Para-Dressur

WM-Silber für Pepo Puch und Sailor’s Blue

Ein Artikel von Redaktion | 10.08.2022 - 15:53
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Pepo Puch und Sailor's Blue können ihrer langen Erfolgsliste neuerlich WM-Silber hinzufügen. © holcbecher.com

Pepo Puch und sein 14 Jahre alter Rappe Sailor’s Blue legten weltmeisterlich los mit toller Trabarbeit, die dem Duo bei der Jury einen Wertung im Bereich von 77 % eintrug. Einbußen mussten die beiden in der ersten Schrittphase hinnehmen, da kam ein bisschen Spannung auf, die Puch routiniert meisterte. Danach ließ das Duo aber keine Punkte mehr liegen, zeigte geschmeidige Übergänge, tollen, leichtfüßigen Mitteltrab und auch der Schritt gelang im Laufe der Prüfung immer besser: raumgreifend, taktsicher und im Mittelschritt mit schöner, vertrauensvoller Dehnung an die Hand heran. Nach einem nahezu perfekten Schlusshalt stahl sich auf Pepo Puchs Gesicht ein breites Lächeln. Die fünf Richter:innen bestätigten Puchs gutes Gefühl: Mit 75,333 % übernahm der Steirer souverän die Führung, wobei die Wertungen von schwer nachvollziehbaren 71,515 % bis hin zu 77,273 % reichten. Dass Pepo Puch heute ein kleines Pulverfass unterm Sattel hatte, offenbarte sich beim Applaus des Publikums. Schnell einigte man sich darauf, kollektiv zu winken statt zu klatschen.  

Nerven zeigte nicht nur Blue, auch Breezer, das Pferd von Puchs ewigem Konkurrenten, dem britischen Multi-Champion Lee Pearson schien mit der Atmosphäre seine Schweirigkeiten zu haben. In Tokio hatte das Duo noch zwei Goldmedaillen geholt. Diesmal fehlte es dem erst elfjährigen Wallach an Gelassenheit in den Schrittlektionen. Der Viertakt wirkte eilig, im Halten fehlte die Geschlossenheit. Demgegenüber stand eine ganz hervorragende Trabarbeit mit tollen Verstärkungen und einer butterweichen, konstanten Anlehnung, die Pearson und seine Pferde so auszeichnet. Diesmal sollte es jedoch nicht reichen, um an Pepo Puch vorbeizuziehen. Mit 75,091 % musste sich der Brite ganz knapp hinter dem Österreicher einreihen.
 

Sieg für Dänemark

Österreichische Pferdesportfans liebäugelten bereits mit WM-Gold für ihren Favoriten, als die Dänin Katrine Kristensen eine Superrunde ins Viereck legte. In Tokio war Kristensen mit Welldone Dallas Fünfte in der Kür geworden, seit Beginn des Jahres stellt sie nun den 14-jährigen Goerklingtgaards Quater international vor – mit großem Erfolg. Das Paar hat seit Mitte April jede Prüfung gewonnen, in der es angetreten ist, mit hohen Noten bis knapp 77 %. Bei seinem ersten WM-Ritt zeigte das Paar nun erneut seine Klasse mit ungemein leichtfüßiger, schwingender Trabarbeit bei schöner, konstanter Anlehnung. Einziges Manko: Im Schritt kam der 14-jährige Däne immer wieder mal etwas hinter die Senkrechte, was die Noten des Paares drückte. Und auch das nicht ganz saubere Schlusshalt kostete Punkte. So wurde es am Ende richtig spannend, denn Kristensen und Goerklingtgaards Quater pendelten sich – wie Puch und Pearson zuvor – im Bereich von 75 % ein. Letztlich waren es 0,455 %, die den Ausschlag zugunsten vder Däning gaben. Damit holte Pepo Puch wie schon 2018 und 2014 WM-Silber im Einzelbewerb des Grade II.

