörte keinem Geringeren als Vorjahres-Weltmeister d’Avie. Der Hannoveraner von Don Huan de Hus, der erneut von Severo Jurado Lopez, Bereiter im Stall von Andreas Helgstrand, vorgestellt wurde, entlockte den Richtern auch diesmal Höchstnoten. Das spiegelte sich im Gesamtergebnis wider: 85,046 Prozent.

Nur geringfügig weniger gab es für den dänisch gezogenen Hesselhoej Donkey Boy unter dem Dänen Jan Møller Christensen. Der Hengst von Era Dancing Hit x Milan kam mit 84,884 Prozent aus dem Viereck – Platz zwei. Gleich im ersten Anlauf ins Finale hat es diesmal der Totilas-Sohn Total Hope OLD geschafft. 2018 musste er ja den Umweg über das kleine Finale nehmen. Diesmal geht es für den Hengst dank der drittbesten Wertung von 82,184 Prozent direkt in die Endrunde.

Einen neuerlichen Versuch werden hingegen die österreichischen Paare dieser Altersklasse wagen. Sowohl Facilone FRH unter Stephanie Dearing (70,807 – Platz 27), der den Bewerb bei strömenden Regen eröffnete, als auch der Jazz x Flemming Nachkomme Happiness Returns C (69,066 - Platz 34) im Beritt und Besitz von Florian E. Zimmermann, bekommen im kleinen Finale am Samstag erneut eine Chance, sich zu qualifizieren.

Alle Ergebnisse im Detail können Sie hier nachlesen.