Tierschutz

Stark vernachlässigte Pferde entdeckt, für eines gab es keine Rettung

Ein Artikel von Pamela Sladky | 19.02.2020 - 08:16
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Die ältere der beiden Stuten litt augenscheinlich unter starken Schmerzen. Für sie gab es keine Rettung. © Judith Pein

Entdeckt worden war der Fall, nachdem sich eine junge Frau hilfesuchend an Vox-Tierschutz-Detektivin Judith Pein gewandt hatte. Als sie dem genannten Stall einen Besuch abstattete, bot sich der Tierschützerin ein schockierendes Bild: Von drei Pferden waren zwei stark verwahrlost, eines lag abgemagert unter augenscheinlich schlimmen Schmerzen im Stroh, unfähig aufzustehen. Die Hufe der Schimmelstute waren völlig deformiert und auf eine absurde Länge angewachsen. Eine zweite Stute fiel mit Verhaltensstörungen auf und hatte offene Kopfwunden.

Pein ließ sich vom Pferdehalter das Grundstück zeigen und machte verdeckte Aufnahmen. Das Stroh sei frisch gewesen und der Hof habe insgesamt einen aufgeräumten Eindruck gemacht, schildert die TV-Detektivin die Zustände vor Ort gegenüber Tag24.de. „Und dann liegen da diese degenerierten Tiere und leiden. Das ist wie im Horrorfilm.“

Ihre Aufnahmen legte sie dem zuständigen Veterinäramt vor, das sich kurze Zeit später selbst einen Eindruck von der Situation verschaffte. „Der Halter versuchte sich rauszureden“, berichtete Judith Pein im Gespräch mit Bild. Er sagte, sein Hufschmied habe ihn versetzt, er selbst sei einige Zeit im Rollstuhl gesessen und habe sich deshalb nicht so um die Pferde kümmern können, wie erforderlich, zudem sei seine Frau blind. Für Pein sind das „alles Ausreden. Er hätte nur beim Tierschutzverein anrufen müssen“, so die Tierschützerin.

Im Gespräch mit den Amtstierärzten zeigte sich der Halter einsichtig und gab auch an, sämtliche Kosten tragen zu wollen, die mit der Behandlung seiner Pferde auf ihn zukommen würden. Sein Stall wird künftig allerdings leer bleiben. Dem Mann wurde ein Pferdehaltungsverbot erteilt.

Die jüngere Stute mit den Kopfverletzungen und der Hengst wurden inzwischen in einer artgerechten Haltung untergebracht, für die Stute mit den 25 cm langen Hufen gab es jedoch keine Rettung mehr. Sie musste nach eingehender veterinärmedizinischer Untersuchung eingeschläfert werden.
 

Nicht das erste Mal

Der aktuelle Fall scheint nicht der erste Verstoß des Pferdehalters gegen das Tierschutzgesetz gewesen zu sein. So soll er bereits vor einigen Jahren wegen tierschutzrelevanter Missstände beim Veterinäramt auffällig geworden sein. Für Judith Pein ist unverständlich, warum der Stall danach nicht erneut kontrolliert worden ist. „Die Pferde litten da schon seit Jahren. Es hätte einfach auffallen müssen!“