Bei der Generalversammlung der FEI stimmte die überwältigende Mehrheit der nationalen Pferdesportverbände für die Reformpläne des Weltreiterverbandes in Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokyo 2020. © Richard Juilliart/FEI
Der langfristige Verbleib des Reitsports in der Familie der olympischen Sportarten war und ist eines der großen Ziele des Weltreiterverbandes. Doch um dies auch in Zukunft gewährleisten zu können, sind Reformen nötig. Das hat das Internationale Olympischen Komitees bereits mehrfach in Gesprächen mit der Führungsriege der FEI durchblicken lassen.
Eine der wichtigsten Forderungen des IOC ist die Erhöhung der teilnehmenden Nationen. Mehr Flaggen bedeutet im Umkehrschluss weniger Reiter pro Nationen, denn die Gesamtteilnehmerzahl ist mit 200 Athleten im Reitsport streng limitiert. Das Konzept sorgt insbesondere bei den großen Reiternationen für wenig Begeisterung. Sie sehen dadurch die Qualität des Sports und das Wohl der Pferde in Gefahr. Bedenken, die die Mehrheit der Mitgliedsverbände offenbar nicht teilt. Das zumindest lässt das Ergebnis der jüngsten Abstimmung anlässlich der Generalversammlung der FEI am Montag vermuten. Mit 96 von 107 vor Ort anwesenden Nationen votierte eine überwältigende Mehrheit für die Umsetzung der Reformpläne. Lediglich die nationalen Verbände aus Albanien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Litauen, Luxemburg, Monaco, Neuseeland, den Niederlanden, Rumänien und der Schweiz stimmten dagegen.
Ab den Olympischen Spielen in Tokyo werden damit nur noch drei Reiter pro Nation eine Mannschaft bilden. Die bisherige Möglichkeit auf ein Streichergebnis entfällt. Reservereiter soll es auch in Zukunft geben bzw. allerdings wird ihre Rolle künftig an Bedeutung gewinnen – insbesondere im Hinblick auf das Pferdewohl, heißt es in der Aussendung der FEI.
Sichtlich erleichtert über den Ausgang der Abstimmung gibt sich FEI-Präsident Ingmar De Vos. „Das war eine wirklich wichtige Entscheidung für die Zukunft unseres Sports, wenn wir den Ratschlägen der Olympischen Agenda 2020 folgen und die Anzahl der teilnehmenden Nationen steigern wollen.“ Die Mannschaften auf drei Reiter pro Nation zu beschränkten sei vermutlich die einzige Möglichkeit gewesen, die Zahl der teilnehmenden Nationen zu erhöhen. „Natürlich muss der IOC erst noch sein Einverständnis geben, aber auf diese Weise öffnet sich eine Tür für Länder, für die die Olympischen Spiele bislang nur ein weit entfernter Traum waren“, so De Vos.
Die beschlossenen Änderungen im Detail:
Springen
- Drei Reiter/Pferde pro Nation, plus ein Reservepaar, kein Streichresultat
- 20 Mannschaften (60 Pferd-Reiter-Kombinationen)
- 15 Einzelstartplätze für Nationen, die keine Mannschaft qualifiziert haben (maximal ein Pferd-Reiter-Paar pro Nation).
- Die Einzelentscheidung wird künftig vor der Teamentscheidung ausgetragen.
- Drei Reiter/Pferde pro Nation, plus ein Reservepaar, kein Streichresultat
- Jedes direkt qualifizierte Team darf ein Reservepaar oder ein einzelnes Reservepferd mitbringen.
- Ein Einzelreiter pro Nation ohne qualifizierte Mannschaft (es wird keine zusammengesetzten Mannschaften geben)
- Für die Mannschaftsmedaillen zählen künftig nur noch die Ergebnisse des Grand Prix Spécial (nicht wie bisher die Kombination aus Grand Prix und Spécial).
- Einführung eines neuen Aussscheidungssystem-Systems (das das Lucky Loser-Prinzip aufgreift) für den Grand Prix: 18 Pferd-Reiter-Paare qualifizieren sich aus dem Grand Prix für die Kür (die besten zwei aus insgesamt sechs unterschiedlichen Gruppen sowie die sechs Bestplatzierten aus den übrigen Ergebnissen)
- Die acht bestplatzierten Teams (24 Starter) aus dem Grand Prix qualifizieren sich für den Spécial.
- Einführung einer neuen Startreihenfolge im Grand Prix
- Auch der Grand Prix Spécial soll künftig zu Musik geritten werden.
- Drei Reiter/Pferde pro Nation, plus ein Reservepaar, kein Streichresultat
- Pro Mannschaft ist ein Reservepaar erlaubt. Dieses spielt eine große Rolle, um das Wohlergehen der Pferde garantieren. Wird ein Reservist ersetzt, wird das Team mit Strafpunkten belegt. Wie hoch die Strafe ausfällt, muss noch im Detail geklärt werden.
- Nation ohne Mannschaft dürfen maximal zwei Einzelreiter entsenden.
- Die Reihenfolge der Teilprüfungen bleibt unverändert (1. Dressur, 2. Gelände, 3. Springen Mannschaft und 4. Springen Einzel).
- Die Olympische Vielseitigkeit wird auf drei Tage verkürzt, die Dressur wird gesammelt an einem Tag ausgetragen.
- Die technischen Anforderungen aller drei Disziplinen müssen „olympischem Niveau“ entsprechen: Dressur und Springen 4*, Gelände: zehn Minuten Idealzeit, 45 Sprünge, Schwierigkeit auf 3*-Niveau.
- Reiter und Pferde müssen ihre Qualifikation auf demselben Gelände-Niveau abgelegt haben.
- Nur für die Teamwertung: Wenn ein Paar eine Teildisziplin nicht beendet hat, kann sie für die Mannschaft noch weiter am Turnier teilnehmen, sofern es die jeweilige Verfassungsprüfung passiert.
- Nur für die Teamwertung: Strafpunkte für Nichtbeendigung einer Disziplin, Dressur = 100 Strafpunkte, Gelände = 150 Strafpunkte, Springen = 100 Strafpunkte
- Das Regelwerk für die Einzelwertung bleibt wie gehabt.
- Drei Reiter/Pferde pro Nation, plus ein Reservepaar, kein Streichresultat
- Jedes qualifizierte Team darf vier Paare mitbringen, wovon drei nach dem Individual Test, der von allen vieren als Einzelreiter bestritten wird, für den Mannschaftsbewerb bestimmt werden.
- Maximal zwei Einzelstarter pro Nation ohne qualifizierte Mannschaft (keine zusammengesetzten Teams)
- Die Vergabe der Teammedaillen erfolgt nur auf Basis der Ergebnisse aus der Mannschaftsaufgabe (und nicht mehr als Kombination aus Mannschafts- und Einzelaufgabe).
- Je Grade qualifizieren sich die besten Acht des Individual für die Kür.
- Reihenfolge der Prüfungen: Einzelaufgabe, Mannschaftsaufgabe, Kür
- Künftig wird auch die Mannschaftsaufgabe zu Musik geritten.