Die Juniorengruppe aus Österreich (Club 43) hat heute mit einer gelungenen Kür den Grundstein für ein spannendes Finale gelegt. © Andrea Fuchshumer
Den Auftakt des Wettkampftages machten die Juniorteams. Hier konnten die Titelverteidiger vom Club 43, die im Vorjahr bei der EM in Le Mans Bronze gewannen, ihren zweiten Platz aus der Pflicht vom Vortag verteidigen. Mit 7,93 Punkten turnte das Team um Longenführerin Karen Asmera, das erst seit diesem Jahr in dieser Konstellation zusammen trainiert, mit ihrer „The-100“-Choreografie (US-amerikanische Science-Fiction-Serie) auf Darwin die vierbeste Kür der Junioren-Konkurrenz und rangiert mit 7,477 Punkten noch mit 0,061 Zählern Vorsprung auf die Schweiz auf Platz zwei.
Unangefochten in Fürhung liegt weiterhin die deutsche Equipe vom RV Nordheim. Die Baden-Württemberger, die Deutschland heuer erstmals bei einem Championat vertreten dürfen, gewannen nach der Pflicht auf ihrem zehnjährigen Oldenburger Humphrey Bogart auch die Kür mit ihrem „Samba“-Thema souverän. An 8,488 Punkt kamen die anderen Teams heute nicht heran. Damit liegt Deutschland nach drei Jahren Pause wieder ganz klar aus Goldkurs. Dahinter ist für das morgige Kürfinale der U18-Teams ein spannender Zweikampf zwischen dem Club 43 und der Schweiz zu erwarten. „Wir haben im Vorfeld auf eine Medaille gehofft und nun ist es für das morige Finale ganz klar das Ziel, diesen Platz zu halten“, berichtete die Mannschaft am Abend zur Pressekonferenz. Italien verbesserte sich dank der zweitbesten Kürwertung (8,156) auf Rang vier - rangiert aber mit 7,226 Punkten gut zwei Zehntel hinter den Medaillenrängen. Tschechien (7,002) und die USA (6,831) folgen bereits relativ abgeschlagen auf die Spitzenplätze.
Im Wettbewerb des Senior Pas de Deux lag Spannung in der Luft. Nachdem die Serien-Championats-Sieger Lukas Wacha und Jasmin Lindner aus Tirol aufgrund einer Verletzung von Wacha (wir berichteten) ihren Start hatten absagen müssen, besteht in dieser Saison die Chance für die anderen internationalen Spitzenpaarungen, den Thron dieser Disziplin zu erobern. Genutzt haben dies vor allem Lorenzo Lupacchini und Silvia Stopazzini. Die Italiener, die in diesem Jahr bereits das Weltcup-Finale in Dortmund sowie den CHIO in Aachen gewonnen hatten, überzeugten mit einer überaus dynamischen lateinamerikanischen Tanzeinlage auf ihrem Vierbeiner Rosenstolz. Dafür erhielten sie starke 8,841 Punkte und halten die deutliche Führung. Platz zwei eroberten die DeutschenTheresa-Sophie Bresch und Torben Jacobs (8,556), die mit ihrem Pferd Picardo den Wettbewerb eröffnet hatten und sehr sauber durch das Programm kamen.
Mit 7,984 rangieren Stefan Csandl und Theresa Thiel aktuell auf Rang drei. Das Duo von der UVT Eligius konnte turnerisch (Technik- und Artistik-Wertungen) sehr gut mit den zweitplatzierten Deutschen mithalten. Allerdings erhielt Crossino, longiert von Karin Böhmer, eine deutlich niedrigere Wertung. Zudem unterlief dem Duo ein Missgeschick gleich zum Auftakt ihrer Choreografie. „Wir haben trotz des Fehlers konzentriert weitergeturnt, darauf sind wir stolz“, sagte Csandl, der in den vergangenen Wochen viel mit seinem Mentaltrainer zusammengearbeitet hat. Viel Lob hatten die beiden Niederöstereicher für ihren vierbeinigen Partner Crossino übrig. „Er war extrem entspannt und gut zu turnen“, sagte Thiel.
Ruth Konrader und Elisabeth Kuss, das zweite österreichische Paar im Pas de Deux, liegen mit ihrem Pferd Chapot und Longenführerin Stefanie Nussmüller auf Rang sieben (6,469).
