Tierschutz

Rufe nach eigener Tierschutz-Polizei werden laut

Ein Artikel von Redaktion | 27.07.2022 - 12:11
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Die Inspektoren der britischen Tierschutzorganisation RSPCA gehen jährlich tausenden Beschwerden über Tierquälerei und Vernachlässigung ganz offiziell nach. © rspca.org.uk

Ein grausam ermorderter Schwan in der Brigittenauer Bucht an der Neuen Donau, ein vor laufender Kamera zu Tode getretener Jungfuchs - in den vergangenen Tagen haben erneut schwere Fälle von Tierquälerei für Aufsehen in Österreich gesorgt. Das Problem: Oft fehlt es der Polizei in Fällen wie diesen an den nötigen Kapazitäten, um die Täter zur Strecke zu bringen und einer gerechten Strafe zuzuführen. Derart abscheuliche Taten bleiben deshalb viel zu häufig ungesühnt. Eine Tierschutzpolizei könnte hier Abhilfe schaffen.

„Um Misshandlungen von Tieren zu vermeiden und aufzuklären, ist die Einrichtung einer Tierschutzpolizei oder einer Fachgruppe Tierschutz von dringender Notwendigkeit“, ist MMag. Dr. Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria, überzeugt.
 

Nicht genug Zeit für Recherchearbeiten

Seit der vergangenen Strafrechtsreform wurde der Strafrahmen für Tierquälerei (§222 StGB) von einem auf zwei Jahre erhöht. Die strengere Strafdrohung nützte jedoch nicht viel, wenn die Polizei oftmals nicht genügend Zeit für Recherchearbeiten aufbringen kann, moniert Petrovic. Als Folge müssten Tierschutzorganisationen in vielen Fällen Detektivbüro spielen – was sie freilich gar nicht dürfen. "Die Behörden – wie zum Beispiel die MA 60 in Wien – verlangen Namen und exakte Anschrift eines potenziellen Tierquälers, um tätig zu werden und Tierquälereien überhaupt nachzugehen“, erklärt Petrovic.

Eine derartige Auskunft erweist sich jedoch oft als unmöglich, verdächtige Personen seien in vielen Fällen so geschickt, dass sie sich eines direkten Zugangs zu ihrer Wohnadresse entziehen. Die Wohnadresse kann oft nur ausfindig gemacht werden, indem man meldende Privatpersonen bittet, dem mutmaßlichen Tierquäler heimlich zu folgen. „Auch das ist oftmals mit Gefahren verbunden und wir lehnen diese Vorgangsweise entschieden ab“, so Petrovic. Wichtige Zeugen, oft unmittelbare Nachbarn des verdächtigen Tierquälers, würden aus Angst vor möglichen Konsequenzen zudem häufig namentlich anonym bleiben wollen.

Tierschutz-Polizei in England

In Großbritannien gibt es für Fälle wie diese die Inspektoren der Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA). Gegründet im Jahr 1824 und damit fünf Jahre vor der "echten" Polizei Englands, ist sie die größte und älteste Tierschutzorganisation der Welt. Ihre Inspektoren gehen jährlich tausenden Beschwerden über Tierquälerei und Vernachlässigung nach. Gibt es Grund zur Annahme, dass eine Straftat begangen wurde, erstellen RSPCA-Beamten eine Fallakte, in der Beweise wie Zeugenaussagen, Fotos und tierärztliche oder andere Expertenratschläge gesammelt werden. Anders als die Polizei haben RSPCA-Inspektoren keine besonderen Beweisbefugnisse, jedoch schöpfen sie den gesetzlichen Rahmen aus, um sicherstellen zu können, dass alle gesammelten Beweise vor Gericht verwendet werden können. Nach Abschluss der Ermittlungen wird die Akte der Staatsanwaltschaft vorgelegt, die prüft, ob ein Fall strafrechtlich verfolgt werden sollte.

Die Erfahrungswerte aus England aber auch aus anderen europäischen Ländern wie Schweden, den Niederlanden oder Norwegen könnten genutzt werden, um Ähnliches auch hierzulande einzurichten, ist Ex-Grünen-Chefin Madeleine Petrovic überzeugt. "Wir bieten unsere Expertise an, um gemeinsam ein solches Modell für Österreich zu erarbeiten.“