Inclen BH unter seiner Reiterin Mimi Gochman im Großen Preis von Welltington Anfang des Jahres - nur der Detusche Olympiareiter Richard Vogel und Cydello konnten das aufstrebende US-Paar vom Siegen abhalten. © Sportfot
Beim Anblick des Elo-Climber-Rankings muss sich Gerhard Wippl immer noch kneifen. Ganz glauben kann er das, was dort schwarz auf weiß steht, noch nicht. Sein selbst gezogener Inclen BH, der in seinem Stall als „Staphael III“ geboren wurde, ist laut EquiRatings aktuell eines der besten zehnjährigen Springpferde - weltweit. Geritten von der US-Amerikanerin Mimi Gochman, FEI Rising Star des Jahres 2023, überzeugt der Braune regelmäßig auf 5*-Niveau.
„Von so einem Erfolg habe ich schon als Kind geträumt“, sagt Wippl. Damals, als er mit seinem Vater zur Hengstparade nach Stadl-Paura fuhr und Haflinger seine Welt waren, war ihm klar: „So ein Pferd will ich einmal haben.“ Gesagt, getan. Im zarten Alter von 18 Jahren startete Wippl seine eigene Zucht – nicht mit Haflingern, sondern mit Warmblutpferden. „Und irgendwie ist es mir geglückt, dabei sehr erfolgreich zu sein.“ Wie erfolgreich, das zeigt sich jetzt mit Inclen – aber auch schon davor.
Eine Familie von Siegern
Inclen BH entstammt einer Zuchtlinie, die sich schon mehrfach für Wippl bewährt hat. Seine Mutter, die Prämienstute Don’t Touch Donna (v. Raphael – Laretto B), ist eine überragende Vererberin. Vater ist kein Geringerer als Stakkato Gold – ein Name, der in der internationalen Springpferdezucht längst für Qualität steht. Aus dieser Anpaarung gingen insgesamt vier Hengste hervor: Staphael I, Staphael II, Staphael III, heute besser bekannt als Inclen BH, und der jüngste im Bunde, Staphael IV.
Staphael I wurde 2010 als Vierjähriger österreichischer Freispringchampion, gewann ein Jahr später das Bundeschampionat der Fünfjährigen und wurde 2012 gekört. Heute deckt er im Natursprung in Niederösterreich. Auch Staphael II, der 2014 geboren wurde, überzeugte früh: Freispringchampion der Vierjährigen, danach verkauft an Josef Weishaupt – und heute unter dem Sattel von Jolina Moser-Spitzenstätter erfolgreich in der Junioren-Tour.
Vom Bundeschampion zum Weltklassepferd
Auch Inclen BH zeigte früh, dass er Großes vorhat. 2020 wurde er Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde. Danach wechselte er den Besitzer – „relativ günstig“, wie Wippl heute offen sagt. Der Weg des Pferdes führte erst in die Slowakei, wo er unter Michaela Jeskova reihenweise Nullrunden produzierte. „Dann ist er für sehr viel Geld nach Dubai verkauft worden – und später für sehr viel mehr Geld nach Amerika“, so Wippl.
Seit 2023 wird Inclen dort von der jungen US-Amazone Mimi Gochman geritten. Das Duo harmonierte auf Anhieb. Nach nur drei Monaten startete das Paar bereits seine ersten 5*-Turniere, inzwischen gehört es zu den besten Kombinationen, die die USA zu bieten haben. Allein in der aktuellen Saison holte das Duo fünf Top-5-Platzierungen über 1,55 und 1,60 m, darunter Rang drei im $400.000-Grand Prix von Lexington und zuletzt Platz fünf im Großen Preis von New York. In der FEI-Weltrangliste „Jumping Combination“ rangieren Gochman und Inclen aktuell auf Platz 22.
Inclen BH und Mimi Gochman bei einem ihrer bislang größten Erfolge: Platz 3 im mit 400.000 Dollar dotierten 5*-Grand Prix von Lexington © Winslow Photography LLC
Gerhard Wippl verfolgt das Geschehen mit Staunen. „Erst neulich sitze ich daheim und schaue mir die Global Champions Tour in den USA an. Plötzlich kommt mein Pferd – mein Staphael III – ins Bild. Der Kommentator nennt ihn und seine Reiterin die Entdeckung des Turniers, zählt die Abstammung auf, und dann fällt mein Name als Züchter. Da ist mir die Ganslhaut rauf- und runtergelaufen.“ Den Verkauf für vergleichsweise wenig Geld bereut er nicht. „Die Werbung, die dieses Pferd heute für mich macht, ist unbezahlbar.“
Ein Zuchterfolg für Österreich
Zwei Vollgeschwister von Inclen BH hat Wippl noch im Stall: eine fünfjährige Stute – „ein Geschenk an meine Frau, unverkäuflich“, wie er betont – und Staphael IV. Der ist jetzt dreijährig und wird gerade anlongiert. „Den bereiten wir auf die Körung im nächsten Jahr vor“, sagt Wippl. Unterstützung bei der sportlichen Förderung seiner Pferde bekommt er von Patrick Lam, mit dem er seit einiger Zeit zusammenarbeitet.
Wippls Leidenschaft für die Zucht ist ungebrochen, mit den Erfolgen von Inclen vielleicht sogar noch gewachsen. „Inclen ist mehr als ein züchterischer Erfolg“, sagt er. „Er ist ein Botschafter. Für unsere Zucht – und für die Pferdezucht in Österreich.“
