Olympische Spiele

Achtungserfolg für Christian Schumach bei Olympia

Ein Artikel von Ernst Kopica | 25.07.2021 - 17:14
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Große Freude bei Christian Schumach über sein gelungenes Olympia-Debüt. Am Ende waren es 1,196 %, die dem Kärntner Paar auf den Einzug ins Finale fehlten. © holcbecher.com

Genau in dem Moment als die österreichische Radrennfahrerin Anna Kiesenhofer beim Mount Fuji auf den letzten Metern zu ihrer sensationellen Goldmedaille unterwegs war, ritt der Kärntner Christian Schumach 90 km entfernt im Baji Koen Equestrian Park zu seinem ersten olympischen Grand Prix ein. Te Quiero wirkte trotz der immer noch vorherrschenden Hitze von Tokio frisch und entspannt. Konzentriert zeigte der Holsteiner Totilas-Sohn eine beeindruckend reife Leistung, Lektion um Lektion gingen flüssig von der Hand und als absoluten Höhepunkt sah man eine perfekte Piaffe, die auch von den sieben Dressurrichter:innen einheitlich mit 8,0 bewertet wurde. Den wunderschönen Ritt konnten auch die ein wenig verwackelten Zweierwechsel nicht trüben, bei den Einerwechseln stimmte die Harmonie aber wieder. Am Ende gab es eine Note von 70,900 %, was in der Qualifikationsgruppe D bei zehn Teilnehmern den ausgezeichneten dritteb Platz ergab. Nur die zwei Gruppenersten hatten ihr Finalticket fest in der Tasche.

Kurz schien es so, als würde Schumach dafür einen der sechs begehrten „Lucky-Loser-Plätze“ fürs Einzelfinale ergattern können, aber in den beiden letzten Gruppen schoben sich noch drei Duos davor, sodass er nur bei einem Ausfall von drei Pferden am Mittwoch nachrücken würde! Angesichts der heutigen Darbietungen ist eine solche Möglichkeit aber durchaus drinnen. Denn fast alle Pferde müssen jetzt noch einmal in den Grand Prix Spécial für die Mannschaftsentscheidung. Wer weiß, ob danach noch alle fit für die Kür sind, denn einigen sah man schon heute bei ihrem ersten Antreten die Strapazen, die Hitze, Flug mit sich gebracht haben, deutlich an!
 

Florian Bacher in der Hammer-Gruppe

In der letzten Qualifikationsgruppe F hatte Florian Bacher die undankbare Aufgabe hinter Charlotte Dujardin und Gio einzureiten. Leider lief es von der ersten Piaffe an nicht ganz so rund, wie es der österreichische Staatsmeister von seinem Fidertraum gewohnt ist. Dann auch noch ein Hakler in den Einerwechseln und 69,813 % brachten ihn im Endklassement auf Platz 6 seiner Zehnergruppe und auf den 30. Platz insgesamt.

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Florian Bacher und Fidertraum hatten das Glück heute nicht ganz auf ihrer Seite. © holcbecher.com

Im virtuellen Interview per WhatsApp resümierte Bacher: „Leider lief es nicht ganz so wie erhofft. Aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung Österreich hier vertreten zu können. Auch wenn ich meine Nerven sonst immer im Griff habe, war es etwas anderes hier einzureiten. Jetzt haben wir das einmal gemacht und wissen beim nächsten Mal: Das ist auch nur ein Turnier! Enttäuschend natürlich, dass wir nicht als Team antreten konnten, da die Chancen da waren ins Finale zu kommen. Wir blicken aber nach vorne!“

Christian Schumach "mega zufrieden"

Wesentlich aufgekratzter hingegen sein Mannschaftskollege Schumach: „Ich bin sehr zufrieden! Vor allem mit Te Quiero, der hat einen Top-Job gemacht. Es war ja erst sein siebenter Grand Prix und er hat so ein Stadion noch nie gesehen. Ich konnte es vorher nicht einschätzen, ob ihn die Kulisse nicht doch beeindrucken könnte. Aber er hat irrsinnig gut mitgemacht und alles umgesetzt, woran wir gearbeitet haben. Leider haben wir einen Fehler in den Zweierwechseln gehabt, der aber auf meine Kappe geht. Ich habe mich kurz über die Situation gefreut in diesem olympischen Stadion reiten zu dürfen und dann war der Fehler schon da. Das nächste mal freut sich der Jockey also später! Ich wollte schönes harmonisches Reiten zeigen und daher bin ich mit der Runde sehr zufrieden. Ich habe schon WM und EM reiten dürfen, aber Olympia ist eine andere Nummer und ein eigener Spirit, den man da erlebt. Ich hoffe auch, dass noch ein zweites oder drittes Mal Olympia folgen wird. Mein besondere Dank gilt natürlich Franziska Fries, der Besitzerin von Te Quiero, die mir ihr Pferd anvertraut hat.“ Auch Lebensgefährtin Steffi Dearing strahlte: „Wir sind mega zufrieden!“ Für Besitzerin Franziska Fries ist klar: „Te Quiero bleibt bei Christian, jetzt geht es einmal zur EM nach Hagen!“

Acht Teams fürs Finale

Im Teambewerb qualifizierten sich neben Deutschland, Großbritannien, Dänemark, USA, Niederlande und Schweden auch noch Portugal und Spanien für den Spécial. Für Österreich wäre mit einem kompletten Team (der dritte Reiter hätte ca. 69 % erreichen müssen) ein Aufstieg drin gewesen. „Wir sind natürlich ein wenig enttäuscht, dass wir als Mannschaft nicht antreten konnten, allerdings bleiben wir weiterhin ein eingeschworenes Team,“ meinte Schumach später. „Vici unterstützte uns auch nach ihrem Ausfall. Jetzt geht es daran Richtung Paris 2024 zu arbeiten, denn der Teamspirit ist wirklich gut!“

Ob der neue Austragungsmodus sowohl für Einzel als auch das Team das Gelbe vom Ei ist, bleibt nach dem Erlebten bei diesem Grand Prix dahingestellt. Denn viele der Spitzenreiter, die sich sicher sein konnten, dass auch eine durchschnittliche Punktezahl fürs Finale und die Team-Quali reicht, ritten mit „angezogener“ Handbremse: Am besten war dies bei Adrienne Lyle zu beobachten, die ihren Salvino im starken Galopp überhaupt nicht verstärkte! Offenbar unbemerkt von den Richtern, denn auch dafür gab es zwischen 6,5 und 7,5 Punkten.

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.