Es sei eine Entscheidung, die auf wissenschaftlichen Studien basiere, heißt es in einer Aussendung des KNHS vom 11. Jänner. Bereits mehrfach sei belegt worden, dass Bandagen keinen effektiven Beinschutz bieten und sich sogar negativ auf die Beine der Pferde auswirken können. „Das kann man nicht einfach ignorieren, es wurde so viel Forschung zu diesem Thema betrieben. Es ist offensichtlich, dass wir besser aufhören sollten, Bandagen zu verwenden. Besonders weil es Alternativen gibt, wenn man die Pferdebeine schützen will“, wird Fenna Westerduin zitiert, die beim KNHS für das Ressort Pferdewohl zuständig ist.
Kein wirksamer Beinschutz
Tatsächlich bieten Bandagen nur wenig Schutz für die empfindliche Körperregion. Das bestätigt Morgan Lashley, Spezialistin für Sportmedizin und Pferderehabilitation an der Universität Utrecht. „Es wurde untersucht, ob Bandagen eine Überdehnung des Fesselgelenks verhindern können. Die Antwort ist nein, selbst Tape hilft nicht dagegen. Man kann dieses Gelenk nur mit einem Gips stabilisieren, aber damit lässt sich schlecht reiten. Wenn Sie einen Schutz gegen das Anschlagen erreichen wollen, wirken Gamaschen besser als ein Stück Stoff, das auch andere Risiken birgt“, so Lashley.
Pferdebeine überhitzen schneller als gedacht
Gamaschen und Bandagen können die Sehnen des Pferdebeins durch Hitzestauung schneller schädigen, als bisher angenommen. Ihr Einsatz will deshalb gut überlegt und wohl dosiert sein. Mehr lesen ...
Sehnenschäden und andere Probleme
Das größte Problem besteht nämlich nicht in der mangelnden Schutzwirkung, sondern in ihrer potenziellen Gefahr für die Sehnen. Unter den Bandagen steigt die Temperatur der Pferdebeine stark an, was sich nachteilig auf die Elastizität des Sehnengewebes auswirkt. In der KNHS-Aussendung wird dieser Vorgang mit dem Kochen eines Eis verglichen. Durch die Überhitzung verändere sich die Struktur der Sehnenfasern, was sie schädigen kann. Da helfe es auch nicht, wenn man die Beine unmittelbar nach dem Reiten kühlt, so Lashley. „Das ist so, als würde man sein Haus erst in Brand stecken und dann löschen. Der Schaden ist bereits angerichtet.“
Davon abgesehen bergen Bandagen aber noch andere Risiken. „Wenn sie lose sind, kann sich das Pferd darin verfangen. Wenn sie zu eng sind oder das Material nicht gut ist, können Druckstellen entstehen.“, so die Sportmedizinerin. Auch der Lymphfluss kann durch Bandagieren erheblich beeinträchtigt werden.
Geliebtes Modeaccessoire
Abgesehen vom vermeintlichen Schutz fürs Pferdebein sind Bandagen heute in vielen Fällen vor allem eines: ein beliebtes Modeaccessoire. Abgestimmt auf die Farbe von Schabracke, Fliegenohren und/oder der Reithose fügen sie sich harmonisch in das Erscheinungsbild stilbewusster Reiter:innen und ihrer Pferde ein. Mit seinem Verbot, das das KNHS als weiteren Schritt zur Gewährleistung des Pferdewohls auf Turnieren sieht, hofft der Verband, langfristig ein Umdenken erzielen zu können, das sich nicht nur auf den Turnierplätzen, sondern auch in den heimatlichen Ställen durchsetzt.
Abgeschnürt und krank gewickelt: So schädlich sind Stallbandagen
Für viele Reiter:innen gehören sie zum Pferd wie Halfter und Strick: Stallbandagen sollen die Beine schlank und gesund halten. Dabei richten sie in der Regel deutlich mehr Schaden an als sie nutzen.
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