Fahren

Mit Haflingern unter den Besten der Welt

Ein Artikel von Pamela Sladky | 04.11.2025 - 12:16
WM Pony - Le Pin FRA 25 - Dressur 00015.JPG

Lothar Zebisch zeigte bei der Fahr-WM in Frankreich, was mit viel Liebe, harter Arbeit und hervorragendem Trainign möglich ist: Der Amateur fuhr mit seinen selbst gezüchteten Haflingern auf Platz 7 bei den Zweispännern. © hippoevent.at | Andreas König

Lothar: Du bist bei der diesjährigen WM mit deinen Haflingern auf Platz 7 und damit mitten in die absolute Weltspitze des Sports gefahren – wie hast du das Championat erlebt?

Das war wirklich ein sensationelles Erlebnis. Die Pferde waren großartig, mein Team – meine Frau Trixi und mein Beifahrer Marco Schwaiger – hat gewaltig zusammengespielt und ich habe das Turnier im Großen und Ganzen fehlerfrei absolviert. Viel mehr wäre ehrlich gesagt nicht möglich gewesen. Die Haflinger haben Spitzenleistungen gezeigt. Mit Pferden, die man selbst gezüchtet hat, unter die Top 7 der Welt zu kommen, ist ein Riesenerfolg.

Warst du der einzige Teilnehmer mit Haflingern?

Bei den Zweispännern, ja. Es gab noch einen Ein- und einen Vierspänner mit Haflingern, die landeten im Mittelfeld.

Der Haflinger ist im internationalen Sport nach wie vor ein Exot. Siehst du das auch so?

Absolut. Im Freizeitbereich sind sie stark vertreten, aber im Hochleistungssport ist man mit Haflingern die Ausnahme. Wir arbeiten seit 15, 16 Jahren konsequent darauf hin, seit sieben Jahren mit Unterstützung meines Trainers Albert Pointl. Das braucht Zeit. Vor zwei Jahren sind wir bei der WM noch gestürzt, vor vier Jahren waren wir Zwanzigster. Diesmal wurden wir Siebte – das ist eine Entwicklung, auf die ich sehr stolz bin.

Wie war dieser Sprung nach vorne möglich?

Vieles kommt durch die Erfahrung, die stetig wächst. Man geht routinierter an ein Championat heran. Und natürlich sind auch die Pferde jetzt im besten Alter und auf höchstem Ausbildungsstand. Die Richter haben das ausdrücklich gelobt.

So ein Kompliment geht runter wie Öl, oder?

Das hat gutgetan, das muss man ganz klar sagen. Wir kämpfen bei einer WM vielfach gegen Profis und sind selbst Hobbyfahrer. Das sind ganz andere Voraussetzungen. Profis können sieben Tage in der Woche Pferde ausbilden, während unsereins seinem Brotberuf nachgehen muss.

Was zeichnet Haflinger für dich aus?

Ganz klar die freiwillige Leistungsbereitschaft und der Spaß bei der Arbeit. Dieses Gefühl geben sie mir ganz stark, wenn ich mit ihnen fahre. Ganz besonders im Marathon. Da waren wir bei der WM immerhin Fünfter. Also da hat es nicht mehr viel Besseres gegeben. Die Arbeitseinstellung, die der Haflinger hat, ist wirklich sensationell.

Das ist unheimlich spannend, zumal die landläufige Meinung über den Haflinger ja in eine ganz andere Richtung geht. Da heißt es meist: Der hat einen eigenen Kopf, macht nur, was er will, und hat einen Hang zur Sturheit …

Wenn man intensiv mit den Pferden arbeitet, wenn man viel mit ihnen tut, fair und konsequent ist – das muss man natürlich schon auch dazu sagen, das steckt eine ewig lange, konsequente Arbeit dahinter, das geht nicht von heute auf morgen. Aber wenn man dazu bereit ist, dann sind das wirklich großartige Pferde.

Wie bist du überhaupt zum Haflinger gekommen?

Ich züchte seit 40 Jahren Haflinger, jedes Jahr vier bis sechs Fohlen. In Tirol ist das ja die Pferderasse schlechthin. Dass ich mit meiner Zucht international solche Ergebnisse erreiche, hätte ich mir aber nie träumen lassen.

Gibt es noch Ziele, die du erreichen möchtest?

Eigentlich habe ich mit meinen Haflingern schon fast alles erreicht, was man erreichen kann: Wir waren mehrfach Europa-Champion bei den Haflingern, Staatsmeister, Bundesmeister, x-facher Landesmeister. Aktuell denke ich ehrlich gestanden darüber nach, künftig nur noch national zu fahren. Internationaler Sport ist ein enormer Aufwand – körperlich, zeitlich und finanziell. Aber mal sehen, wie es nach dem Winter aussieht.

Umso schöner, dass es bei dieser WM so perfekt aufgegangen ist für dich.

Absolut. Die Leistungsdichte ist enorm hoch. Wenn du im Finale zwei Abwürfe hast, bist du vorne weg und gleich mal Zwanzigster. Die Luft ist unheimlich dünn, die Abstände wahnsinnig eng. Wenn ich den einen Abwurf nicht gehabt hätte, dann wäre ich Vierter. Eine Medaille war außer Reichweite, die Top drei haben das ganze Wochenende keine Fehler gemacht. Aber zwischen Platz vier und sieben zu landen – für mich ist das ein Top-Ergebnis, das Maximum, was realistisch möglich ist.

Die ganze Vorbereitung auf so ein Championat ist ein irrer Aufwand, vor allem, wenn man ihn als Berufstätiger in den Alltag integrieren muss. Man eigentlich 24/7 unterwegs. Meine Pferde stehen in der Hauptvorbereitung in Oberösterreich, weswegen ich zum Trainieren regelmäßig zwischen Tirol und Oberösterreich pendle. Um soetwas auf sich zu nehmen, braucht es schon viel Liebe, Engagement und Herzblut, sonst geht das nicht - und irgendwann geht einem dann auch mal die Luft aus. Nichtsdestotrotz hat es unheimlich Spaß gemacht. Und es war ein Erfolg, auf den ich unheimlich stolz bin und ein Erlebnis das ich auf gar keinen Fall missen möchte.