Tierschutz

Berliner Kutschenpferde bekommen ab 30 Grad hitzefrei

Ein Artikel von Pamela Sladky | 14.05.2019 - 09:29
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Berliner Kutschenpferde vor dem Brandenburger Tor ©Victor - stock.adobe.com

Der Einsatz von Kutschen in Berlin ist seit Jahren heftig umstritten. Nun wurde ein neues Tierschutzpaket geschnürt, das dafür sorgen soll, dass die Pferde im modernen Cityleben mit zunehmend mehr Autos, Lärm und Abgasen nicht vollends unter die Räder kommen.

Ein Punkt der neuen Richtlinien ist, dass sämtliche Kutschfahrten unverzüglich einzustellen sind, sobald die Lufttemperatur einen Wert von 30 Grad im Schatten erreicht oder überschreitet. Zuvor waren bei solchen Temperaturen lediglich halbstündige Pausen alle zwei Stunden vorgeschrieben.
 

Täglicher Freilauf muss gewährleistet sein

Weniger öffentlichkeitswirksam, für die Pferde jedoch ungleich wichiger, ist ein anderer Punkt der neuen Richtlinien: Künftig muss jedes Pferd außerhalb der Einsatzzeiten vor der Kutsche die Chance auf zwei Stunden freie, selbstbestimmte Bewegung auf unbefestigtem Boden eines genügend großen Auslaufes bekommen. Ein bedeutender Schritt im Sinne des Pferdewohls.

Die Leitlinien für Pferdefuhrwerksbetriebe in Berlin gibt es bereits seit 2009. Diese hätten sich zwar grundsätzlich bewährt, angesichts der veränderten Rahmenbedingungen hätten sie jedoch einer Anpassung bedurf, erklärt Senator Dr. Dirk Behrendt. „Kutschfahrten in einer Millionenmetropole bedeuten enormen Stress für die Pferde. Im Sinne des Tierschutzes ist es daher erforderlich, klare Vorgaben im Sinne des Tierwohls zu machen. Dies dient auch dem Schutz aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer."

Bei schweren Verstößen oder mehrfacher Nichtbeachtung droht dem jeweiligen Pferdekutschenbetrieb ein Entzug der tierschutzrechtlichen Erlaubnis was einem Berufsverbot gleichkommt.
 

Wiener Fiaker bis 35 Grad auf der Straße

Wenn für Berlins Kutschenpferde künftig ab 30 Grad im Schatten Schluss mit dem Dienst auf der Straße ist, bleiben Wiener Fiakerpferde weiterhin angespannt. Hitzefrei gibt es für sie erst, wenn das Thermometer der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik am Wiener Stephansplatz die 35 Grad-Marke überschreitet. In Kraft ist diese Hitzeregelung seit 2016, tatsächlich Dispens haben die Pferde trotz der Rekordsommer der vergangenen Jahre jedoch nur selten erhalten. Tierschützer fordern deshalb eine Herabsetzung der Richttemperatur auf 30 Grad, wie sie nun in Berlin eingeführt wurde.