Auch das Pas de deux Stefan Csandl und Theresa Thiel konnten sich in die Medaillenränge turnen und liegen nach dem ersten Durchgang auf Platz drei hinter Italien und Deutschland. © im|press|ions
Die Niederösterreicherin Nicole Brabec von der Voltigiergruppe Club 43 musste am heutigen Freitag einen Teil ihres bislang herausgearbeiteten Vorsprungs abgeben. Im Element Schere konnte sie sich nicht wie gewohnt in den Handstand drücken und turnte die Übung mit einer leichten Beugung im Arm, was ihr Abzüge im Vergleich zur Konkurrenz und Platz drei mit 7,712 Punkten einbrachte. Gut zwei Zehntel war die 17-Jährige am Ende hinter Franziska Peitzmeier aus Deutschland. Die Vize-Welt- und Vize-Europameisterin gewann den heutigen Durchgang deutlich mit 7,928 Punkten vor der Schwedin Johanna Lindberg (7,795) und ist Brabec damit dicht auf den Fersen im Gesamtklassement. Damit läuft alles auf den großen Showdown am morgigen Samstag heraus, bei dem am Ende die bessere Kür über Gold und Silber entscheiden wird. Die Niederösterreicherin Lena Birkenau, die als zweite rot-weiß-rote Vertreterin ebenfalls im Finale steht, kam heute auf 7,518 Punkte (Platz fünf) und hat damit für das morgige Finale ebenfalls noch Chancen auf Edelmetall, genau wie die Deutsche Hannah Steverding und Sarah Linder aus der Schweiz.
Bei den Herren musste der bis jetzt haushoch führende Kolumbianer Juan Martin Clavijo eine erste kleinere Niederlage einstecken. Das 17-jährige Ausnahmetalent, das in Frankreich lebt und trainiert, musste den Sieg in der Pflicht nach zwei Triumphen in den ersten beiden Prüfungssiegen an den Deutchen Gregor Klehe abgeben. Der Bayer siegte mit 8,004 Zählern vor Clavijo (7,815) und dem Italiener Giovanni Bertolaso (7,74). Die Führung im Gesamtraning behielt der Südamerikaner aber. Der Niederösterreicher Philip Clement vom VTZ Aequitas voltigierte mit Dacia – longiert von Mariam Hilbert – auf Platz acht (7,349). Gerog Gabl landete auf Rang elf (7,047).
Katharina Luschin (AUT/NÖ) liegt nach einer tollen Kür auf Platz drei in der Zwischenwertung. © im|press|ions
Bei den Senioreinzelvoltigierern glänzten heute alle rot-weiß-roten Vertreter mit nahezu perfekten Leistungen. „Alle fünf Österreicher haben perfekt abgeliefert, darauf bin ich extrem stolz, denn das kommt nicht alle Tage vor“, sagte Bundesreferent Manfred Rebel, „wir haben alle unsere Zielsetzungen erreicht. Es war ein extrem positiver Tag und wir können noch überall da mitspielen, wo wir es uns realistisch vorgenommen hatten. Die Abstände sind aber insgesamt recht eng, da kann man am Ende entweder der große Gewinner oder der Verlierer sein“.
Ramin Rahimi bestätigte mit einer hervorragenden Kür seinen überraschenden zweiten Platz aus der Pflicht. Damit greift der Junioren Europameister aus 2012 und 2013 erstmals auch bei den Senioren nach Edelmetall im Einzel. © im|press|ions
Die beste österreichische Damenkür zeigte Katharina Luschin auf dem Rücken von Ramazotti. Die Wildeggerin verbesserte sich damit auf den dritten Platz und steht bei 8,226 Punkten. Lediglich die deutsche Kür-Siegerin Kristina Boe (8,41) und die Schweizerin Nadja Büttiger (8,325) liegen vor der 24-Jährigen. Luschins Teamkollegin Lisa Wild, die Bronzemedaillengewinnerin der EM in Aachen 2015, rangiert aktuell auf Platz acht (7,951), gefolgt von Club-43-Athletin Alina Barosch (7,918).
Bei den Herren konnte Ramin Rahimi mit einer sehr beeindruckenden Elektro-Swing-Kür seinen zweiten Platz halten. Er steht mit seinem Pferd Royal Salut und Longenführerin Manuela Barosch bei 8,245 Punkten. Besser rangiert derzeit nur der Kürsieger Erik Oese (8,398) aus Deutschland. Pflichtsieger Thomas Brüsewitz (GER) rutsche auf Rang drei ab (8,239). Dominik Eder von der UVT Eligius überzeugte mit der vierbesten Kür und steht derzeit mit seinem Pferd Pipetto auf Platz acht. „Ich bin sehr zufrieden, habe aber noch etwas Spielraum nach oben“, sagte Rahimi.
Das Championat in Ebreichsdorf geht am morgigen Samstag in die bereits vierte Runde. Dann stehen am Morgen ab 8.30 Uhr die Technikprogramme der Damen und Herren auf dem Programm. 10.30 Uhr fallen die ersten Medaillenentscheidungen im Junioren-Pas-de-Deux. Wer Gold, Silber und Bronze bei den U18-Einzelvoltigierern mit nach Hause nehmen darf, wird ab 12.30 Uhr (Damen) und 14 Uhr (Herren) ermittelt. 15.30 Uhr gehen die Juniorteams ins Rennen um den WM-Titel. Den Abschluss des Tages machen die Senior-Teams. Die Wettkämpfe werden morgen (letztmalig gratis) live im Internet unter https://tv.fei.org übertragen.
Alle Ergebnisse im Detail können Sie hier nachlesen.
Daniel Kaiser