Abschied

Isidor Weber nach schwerer Krankheit verstorben

Ein Artikel von Redaktion | 27.11.2025 - 13:31
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Isidor Weber, wie man ihn kannte: In vorbildlich aufrechter Haltung auf dem Kutschbock eines eleganten Einspänners. Hier auf der WM in Piber 2016. © Sonja Bauer

Isidor Weber wuchs auf einem Bergbauernhof im Pitztal auf, auf 1.300 Metern Seehöhe. Sein Vater war begeisterter Haflingerzüchter – dem jungen Isidor war eine Berufslaufbahn mit Pferden damit quasi in die Wiege gelegt. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er im Anschluss an seine Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Facharbeiterschule in Imst eine Lehre am Fohlenhof Ebbs absolvierte, um mit Pferden arbeiten zu können.

In dieser Zeit schnupperte Isidor Weber erstmals in den Fahrsport hinein – mit sofortigem Erfolg. Gleich bei seinem allerersten Turnierstart mit einem Schulhaflinger ließ er zahlreiche erfahrene Teilnehmer hinter sich.

Nach dem Wehrdienst kehrte Weber nach Ebbs zurück und übernahm dort die Stelle des Stallmeisters. Acht Jahre lang war er für die Ausbildung der Pferde sowie der Schüler:innen im Reiten und Fahren verantwortlich, bevor er in den Weererwirt wechselte, ein großes Hotel mit angeschlossenem Stall und Schulbetrieb. Erste Ausflüge in die Vielseitigkeit endeten prompt mit dem Landesmeistertitel – ein beeindruckendes Zeugnis dafür, was für ein profunder und vielseitiger Pferdemann Isidor Weber war.

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Isidor zu Hause im Pitztal auf einer der familieneigenen Zuchtstuten © privat

Mit Haflingern auf internationaler Bühne

1996 sollte sich als schicksalsträchtiges Jahr erweisen. Weber bekam die beiden Haflingerstuten Vroni und Volta – Mutter und Tochter – aus dem Besitz von Hermann Wimpissinger zur Ausbildung in den Stall. Das war der Grundstein für eine beachtliche internationale Fahrsportkarriere und eine jahrzehntelange Partnerschaft zwischen Weber und Wimpissinger als Fahrer und Beifahrer. Nach nur wenigen Wochen Ausbildungsarbeit ging das Team mit den beiden Stuten bei der Bundesmeisterschaft für Haflinger und Ponys in Ebbs an den Start – und siegte. Es war der erste von vielen Erfolgen.

Im darauffolgenden Herbst folgte in Verona (ITA) der erste internationale Auftritt, der mit Platz eins im Kegelfahren überaus erfolgreich endete. Im Mai 1997 ging es nach Windsor, wo Weber nach einer nicht ganz gelungenen Dressur im Marathon mit Rang zwei und im Kegelfahren mit Rang eins überzeugte. Im Laufe seiner Karriere kehrte der Tiroler immer wieder zurück auf die britische Insel. „Windsor war ein guter Boden für mich. Es waren wunderschöne Turniere, wo man noch bis zur Haustür der Queen fahren konnte.“

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Isidor Weber mit den Halingerstuten Vroni und Volta beim ersten gemeinsamen Start in Windsor im Jahr 1997. © privat

Lange Erfolgsliste

1997 gab es für Isidor Weber auch eine weitere berufliche Veränderung. Er wechselte vom Weererhof auf den Hof der Familie Fröschl in Gnadenwald (T), wo er unter anderem die Ausbildung der Pferde übernahm, die er anschließend auch auf Turnieren vorstellte. Diese Verbindung sorgte für zahlreiche große Erfolge. Nicht weniger als zwölfmal fuhr Weber bei österreichischen Meisterschaften als Sieger vom Platz. Mit seinem Paradepferd Boris, einem hocheleganten und bewegungsstarken Wallach aus österreichischer Zucht, wurde er bei den Staatsmeisterschaften der Einspänner zum Seriensieger in den Jahren 2006 bis 2008. Unvergessen bleibt die Weltmeisterschaft der Einspänner 2010 in Pratoni del Vivaro (ITA), wo Weber zusammen mit Rudi Pirhofer die Bronzemedaille in der Mannschaftswertung gewann – ganz ohne Streichergebnis.

Insgesamt nahm Isidor Weber an 15 FEI-Weltmeisterschaften teil und stand auch bei den Zweispännern als Mannschaftsfahrer für Österreich auf dem Podest. Mit Georg Moser und Rainer Pointl holte er 1999 in Kecskemét (HUN) die Bronzemedaille. Zwei Jahre später erreichte er bei der Zweispänner-Weltmeisterschaft in Riesenbeck wie schon in Pratoni Rang sieben in der Einzelwertung. Bei der Weltmeisterschaft für Ponyfahrer in Lipica 2011 fuhr er mit dem Huzulen-Mix Guapo ebenfalls in die Top Ten.

Isidor Weber war nicht nur ein genialer Fahrsportler und Pferdemann, sondern auch ein engagierter Ausbilder junger Talente. Der staatlich geprüfte Reitlehrer gab sein Wissen gerne weiter – sowohl an Freizeit- als auch an Turnierfahrer:innen. Dabei legte er stets großen Wert auf die Skala der Ausbildung.

Auf Turnieren war Isidor Weber nicht nur wegen seiner Leistungen und seiner bewundernswert aufrechten Haltung am Kutschbock geschätzt. Sein Lkw war im Fahrerlager stets ein Treffpunkt für viele gemütliche und lustige Stundenim Kreise der Fahrsportgemeinschaft.

Abschied von einem herausragenden Pferdemenschen

Mit Isidor Weber verliert die österreichische Fahrsportszene einen ihrer prägenden Akteure – einen Sportler, Ausbilder und Pferdemenschen, der sich mit Leidenschaft, Können und menschlicher Größe einen festen Platz in den Herzen vieler erarbeitet hat. Sein Einsatz für den Sport, seine Freude an der Arbeit mit Pferden und sein offener, humorvoller Umgang mit den Menschen werden unvergessen bleiben.

Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, seinen Freund:innen und allen, die ihm nahestanden.