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Studie zeigt: Routinemäßiges Kraulen macht Mensch und Pferd glücklicher

Ein Artikel von Eva Schweiger | 13.08.2021 - 17:07
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© www.Slawik.com

"Was für ein Genuss!", scheint das typische Putzgesicht von Pferden zu sagen. Wir wissen: Soziale Fellpflege sorgt bei Pferden für emotionale Bindung, Entspannung und Glücksgefühle. Wer schon einmal zwei Pferde dabei beobachtet oder sogar selbst die kraulende Hand angelegt hat, dem ist das genüssliche Gesicht mit der vorgestreckten Oberlippe und den halb geschlossenen Augen sicher in bester Erinnerung. Die meisten Pferde können selbst einem Menschen gegenüber nicht an sich halten und kraulen hingebungsvoll zurück. Eine schöne, verbindende Erfahrung für Pferd und Mensch – und eine, die man in die tägliche Routine einbauen dürfte.

Das zumindest finden Jo White und Ruth Sims in ihrer Studie „Improving Equine Welfare through Human Habit Formation“ . Die beiden Britinnen gingen der Frage nach, wie sich bei Menschen, die sich routinemäßig um Pferde kümmern, Gewohnheiten einführen lassen, die zum Wohlbefinden der Tiere beitragen. Sie gingen davon aus, dass diese Gewohnheiten leicht und ohne großen (Denk-)Aufwand in die Pferdepflege integrierbar sind, wenn sie einmal automatisiert und an einem bestimmten Punkt im täglichen Ablauf etabliert sind. So wie das Hufeauskratzen automatisch nach dem Reiten erledigt wird, könnte auch das Kraulen des Pferdes zu einem normalen, unverzichtbaren Handgriff werden.

Der Vorteil: Es würde dann viel sicherer regelmäßig ausgeführt und nicht nur ab und zu, wenn Mensch oder Pferd gerade daran denken. Und nachdem diese verbindende, wohltuende Erfahrung positive Auswirkungen auf beide hat, würde sich das wirklich lohnen.

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Es dauert nicht lange, bis das Kraulen einfach jeden Tag dazugehört...

Die 48 Studienteilnehmer:innen jedenfalls zeigten den Forscherinnen, dass ihnen das Kraulen innerhalb von 30 Tagen wirklich in Fleisch und Blut überging. Dabei halfen die Pferde tatkräftig nach: Nach einiger Weile wussten auch sie die Krauleinheiten von ihren Menschen zu verlangen. Das wiederum motivierte die Proband:innen besonders, täglich zu kraulen.

Die Schlüsse, die die Studienautorinnen aus den Ergebnissen ihrer Untersuchung ziehen, geben Anlass für weitere Forschung: Nachdem Routinen und Gewohnheiten in der Tierpflege so zentral sind, könnte die Integration von vielen weiteren solcher positiver, beglückender Abläufe einen großen Unterschied machen. Füllt man die tägliche Routine mit ein paar Tätigkeiten auf, die Mensch und Pferd gut tun und sie entspannen, kann das eigentlich nur gute Auswirkungen haben, meinen die Forscherinnen. 

Sogar dort, wo bereits bestehende Routinen zu Tierleid oder Missmanagement führen, sehen die Wissenschaftlerinnen Potential für Verbesserung: Die Macht der Gewohnheit ist groß, was also einmal verbessert ist, bleibt tendenziell auch so. Es geht darum, eine Weile lang den Mehraufwand auf sich zu nehmen und Neues einzuführen. Dann läuft es bald wie am Schnürchen ganz von selbst und das Wohlbefinden aller Beteiligten steigt automatisch. Der schwierigste Schritt ist meistens der allererste. Im Fall des Kraulens kann davon aber wohl wirklich keine Rede sein...