Dressur

Die Chance lebt: Österreichs DressurreiterInnen hoffen auf Team-Platz bei Olympischen Spielen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.11.2019 - 10:36
1796_0176.jpg

Victoria Max-Theurer und Augustin OLD bei den Olympischen Spielen in London 2012., wo sie nach drei starken Vorstellungen im Kürfinale auf Rang 13 landeten.
© Tomas Holcbecher/holcbecher.com

Vor den Dressureuropameisterschaften in Rotterdam hatte sich Österreich gute Chancen ausgerechnet, ein Team für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 qualifizieren zu können. Doch dann kam alles anders. Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters verzichtete Victoria Max-Theurer, die vermutlich wichtigste Stützte des rot-weiß-roten EM-Teams, auf die Teilnahme. In Rotterdam selbst lief es dann nicht wie erhofft, mit den Einzelplätzen 30, 37, 39 und 42 im Grand Prix kam Österreich nicht über Platz zwölf in der Nationenwertung hinaus, der Traum von einem österreichischen Team in Tokio ausgeträumt. Zu Unrecht?

Wie Analytik-Experte David Strickland auf Eurodressage.com ausführt, besteht immer noch eine Chance, dass in Japan eine rot-weiß-rote Dressurmannschaft an den Start gehen kann.

Grund dafür ist, dass sowohl Brasilien als auch Südafrika einen Quotenplatz für ihr Team an sich zwar in der Tasche hat, allerdings nicht ausreichend Reiter, die die nötigen Olympia-Kriterien erfüllen. Das sogenannte „Minimum Eligibility Requirement“ (MER) schreibt vor, dass Reiter, die bei den Spielen an den Start gehen wollen, zumindest zwei internationale Grands-Prix-Gesamtwertungen von über 66 % vorweisen können müssen – wobei  jeweils zumindest ein Fünf-Sterne-Richter (der nicht dieselbe Nationalität wie der Reiter haben darf) mit seiner Wertung ebenfalls über 66  %  liegen muss.

Im Falle von Südafrika erfüllen zwei Reiter diese Kriterien, zwei weitere können derzeit nur ein entsprechendes Resultat vorweisen, bei den Brasilianern gibt es zwei Athleten mit jeweils einem gültigen Ergebnis – jüngste Versuche beim CDI Randbol, ein zweites Mal über 66 Prozent zu kommen, schlugen jedoch fehl. Und die Uhr tickt. Das Fenster, die nötigen Resultate doch noch zu erreichen, schließt sich am 31. Dezember.
 

Österreich und Frankreich mit Chancen auf einen Team-Platz

Sollte eine oder gar beide Nationen bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend MER-Reiter stellen können, gehen deren Team-Quotenplätze automatisch an andere Nationen. Und hier erfüllen laut Strickland lediglich Österreich und Frankreich die dafür nötigen Voraussetzungen.

Bis 31. Dezember stehen noch neun Turniere an, bei denen Punkte für die Olympia-Rangliste vergeben werden. Das sind das derzeit stattfindende CDI-W+4* in Stuttgart (GER), sowie das CDI4* in München (GER), das CDI-W in Madrid (ESP), das CDI3* in Moskau (RUS), das CDI5* in Stockholm (SWE), das Heim-CDIW+4* in Salzburg, das CDI-W in Boneo (AUS), das CDI5* in Frankfurt (GER), sowie das CDI-W in Mechelen (BEL). Neun Chancen für Brasilien und Südafrika, ihre verbliebenen Reiter doch noch zu qualifizieren. Zugleich aber auch neun Chancen für Österreich und Frankreich, sich in die Pole-Position für einen Nachrückerplatz zu bringen, sollte nur ein Team-Platz freiwerden.

Vor einem Monat lag Österreich noch mit 40 Punkten vor Frankreich, inzwischen ist der Abstand in der „Olympic Ranking List“ auf 29 Zähler geschrumpft. Man darf sich also auf einen heißen Wettstreit der Nationen bis Ende Dezember gefasst machen. Und wer weiß, vielleicht hat Dressur-Österreich am 31. Dezember dann nicht nur den Jahreswechsel zu feiern.