Alte Pferde

Golden Oldies: Im Turniersport aktive Pferde werden immer älter

Ein Artikel von fn-press | PS | 08.03.2021 - 12:36
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Zehn Prozent aller eingetragenen Turnierpferde in Deutschland sind 16 Jahre und älter - Tendenz steigend. © www.Slawik.com

Gibt es heute mehr alte Pferde als früher? Diese Frage lässt sich zwar nicht eindeutig mit Zahlen belegen, jedoch spricht einiges dafür, heißt es vonseiten der Deutschen Reiterliche Vereinigung.

Während in Deutschland die Anzahl der drei- und vierjährigen Pferde im Sport tendenziell abnimmt und zuletzt (2019) bei knapp acht Prozent lag, findet man immer mehr 11- bis 15-jährige Pferde im Sport. 2014 machte ihr Anteil noch 24 Prozent aus, fünf Jahre später sind es bereits knapp 30 Prozent. Die Gruppe der noch älteren Pferde ist in diesem Zeitraum von neun auf zehn Prozent aller eingetragenen Turnierpferde angewachsen.

Laut einer HorseFuturePanel-Befragung aus dem Jahr 2016* zum Thema Rentnerpferde herrscht unter den Teilnehmer*innen Einigkeit darüber, dass ein Pferd, das ein Leben lang im Dienste des Menschen stand, ein pferdegerechtes „Rentnerdasein“ verdient (95 %). 55 Prozent sind auch der Meinung, dass es heute relativ gesehen mehr Rentnerpferde gibt als früher. Nur zwölf Prozent glauben, dass es weniger alte Pferde gibt. Zum Zeitpunkt der Umfrage besaßen 39 Prozent der befragten Pferdebesitzer*innen selbst mindestens ein Rentnerpferd.
 

Lahmheiten häufigster Ruhestandsgrund

Ab etwa 20 Jahren ist ein Pferd alt. So zumindest sehen es die Probanden der HorseFuturePanel-Befragung. Dabei herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass ein altes Pferd nicht automatisch zum Rentner wird. Auch dies zeigen die Zahlen: So waren im Jahr 2019 sage und schreibe 3.860 Pferde im Alter von 19 Jahren und älter im Turnierpferderegister der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) fortgeschrieben.

Als Rentnerpferd definieren die meisten ein Pferd, das nicht mehr geritten (61 %) oder trainiert werden kann (60 %) oder auch gesundheitlich nicht mehr ganz fit ist (52 %). Fast zwei Drittel der Besitzer von Rentnerpferden haben ihr Pferd auf Grund einer Erkrankung in den Ruhestand geschickt: Zu den häufigsten Zipperlein der Pferde-Oldies gehören dabei Erkrankungen des Bewegungsapparates (78 %), vor allem Arthrose, etwa ein Fünftel leidet an Atemwegserkrankungen.
 

Alt werden in Gesellschaft

Gruppenhaltung ist die beliebteste Haltungsform. Nicht mal ein Drittel der Rentnerpferde lebt in Einzelhaltung, der Rest bleibt oder wechselt in die Gruppenhaltung in Form von Offenstall (39 %), kompletter Weidehaltung (20 %), Aktivstall (6 %) oder Alternativen. Grundsätzlich wird jedoch bemängelt (46 %), dass es an pferdegerechten Unterbringungsmöglichkeiten für Rentnerpferde fehle.

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Viele Reiter*innen sehen ihre Pferde wie Partner oder Familienmitglieder, die sie auch im Alter nach ihrer aktiven Zeit im Sport mit großer Sorgfalt hegen und pflegen.
© www.Slawik.com

Alte Liebe rostet nicht

Aus den Augen, aus dem Sinn? Nicht bei alten Pferden, die für viele wie Partner und Familienmitglieder sind. Mehr als die Hälfte der Pferdebesitzer besuchen ihren Oldie täglich, um ihn zu putzen, zu pflegen und zu füttern, rund 15 Prozent schauen mindestens drei- bis fünfmal nach dem Rechten. Umsonst ist das allerdings nicht zu haben. So gibt weniger als ein Drittel an, dass die Kosten etwas gesunken seien, bei den meisten (44 %) hat sich nichts verändert. 27 Prozent müssen sogar mehr ausgeben als zuvor, zum Beispiel für Futter, Medikamente und Tierarzt. Kein Wunder daher, dass Dreiviertel aller Befragten der Aussage zustimmen, dass die Einführung einer Pferdesteuer dafür sorgen könnte, dass es weniger Rentnerpferde gibt. Und auch die Folgen der Corona-Pandemie auf die Haltung von Rentnerpferden lassen sich aktuell noch nicht absehen.


Gemeinsam bis zum Ende

Auch das schönste Rentnerleben geht einmal zu Ende. Nur sechs Prozent der befragten Besitzer, deren Pferd noch nicht im Rentenalter ist, haben sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Für die meisten, 84 Prozent, ist klar: Sie pflegen ihr Pferd so lange wie möglich weiter. So lange, bis es eines natürlichen Todes stirbt, wollen allerdings nur neun Prozent warten. 67 Prozent geben an, ihr Pferd einschläfern lassen zu wollen, wenn es „soweit“ sei. In diesem Fall das Pferd schlachten zu lassen, ist nur für sechs Prozent eine Option. Das zeigt auch der Blick in den Pferdepass. 64 Prozent der Probanden haben ihr Pferd dort als „Nicht-Schlachtpferd“ kennzeichnen lassen.

*Die Umfrage zu Rentnerpferden wurde von HorseFuturePanel zusammen mit HippoPress im Rahmen einer Trendbarometer-Befragung initiiert. Im Februar 2016 wurden dafür deutschlandweit 747 Probanden online befragt, davon waren 89 Prozent Frauen und 11 Prozent Männer, mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren, 90 Prozent aktive Pferdesportler und 39 Prozent Besitzer eines Rentnerpferdes. Weitere Informationen zum HorseFuturePanel und zu kostenfreien Studien und Broschüren rund um das Thema Pferd finden Sie unter https://www.horsefuturepanel.de/.