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Großes Lob für Sailro's Blue
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"Es ist wirklich gut gegangen heute, es ist toll zu sehen, dass das Niveau in meinem Grade inzwischen so hoch ist. Das ist genau das, was wir wollen: Ein echter und leidenschaftlich geführter Wettkampf", so Pepo Puch. Es sei heute deutlich zu spüren gewesen, dass man die vergangenen zwei Jahre praktisch ohne Publikum geritten sei. "Das war heute schon etwas Anderes für mein Pferd. Ich hoffe, wir werden bei den nächsten Weltreiterspielen wieder in der großen Arena antreten können."

Platzierung für Ferringer und Stockholm

Österreichs zweites Paar in dieser Klasse, Michaela Ferringer und ihr Haflinger Stockholm, gaben ein harmonisches Bild im WM-Viereck ab und ritten mit einer fehlerfreien Runde zu 66,576 % - eine deutliche Steigerung gegenüber ihrem ersten Championatseinsatz anlässlich der Europameisterschaften in Rotterdam (NED) 2019. Im Endergebnis landete das Paar damit auf Rang neun.

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Toller Ritt ohne Fehler: Michaela Ferringer und ihr Haflingerwallach Stockholm
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Bernd Brugger auf Platz zehn

Stunden zuvor hatte bereits Bernd Brugger seinen WM Auftakt im Grade IV absolviert. Im Sattel seines bewährten Bellagio ritt der 42-Jährige zu 67,5 % - Platz 10 im 19-köpfigen Starterfeld und ein Eintrag in die Liste der Platzierten. Gold ging in der hochklassigen Konkurrenz mit sieben Paaren über 70 % an die Paralympicssieger aus den Niederlanden, Sanne Voets und Demantur 76,75 %, vor ihren Teamkollegen Demi Haerkens und EHL Daula (76 %). Bronze holte der brasilianische Medaillengarant Rodolpho Riskalla auf Don Henrico (74,925 %).

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Zehnte des Individual Tests im Grade IV: Bernd Brugger und Bellagio
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Julia Sciancalepore und Heinrich IV Neunte

Den Abschluss der heutigen Para-Bewerbe bildete der Individual Test im Grade I. Mit Julia Sciancalepore und Heinrich IV war hier auch ein österreichisches Paar am Start. Das Duo bestreitet in Herning sein viertes gemeinsames Championat, zuletzt hatte es bei den Spielen in Tokio zwei siebte Plätze für die Kärntnerin gegeben. In den vergangenen Monaten ist das Niveau im Grade I noch einmal gestiegen, das zeigte der heutige Bewerb. Zehn der 16 Paare lieferten ein Ergebnis über 70 %. Zu ihnen gehörten auch Julia Sciancalepore und Heinrich IV. Mit einer Endwertung von 71,072 % - das zweitbeste Ergebnis für die Heeressportlerin in dieser Saison nach Stadl-Paura (72,44 %) - belegte das rot-weiß-rote Duo Platz neun. "Es war super, mein Pferd war so gierig darauf und total cool im Viereck. Er hat sich auf dem Abreiteplatz richtiggehend gelangweilt und hat es gar nicht erwarten können endlich einzureiten", berichtet Sciancalepore wie gewohnt gut gelaunt.

Beste Laune dürfte wohl auch Rihad Snikus (78,535 %) haben. Nach zweifachem Paralympics-Silber im Vorjahr holte der Lette auf seinem King of the Dance nun WM Gold. Allerdings mit kräftiger Unterstützung des deutschen Richters bei B, der ihn als einziges auf Platz eins hatte und mit seiner Wertung durchschnittlich fast fünf Prozent über der seiner Kolleg:innen lag. Das Nachsehen hatte die Italienerin Sarah Morganti (78,393 %) auf Royal Delight, die sich mit Silber begnügen musste, das irische Duo Michael Murphy und Clever Boy landeten mit 74,143 % auf dem Bronzerang.  

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.