Studie

Stopp, das ist mir zu viel: Therapiepferde können Schnauben als Kommunikationsmittel einsetzen

Ein Artikel von Redaktion | 23.01.2024 - 10:17
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Therapiepferde können lernen, mittels Schnauben auf eine Situation Einfluss nehmen. © www.slawik.com

Im deutschsprachigen Raum nehmen nach Angaben der Studie mehr als 1.600 Pferde aktiv an verschiedenen therapeutischen Programmen teil. Bisherige Forschungsarbeiten zur pferdegestützten Therapie haben ihren Schwerpunkt vorrangig auf den Auswirkungen auf die Patienten gelegt – nur wenige Studien hingegen widmen sich den Bedürfnissen der Pferde selbst. Als Folge mangelt es an Untersuchungen zu konkreten Methoden, um die Pferde im therapeutischen Umfeld optimal zu unterstützen.
 

Kommunikation als Schlüssel zur Entspannung

Anna Naber, Magdalena Völk und Roswitha Zink vom "Lichtblickhof" und Karin Hediger von der Universität Basel (Schweiz) haben dieses Thema nun in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt. „Schon bisher haben wir in der Therapiesituation versucht, Vetosignale zu etablieren, damit die Pferde signalisieren können ‚Stopp, das ist mir jetzt zu viel‘“, erklärt die klinische Psychologin Anna Naber, die am „Lichtblickhof“ als Equotherapeutin tätig ist, gegenüber der APA. Allerdings sei es in Therapiesituationen oft herausfordernd, diese zu erkennen, weil der Fokus auf den Patienten liegt.

Auf der Suche nach einem klaren und wahrnehmbaren Vetosignal stieß das Team auf die Möglichkeit, das Schnauben der Pferde gezielt zu nutzen. Dieser akustische Ausdruck, üblicherweise ein Zeichen der Entspannung, wurde durch die Studie als effektive Form der Kommunikation identifiziert.
 

Pferde nahmen gezielt Einfluss auf Situationen

Die Pilotstudie umfasste 20 Pferde, die über sechs Monate hinweg einmal pro Woche an einem Training teilnahmen. Das Ziel war es, den Pferden mittels positiver Verstärkung die "Schnaubkorrespondenz" beizubringen – ein Konzept, bei dem Schnauben als Strategie in der Kommunikation mit dem Menschen dient. Nachdem die Pferde verstanden hatten, wie sie ein Veto einlegen können, setzten sie das Schnauben nicht nur im Training, sondern auch in herausfordernden Situationen ein.

"Die Pferde schnaubten nach den sechs Monaten Training viel öfter, weil sie gemerkt haben, dass ihnen das physiologisch gut tut und sie auf eine Situation Einfluss nehmen können", so Naber. Als Konsequenz zeigten die Tiere weniger Stresssignale und mehr positive Emotionen. Weiterer Pluspunkt der "Schnaubkorrespondenz": Pferden mit chronischen Atemwegserkrankungen profitierten durch das tiefe Ausatmen beim Schnauben zusätzlich.
 

Förderung emotionaler und sozialer Fähigkeiten bei Kindern

Die "Schnaubkorrespondenz" ermöglichte nicht nur eine klarere Kommunikation zwischen Pferden und Therapeuten, sondern auch eine direkte Rückmeldung über den emotionalen Zustand des Pferdes für die Kinder und Jugendlichen in der Therapie. Diese Form der Kommunikation könnte dazu beitragen, das Lernen und die Entwicklung emotionaler sowie sozialer Fähigkeiten zu fördern.

Die Studie "Can equine communication via audible exhales improve the welfare of therapy horses? – A pilot practice project" von Anna Naber, Magdalena Völk, Roswitha Zink und Karin Hediger wurde in Fachmagazin "Human Animal Interactions" veröffentlicht.